IBG Lahr stattet Schüler mit Tablets aus
Digitale Medien halten Einzug ins Klassenzimmer
Lahr (st). Während es in den vergangenen Jahren meist skandinavische Länder waren, die als Vorbilder in Sachen Bildung herhalten mussten, haben Politiker und Wissenschaftler neuerdings ein anderes Bildungsmusterland ausgemacht: Estland. Hier werden seit geraumer Zeit flächendeckend digitale Medien in den Unterricht integriert – Schüler lernen mit Tablets, Lehrer führen ein elektronisches Klassenbuch. Deutschlands Schulen, so der allgemeine Tenor, hinken in Sachend Digitaler Bildung dagegen gnadenlos hinterher. Ein Urteil, das sicherlich nicht auf das Integriertes Berufliches Gymnasium (IBG) Lahr zutrifft, zumal es seit Anfang des aktuellen Schuljahres als eine von 45 Schulen in Baden-Württemberg am Projekt „Tablet BS“ teilnimmt.
Zwei Eingangsklassen (Klasse 11) des IBG wurden gleich in der ersten Schulwoche komplett mit Tablets ausgestattet. Auch die Schüler im Wahlfach „Privates Vermögensmanagement“ erhielten jeweils ein Gerät, sodass derzeit rund 70 Schüler und 15 Lehrkräfte an dem Schulversuch beteiligt sind. Darüber hinaus verfügt das IBG über 50 weitere Geräte, die als Klassensatz oder Einzelgerät flexibel eingesetzt werden können. Ziel des Schulversuches ist es herauszufinden, ob und inwiefern der Einsatz digitaler Medien den Unterricht an beruflichen Gymnasien bereichern kann. Daneben geht es aber auch darum, die Schüler auf die Herausforderungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt vorzubereiten und ihre Medienkompetenz zu fördern.
Bei der Planung und Auswertung von digitalem Unterricht werden die beteiligten Schulen nicht allein gelassen, sondern von der Uni Hamburg wissenschaftlich begleitet. Gerade im audiovisuellen Bereich bieten digitale Medien wie Tablets viele neue Möglichkeiten, die auch im Unterricht sinnvoll genutzt werden können. So können die Schüler Präsentationen, Erklärvideos oder Graphiken erstellen und diese unmittelbar mit anderen teilen. Darüber hinaus können sie eigene digitale Schulbücher zusammenstellen, Internetrecherchen durchführen, an Online-Tests teilnehmen oder mithilfe entsprechender Lern-Apps spielerisch Vokabeln lernen. Den Lehrern wiederum bietet sich die Möglichkeit, ihre Schüler individuell zu fördern, indem sie ihnen per Knopfdruck Zusatzmaterialien bereitstellen. Außerdem können sie über die Schul-Cloud Unterrichtsmaterialien austauschen und problemlos Daten in das elektronische Klassenbuch einpflegen, das am IBG übrigens bereits vor sieben Jahren eingeführt wurde.
Beim Einsatz der Tablets im Unterricht folgt die Schule der von Kultusministerin Eisenmann ausgegebenen Devise, nach der pädagogische Überlegungen dem Medieneinsatz vorangehen müssen. So werden die Tablets als ein Arbeitsmedium unter vielen verstanden und kommen nur dann zum Einsatz, wenn sie gegenüber anderen Medien oder Methoden einen pädagogischen Mehrwert bieten. Auch das klassische Schulbuch kommt in den Tabletklassen also noch regelmäßig zur Verwendung und Versuche in den Naturwissenschaften finden weiterhin analog statt und nicht digital.
Der Schulversuch „Tablet BS“ ist auf insgesamt fünf Jahre angelegt, sodass auch in den kommenden beiden Schuljahren jeweils zwei Eingangsklassen mit Tablets ausgerüstet werden. Alle Schüler am Wirtschaftsgymnasium International nehmen automatisch am Schulversuch teil. Für die übrigen Geräte können sich Schüler vom Sozialwissenschaftlichen Gymnasium bewerben. Da der Schulversuch sowohl vom Kultusministerium als auch vom Ortenaukreis als Schulträger des IBG finanziell unterstützt wird, erhalten die Schüler ihre Tablets als Leihgeräte kostenfrei.
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