Ausgrabungen in Dinglingen
Mauer lässt auf Gebäude schließen
![Bis Ende des Jahres will das Landesamt für Denkmalpflege in Dinglingen weiter nach Fundstücken aus der Römerzeit graben. | Foto: Horst Kröber](https://media04.stadtanzeiger-ortenau.de/article/2019/08/02/1/47451_L.jpg?1564753545)
- Bis Ende des Jahres will das Landesamt für Denkmalpflege in Dinglingen weiter nach Fundstücken aus der Römerzeit graben.
- Foto: Horst Kröber
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Lahr (krö). Im Vorfeld einer geplanten Wohnbebauung wird seit dem 8. Juli in Lahr im Bereich der Leopoldstraße eine einst inmitten des römischen Vicus von Lahr-Dinglingen gelegene Fläche von rund 1.200 Quadratmetern archäologisch untersucht.
Unter dem Humus der in der Neuzeit hier angelegten Kleingärten haben sich Befunde aus der Römerzeit hervorragend konserviert. Die römische Siedlung von Dinglingen war schon einmal über ein Jahrzehnt lang, von 1991 bis 2002, ein Grabungsschwerpunkt der Außenstelle Freiburg im damaligen Landesdenkmalamt Baden-Württemberg. Damals wurden auf einer Fläche von knapp einem Hektar dichte Siedlungsspuren mit geschätzten 200.000 Einzelobjekten freigelegt, darunter auch sensible Objekte wie botanische Großreste und hölzerne Architekturteile aus einigen Tiefbrunnen, die sich unter Luftabschluss erhalten hatten.
Straßenvicus
Die nachgewiesene Siedlungsfläche in Dinglingen beträgt ungefähr 600 auf 200 Meter, so dass man vermutlich von einem Straßenvicus mit streifenförmigen Hausparzellen rechts und links der Hauptstraße ausgegangen ist. Bei einem Vicus handelt es sich um eine Siedlung mit kleinstädtischem Charakter in den nördlichen Provinzen des Römischen Reiches. Der wirtschaftliche Schwerpunkt solcher Siedlungen lag in gewerblicher Produktion, Handwerk, Dienstleistungen und Handel.
So war man sich sicher, auch jetzt wieder einiges an Fundstücken ans Licht zu bringen. Über den Stand der Dinge berichteten die Verantwortlichen in einem Pressegespräch. „Wir sind unverhofft in dieses Abenteuer gestolpert“, so Bürgermeister Tilman Petters.
Rettungsgrabungen
„Im September 2018 hat man knapp unter der Erdoberfläche etwas gefunden, was diese Rettungsgrabungen veranlasst hat,“ so Landeskonservator Dr. Jörg Bofinger vom Landesamt für Denkmalpflege (LAD). Dr. Gertrud Kuhnle vom LAD sowie Francisco Gómez von der Grabungsfirma erläuterten die Grabungsfunde. „Wir waren uns sicher, dass wir was finden, wussten allerdings nicht was,“ so Kuhnle.
Was bis jetzt freigelegt wurde ist eine Mauer, die darauf schließen lässt, dass es sich um Überreste eines Gebäudes handelt, von dem man der Größe wegen annimmt, dass es ein öffentliches Gebäude gewesen sein könnte. Eine ganze Menge Ziegel zeugen davon, dass das Dach eingebrochen war. Anhand früherer Ausgrabungen und Rekonstruktionen versuchte man bildhaft zu verdeutlichen, wie es ausgesehen haben könnte. Real waren allerdings etliche Fundstücke, wie Fragmente eines Kruges, Schuhnägel, „Lahrer Ware“ und diverse Kleinteile, die darauf schließen lassen, dass es sich um eine lebendige Siedlung gehandelt haben muss.
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