Infobest Kehl/Strasbourg berät und informiert grenzüberschreitend
Hilfe auf dem Weg durch die Institutionen zweier Länder

Cindy Schildknecht, Larissa Hirt, Bastien Candelier (alle Infobest Kehl, v.l.), Catherine Graef-Eckert, Vizepräsidentin und Frank Scherer, Präsident der Infobest Kehl/Strasbourg. | Foto: Foto: gro
  • Cindy Schildknecht, Larissa Hirt, Bastien Candelier (alle Infobest Kehl, v.l.), Catherine Graef-Eckert, Vizepräsidentin und Frank Scherer, Präsident der Infobest Kehl/Strasbourg.
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Kehl. Die Infobest Kehl gibt es bereits seit 1993. Als durch das Schengener Abkommen die Mobilität
innerhalb Europas wuchs, erkannte man die Notwendigkeit einer
grenzüberschreitenden Beratungsstelle für die Bürger an der
deutsch-französischen Grenze. Denn auch, wenn es nun kein Problem mehr
war, die Ländergrenzen zu überschreiten, so manche bürokratische Hürde
musste erst genommen werden. Viele Regelungen, die im eigenen Land
selbstverständlich sind, werden im Nachbarland anders gehandhabt.

"Wir wollen die Infobest in der Bevölkerung bekannter machen", nannte der
Ortenauer Landrat Frank Scherer, seit Juni 2015 turnusmäßig Präsident
der Infobest, ein Ziel für das neue Jahr. Denn 43 Prozent der Menschen,
die das Angebot in Anspruch nehmen, hätten durch ihren Bekanntenkreis
von der Infobest erfahren. 29 Prozent der Beratungsuchenden waren schon
einmal da und kamen wieder. "Wir haben ein Defizit bei der Kommunikation
und wollen die Öffentlichkeitsarbeit verbessern", kündigt Scherer an.

Im Augenblick ist die Infobest Kehl/Strasbourg vor allen Dingen eine
zentrale Anlaufstelle für Bürger bei allen grenzüberschreitenden Fragen.
"Wir hatten 4735 Anfragen im Jahr 2015", so Cindy Schildknecht, eine
von drei Beratern in der Villa Rehfus in Kehl, wo die Beratungsstelle
angesiedelt ist. "Die meisten haben unsere klassische Themenbereiche wie
Steuern, Krankenversicherung, Rente, aber auch Probleme mit den
Familienkassen der beiden Länder betroffen. Fast 50 Prozent der Anfragen
haben mit dem Status der Grenzgänger zu tun." Es gebe allerdings auch
immer wieder außergewöhnliche Anfragen: So wollte eine Dame, die in Kehl
lebt, deren Kinder ihren Wohnsitz aber in Frankreich haben,
sicherstellen, dass ihre Urne nach ihrem Tod ins Nachbarland überführt
werden kann. In einem anderen Fall wollte ein junger Mann ein Budocenter
in Frankreich eröffnen und erkundigte sich nach den dort geltenden
Vorgaben. "70 Prozent der Bürger, die uns kontaktieren sind Franzosen.
Es arbeiten viele Elsässer in der Ortenau, sie sind von der
Grenzgängerproblematik betroffen", erklärt Schildknecht. Ein Großteil
der Ratsuchenden, die aus Deutschland kommen, sind Frauen, die mit
Franzosen verheiratet waren und nun verwitwet sind.

Doch nicht nur Bürger nutzen die Kompetenz der grenzüberschreitenden
Beratungsstelle: "Wir haben auch immer mehr Anfragen von Unternehmen,
die Arbeitnehmer aus dem Nachbarland einstellen wollen", erläutert Cindy
Schildknecht. Ein Grund für die Infobest, ihr Angebot in diesem Bereich
auszubauen. "Wir wollen den Unternehmen eine entsprechende Beratung
anbieten", so Frank Scherer. Schließlich arbeiteten schon mehrere
Institutionen in der Region an der Realisierung eines gemeinsamen
Arbeitsmarktes im Eurodistrikt.

Doch nicht nur Unternehmen wenden sich verstärkt an die grenzüberschreitende Beratungsstelle in
Kehl: "Die Fälle mit einer grenzüberschreitenden Dimension bei den
öffentlichen Einrichtungen im Bereich des Eurodistriktes
Strasburg-Ortenau haben zugenommen", so Frank Scherer. Wie schreibe ich
einen Führerschein um? Wer ist im Nachbarland im Bereich des Jugendamtes
zuständig - die Infobest soll auch hier künftig schnelle Hilfe bieten.

Als Bürgeranlaufstelle für grenzüberschreitende Fragen hilft die Infobest
bei folgenden Themenfeldern: Lebens- und Arbeitsbedingungen im
Nachbarland, Verwaltung, Zuständigkeitsbereich und politisches System,
Steuersysteme, Grenzgängerstatus und grenzüberschreitende Mobilität,
Familienleistungen, Kranken- und Pflegeversicherung, Arbeitsrecht und
Arbeitslosigkeit, Umzug ins Nachbarland, Bildung und Ausbildung sowie
Fahrzeuge und Verkehr. Die Beratungsstelle dient als Bindeglied zwischen
den Institutionen und den Bürgern - so werden Sprechtage mit
Behördenvertretern beider Länder regelmäßig angeboten. Sie sorgt auch
für die Verständigung zwischen den Institutionen selbst und kooperiert
mit verschiedenen grenzüberschreitenden Einrichtungen wie dem
Infobest-Netzwerk, dem Kompetenzzentrum für grenzüberschreitende Fragen,
dem Expertenausschuss "Grenzgänger" der
Deutsch-Französischen-Schweizerischen Oberrheinkonferenz und dem
Netzwerk Eures-T. Infobest wirkt mit bei grenzüberschreitenden
Projekten.

Die elf Träger der Infobest sind der französische Staat, das Land Baden-Württemberg, die Région Alsace, das Département du
Bas-Rhin, der Ortenaukreis, die Eurométropole Strasbourg und die Städte
Achern, Kehl, Lahr, Oberkirch und Offenburg.

Autor: Christina Großheim

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