Ihr Begleiter durch die Woche
Die närrische Zeit endet, die Narren bleiben
Die närrischen Tage sind vorbei. Die Narren bleiben. So etwa die närrische Schülerin an einem Gymnasium, die hinter jede Frage in ihrer Chemiearbeit schrieb: „Die Antwort ist Jesus, denn Jesus ist die Antwort auf alles“.
So einfach kann man sich das machen. Aber ganz so einfach ist es doch nicht. Jesus füllt nicht gerne die Wissenslücken unserer Faulheit. „Gott ist kein Lückenbüßer“ schreibt Dietrich Bonhoeffer einmal. Bei der Schülerin leuchtet uns sehr ein, wie richtig dieser Satz ist. Doch häufig machen wir einen ähnlichen Fehler. Wir lassen Gott nur da gelten, wo wir selbst nicht mehr weiter wissen. Damit machen wir es uns zu leicht und schieben Gott an die Grenze unseres Lebens, er wird zur Randfigur ohne echte Bedeutung. Zu einer Randfigur wie der alte Holzmichel, von dem während der Fasnacht an vielen Orten gesungen wurde. Im Refrain heißt es „lebt denn der alte Holzmichel noch?“ Ob der alte Holzmichel noch lebt, das ist mir ziemlich egal. Aber ob der alte Gott noch lebt, halte ich für eine zentrale Frage.
In Sasbachwalden gibt es eine Weinlage, die heißt der „alde Gott“. Die Legende besagt, dass nach den Verwüstungen des 30-jährigen Krieges ein junger Mann überraschend einem Mädchen begegnet. Da soll er ausgerufen haben „der alde Gott lebt noch“. Plötzlich waren dann wieder Zukunft und Hoffnung da.
Ja, er lebt, der alte Gott. Aber er ist nicht dazu da, die Lücken im Wissen der Schülerin zu stopfen. Er füllt auch nicht die weißen Flecken unserer Erkenntnis. Er lebt und deshalb leben wir, deshalb haben wir eine Zukunft. Das ist die entscheidende Antwort – allerdings nicht für die Chemiearbeit. Dort ist diese Antwort einfach nur närrisch.
Hans-Georg Dietrich
Evangelischer Schuldekan
für die Kirchenbezirke
Lahr und Offenburg
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