Umfrage der ALMI
Lahrer Unternehmer blicken mit Sorge in die Zukunft
Lahr (st). Die Arbeitsgemeinschaft Lahrer Mittelständischer Industrieunternehmen (ALMI) hat die Ergebnisse ihrer jährlichen Umfrage vorgestellt. Insgesamt haben sich in diesem Jahr 22 Mitgliedsunternehmen daran beteiligt, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Unternehmen gehören den unterschiedlichsten Branchen an und beschäftigen rund 4.000 Mitarbeiter in Lahr.
Wie in den vergangenen Jahren, so hatte auch die nun vorliegende Umfrage zu Beginn dieses Jahres das Ziel, Erkenntnisse über die wirtschaftliche Lage der Lahrer Industrie im abgelaufenen Jahr 2021 zu erlangen und die für das neue Jahr 2022 formulierten Erwartungen abzufragen. Die spannende Frage war, ob der diesjährige Bericht aus den Unternehmen eine Antwort darauf geben kann, inwieweit die regionale Industrie auch im zweiten Jahr der Pandemie nach wie vor mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen hatte oder ob auch andere Themen mittlerweile wieder stärker in den Fokus gerückt sind.
Geschäftslage wie vor der Pandemie
Das Jahr 2021 verlief für den Großteil der befragten Unternehmen der ALMI besser als erwartet, doch neben Corona drängten sich weitere Themen in den Vordergrund, die die Unternehmer mit großer Sorge in die Zukunft blicken lassen.
Nach Auswertung aller eingegangenen Fragebögen ist festzuhalten, dass sich die Aussagen im Rückblick auf die allgemeine Geschäftslage in 2021 quasi wieder auf das Niveau vor Ausbruch der Pandemie entwickelt haben. Denn während lediglich drei Unternehmen unzufrieden waren, so berichteten die übrigen - zu nahezu gleichen Teilen - von einer zufriedenstellenden oder sogar guten allgemeinen Geschäftslage im abgelaufenen Jahr. Auch der Blick auf zwei wichtige wirtschaftliche Kennzahlen, nämlich die Umsatzentwicklung und die Ertragssituation, unterstreicht die Aussage, dass sich die Betriebe trotz aller Befürchtungen und Ungewissheiten in den vergangenen zwölf Monaten besser entwickelt haben als erwartet.
Hinsichtlich der Umsatzentwicklung gibt es im Vergleich zum Vorjahr deutliche Verschiebungen, sozusagen ein spiegelverkehrtes Bild. Denn der prozentuale Anteil der Unternehmen, die für 2021 noch unveränderte Umsätze vermelden konnten, blieb annähernd konstant. Doch mehr als die Hälfte konnten erfreulicherweise ihre Umsätze wieder steigern. Ein Wert, der sogar noch deutlich über dem Prognosewert liegt. Somit halbierte sich dann auch die Zahl der Betriebe, die im Vorjahr noch mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen hatten.
Ein ähnliches, wenngleich nicht ganz so drastischen Bild, zeigt sich auch beim Blick auf die Ertragssituation in den Unternehmen. Waren noch knapp ein Drittel aller Betriebe im Vorjahr mit ihren Erträgen unzufrieden, so konnte dieser Wert auf unter 25 Prozent gesenkt werden. Im gleichen Zuge erhöhte sich deutlich die Zahl derer, die ihre Ertragslage, im Vergleich zum Vorjahr, nicht nur halten, sondern sogar verbessern konnten.
Stark gestiegene Preise
Anzumerken ist, dass man die Pandemie und deren Folgen mittlerweile doch sehr viel differenzierter betrachten muss. Beispielsweise die Preissituation, die an erster Stelle als Grund genannt wird. Gemeint sind hier insbesondere die Preise für Vorprodukte, Rohstoffe und Energie, die sich gerade im zweiten Halbjahr 2021 in astronomische Höhen entwickelt haben, mit denen die Unternehmen so nicht unbedingt rechnen konnten. Diese bis heute anhaltende Preisexplosion ist sicherlich einer coronabedingten Verknappung bei wichtigen Rohstoffen zuzuschreiben, einhergehend mit einer Unterbrechung von entsprechenden Lieferketten.
Auch der Mehrjahresvergleich der Jahre 2019 bis 2021 macht abschließend nochmals deutlich, wie sehr sich solch ein einschneidendes Ereignis, welches uns seit Beginn des Jahres 2020 unaufhörlich beschäftigt, auf die Ergebnisse der Unternehmen auswirken kann. Er zeigt auf der anderen Seite aber auch, dass man mit schnellen, effektiven und zielgerichteten Maßnahmen aller Beteiligten solch eine unverhoffte Herausforderung auch wieder gemeinsam bewältigen kann.
Wo sehen die Unternehmen die größten Risiken?
