Klimapartnerschaft Lahr-Alajuela
Deutsch-spanische Umweltbildungsmaterialien
Lahr (st). Sie sind hellblau und fröhlich, sie heißten Go-tica und Tröpfi und sind die Hauptdarsteller in neuen Bildungsmaterialen, die jetzt in einem gemeinsamen Projekt in Lahr und Alajuela entstanden sind. Die Geschichten der Wassertropfen bilden die Grundlage für die Arbeit und Auseinandersetzung mit den Themen Wasser, biologische Vielfalt, Ökosystem Wald und Klimawandel. Lehrende, pädagogische und erziehende Fachkräfte und andere Multiplikatoren haben damit Materialien für eine praxisorientierte Umweltpädagogik in Kindergärten, Schulen und anderen Umweltbildungsstätten an der Hand.
Erfahrungsaustausch
„Die wichtigen Zukunftsthemen Umwelt- und Klimaschutz sowie Klimaanpassung betreffen Lahr und Alajuela, darum möchten wir zum gegenseitigen Nutzen unsere Erfahrungen austauschen.“ Dies erklärten beide Stadtoberhäupter 2012, als die gemeinsame Städtepartnerschaft thematisch erweitert und zur Kommunalen Klimapartnerschaft wurde. Mit diesem Ansatz wurden jetzt die Bildungsmaterialien erarbeitet.
In allen Bildungsplänen ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) eine Leitperspektive. Gemeint ist eine Bildung, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigt. Sie ermöglicht es jedem Einzelnen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Materialien mit dieser Leitperspektive sind jedoch im Grundschulbereich bisher kaum vorhanden. Mit den gemeinschaftlich entwickelten Materialien kann eine bedeutende Lücke in Costa Rica und Deutschland geschlossen werden.
Go-tica und Tröpfi
Mit den Abenteuern der Wassertropfen Go-tica und Tröpfi lassen sich auf spannende und unterhaltsame Weise Kernanliegen vermitteln, wie beispielsweise Einfühlungsvermögen in unserer Umwelt und die jeweilige Tier- und Pflanzenwelt sowie Bereitschaft zu Engagement und zum Übernehmen von Verantwortung. Wasser ist von zentraler Bedeutung für das Leben auf der Erde und eine sichere und hygienische Trinkwasserversorgung ist eine wichtige Voraussetzung für ein menschenwürdiges und gesundes Leben. Über einen emotionalen Bezug zu den personalisierten Wassertropfen bekommen die Kinder Lust und Freude daran, sich mit dem Thema zu befassen, sowohl mit einem Heimatbezug als auch mit einem globalen Bezug. Handlungs- und erlebnisorientierte Aktivitäten sollen die Arbeit mit den Geschichten ergänzen. Die Bildungsmaterialien können dann das Wissen steigern, Kompetenz, Eigenverantwortung und Engagement fördern und Handlungsoptionen aufzeigen.
Bildungsmaterialien
Das Bildungsmaterialien-Set wird interessierten Personen und Organisationen gegen eine Schutzgebühr von zehn Euro zur Verfügung gestellt. Das Set enthält:
· ein 100-seitiges Buch mit der Geschichte des costa-ricanischen Wassertropfens „Die Reise von Go-tica in Costa Rica“ und die Geschichte des Lahrer Wassertropfens „Die Abenteuer von Go-tica und Tröpfi in Deutschland“ jeweils auf Deutsch und auf Spanisch,
· die Figuren Go-tica, Tröpfi und Kliwa als Handpuppen
· sechs Themenblätter zu Wasserkreislauf, Trinkwassergewinnung, Abwasserreinigung, Biodiversität, Landwirtschaft und Klimawandel,
· acht Infoblätter zu Tier- und Pflanzenarten aus Deutschland und Costa Rica und
· ein 34-teiliges Tier- und Pflanzenmemory mit 17 Tier- und Pflanzenarten aus Deutschland und Costa Rica.
Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist die Aus- und Fortbildung von Multiplikatoren, die dann wiederum ihr Wissen weiter verbreiten in Kindergärten, Schulen, Umweltbildungsstationen und Universitäten. Ziel der Weiterbildungen ist es, den Multiplikatoren sowohl inhaltliche als auch methodische Hilfestellungen zu geben, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den Themen Wasser, Biodiversität, Ökosystem Wald und Klimawandel in Kombination mit dem interkulturellen Thema Costa Rica und Deutschland erarbeiten zu können.
Workshops
In Alajuela wurden mit den Materialien in mehreren Workshops schon 78 Personen zu Multiplikatoren ausgebildet und zertifiziert. Durch deren Umweltbildungsveranstaltungen wiederum, wurden bereits mehr als 1.150 Personen zu den Themen Wasser, Biodiversität, Ökosystem Wald und Klimawandel informiert und deren Bewusstsein hierfür gesteigert. In der Lahrer Region sind in mehreren Workshops 81 Personen zu Multiplikatoren ausgebildet und zertifiziert worden. Da es ein großes Interesse und eine große Nachfrage zu dem Bildungsprojekt gibt, werden auch weiterhin Fortbildungen in beiden Ländern angeboten.
Die Umweltbildungsmaterialien wurden von der Ökologiestation Lahr des Jugendwerks Ortenaukreis e. V. in Zusammenarbeit mit Stefanie Eissing, Consultant für Bildung, Naturschutz und Entwicklung sowie der Universidad técnica nacional (UTN) und der Universidad nacional (UNA) in intensiver und engagierter Zusammenarbeit erstellt und in der Praxis erprobt. Koordiniert und betreut wurde das Projekt von der Stabsstelle Umwelt in Lahr und dem Umwelt- und Planungsamt in Alajuela. Tatkräftig unterstützt wurde das Projekt durch den Freundeskreis Alajuela-Lahr e. V.
Das Projekt „Nachhaltiger Schutz der Trinkwasserquellen für die Bevölkerung von Alajuela durch Aufforstung und Umweltbildung“ wurde gefördert von Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
"Auf Augenhöhe"
Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller: „Bei diesem weiteren Projekt unserer Klimapartnerschaft haben Lahr und Alajuela durch die praxisorientierte Zusammenarbeit auf Augenhöhe von den Kenntnissen und Erfahrungen des Partners gelernt und Nutzen gezogen. Mit den umweltpädagogischen Materialien und Aktionen der Multiplikatoren wird das Bewusstsein für den Wasserkreislauf, den Wald, die Biodiversität und den Klimawandel und den Einfluss der Menschen darauf geschärft und zu einem nachhaltigen und verantwortungsbewussten Handeln angeleitet und ermuntert. Die schon jetzt gute Nachfrage nach diesen Umweltbildungsmaterialien freut uns sehr. Die Materialien dienen nicht nur zur Umweltbildung, sondern da sie zweisprachig angelegt sind, auch zur Sprachschulung. Mit diesem Projekt möchten wir auch für andere Kommunen mit ähnlicher Zielsetzung eine Vorbildfunktion einnehmen und geben gerne unser Wissen weiter. Wir leisten mit diesem Projekt auch einen guten Beitrag zu den vom Gemeinderat unterstützten Nachhaltigkeitsentwicklungszielen (SDG) der Agenda 2030, so zum Beispiel beim SDG 4 Hochwertige Bildung, SDG 6 Sauberes Wasser, SDG 11 Nachhaltige Städte, SDG 13 Maßnahmen zum Klimaschutz und natürlich SDG 17 Partnerschaften zur Erreichung der Ziele. Im Namen aller Projektbeteiligten wünsche ich allen Nutzenden der Materialien viel Freude und Erkenntnisgewinn.“
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