Neben dem Thema Fachkräftemangel, welches die Unternehmen seit vielen Jahres umtreibt, wurden bei der letztjährigen Umfrage die Corona-Pandemie sowie die damit zusammenhängende Gefahr einer einbrechenden Inlandsnachfrage am häufigsten genannt, wenn es um die Einschätzung hinsichtlich der aktuellen Risiken für ihr eigenes Unternehmen geht.
In diesem Jahr werden die Top-Plätze von den Themen eingenommen, die in den vergangenen Jahren meist eine eher untergeordnete Rolle gespielt haben. Die Kosten für Energie beispielsweise gaben zwar in der Vergangenheit immer wieder Anlass zur Sorge, doch gerade in den vergangenen Jahren sah man darin kein großes Risiko mehr beziehungsweise es gab eine gewisse verlässliche Planungssicherheit.
Ganz oben steht die Lieferproblematik bei Vorprodukten und Rohstoffen. Auch ein Punkt, über den sich die Betriebe in den vergangenen Jahren keine großen Gedanken machen mussten und der somit auch folgerichtig in der Umfrage so noch nie abgefragt wurde. Doch vielleicht hatten die Unternehmer zum Zeitpunkt der Befragung bereits eine gewisse Vorahnung, dass genau diese Themen aufgrund der sich abzeichnenden und nun zur traurigen Realität gewordenen Situation in Osteuropa nicht nur die Lahrer Unternehmen vor immense Herausforderungen stellen werden.
Coronabedingte Auswirkungen
Das Jahr 2020 und insbesondere der Beginn der Pandemie war meist dadurch geprägt, dass aufgrund des länderüber-greifenden Lockdowns vorhandene Aufträge oftmals über Nacht storniert wurden oder der generelle Auftragseingang stark rückläufig war. Für das Jahr 2021, das Jahr zwei der Pandemie, scheint sich abzuzeichnen, dass die Unternehmen nun sozusagen mit den zeitversetzten Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen hatten. Hierbei geht es hauptsächlich um die unzureichende Versorgung mit Materialien, Betriebsmitteln, Vorprodukten und Komponenten.
So wie es aussieht, steht trotz Corona-Impfung auch das Problem des coronabedingten Personalausfalls aufgrund von Quarantäne oder Isolation nach wie vor auf der täglichen Agenda der Unternehmen. Zumindest berichten mehr als die Hälfte davon.
Erfreulicherweise konnten viele der befragten Unternehmen die Maßnahmen, die sie im Laufe der Pandemie zur Bewältigung der genannten Auswirkungen umgesetzt hatten, zurückfahren. Selbstverständlich soll aber nicht der Eindruck entstehen, dass die Corona-Pandemie mittlerweile keinen Einfluss mehr auf die Betriebe hat. Doch die Arbeitswelt hat in den vergangenen 24 Monaten gelernt, mit dieser Pandemie im Rahmen der täglichen Abläufe entsprechend umzugehen.
Auch hinsichtlich der Impfquote haben die Unternehmen in den zurückliegenden Monaten viel Aufklärung und zum Teil große Eigeninitiative gezeigt. Man kann davon ausgehen, dass sich die ohnehin schon gute Impfquote zum Zeitpunkt der Befragung mittlerweile nochmals verbessert haben dürfte.
Ausblick auf das laufende Jahr
Der Ausblick auf das laufende Jahr ist zweigeteilt. Zum einen scheinen die Folgen der Corona-Pandemie mittlerweile beherrschbar zu sein. Auf der anderen Seite warten neue Herausforderungen auf die ALMI-Unternehmen.
Bei den Prognosen für das laufende Jahr 2022 sind die ALMI-Unternehmen, jedenfalls im Vergleich zu den Vorjahreswerten, deutlich mutiger. Keines der befragten Unternehmen geht davon aus, dass sich die Umsätze in 2022 rückläufig entwickeln werden. Im Gegenteil, rund 60 Prozent rechnen sogar mit steigenden Umsätzen. Das sah zu Beginn des vergangenen Jahres noch ganz anders aus.
Bei der Frage nach ihrer Personalplanung ergibt sich ein ähnliches Bild. Nur noch ein Unternehmen plant die Anzahl seiner Beschäftigten im laufenden Jahr zu reduzieren, während zwei Drittel diese beibehalten möchte. Und gut 25 Prozent möchten ihre Belegschaft sogar ausbauen.
Deutliche Verschiebungen, im Vergleich zum Vorjahr, gibt es auch hinsichtlich der abgefragten Investitionsabsichten. Hier scheint die Unsicherheit, die größtenteils auf die Corona-Pandemie zurückzuführen war, mehr und mehr zu weichen. Denn mit lediglich einer Ausnahme planen die Betriebe im laufenden Jahr wieder vermehrt zu investieren. Hauptmotiv der Investitionen bleibt nach wie vor der Ersatzbedarf, gefolgt von den Investitionen in die Digitalisierung.
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