Wirtschaftsstandort stärken
Landtagsabgeordnete bei Badischen Stahlwerken
Kehl(st) Auf Einladung der Badischen Stahlwerke (BSW) besuchten die CDU-Abgeordneten des Landtags Baden-Württemberg Willi Stächele, Raimund Haser und Manuel Hailfinger das einzige Stahlwerk des Bundeslandes in Kehl. Es gilt als eines der größten und technologisch modernsten Elektrostahlwerke in Deutschland. Im Gespräch mit den BSW-Geschäftsführern Florian Glück und Andreas Volkert informierten sich die Politiker über die Herausforderungen eines energieintensiven Betriebs auf dem Weg zur CO2-Neutralität in Zeiten der Energiekrise. Beide Seiten betonten zudem die Bedeutung eines leistungsfähigen Wasserstraßen- und Schienennetzes für die Unternehmen in der Region.
Die Badische Stahlwerke produziert am Standort Kehl mit 850 Beschäftigten bis zu 2,4 Millionen Tonnen Betonstahl für die Bauindustrie in Deutschland und dem angrenzenden Ausland. Hier wird Stahl ressourcenschonend nicht aus Eisenerz und Koks hergestellt, sondern Stahlschrott wird recycelt und mithilfe von Strom zu neuem Stahl eingeschmolzen. Ein Kreislaufprozess, der sich beliebig oft wiederholen lässt. Damit haben die BSW eine wichtige Basis für eine klimaneutrale Produktion und die Erreichung der Klimaziele geschaffen und sind bereits heute eines der energetisch effizientesten Stahlwerke Europas.
Wirtschaft stärken, Klimaziele verfolgen
„Damit wir unsere Führungsposition in diesem Feld weiter ausbauen können, sind wir auf die Unterstützung der Politik angewiesen“, erklärte der technische BSW-Geschäftsführer Andreas Volkert im Gespräch mit den Abgeordneten. „Das betrifft nicht nur die von der Bundesregierung angekündigte Gas- und Strompreisbremse, die energieintensive Betriebe wie wir dringend benötigen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch das Ziel der Klimaneutralität können wir nur erreichen, wenn die Politik die erforderlichen Rahmenbedingungen schafft.“ Deshalb fordern die Badischen Stahlwerke einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien im Strommix. Aber auch das im Produktionsbetrieb benötigte Gas müsse mittelfristig durch grün hergestellten Wasserstoff ersetzt werden, so Volkert. Erforderlich sei dafür der Anschluss an ein Wasserstoffnetz.
Die Politiker sagten ihre Unterstützung zu: „Eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik muss sich den Herausforderungen von Ökologie und Ökonomie stellen“, unterstrich Willi Stächele, Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Kehl. „Wir müssen unsere Unternehmen stärken und sie gleichzeitig auf dem Weg zur Klimaneutralität unterstützen. Zukunftstechnologien sind der wesentliche Schlüssel für nachhaltiges Wachstum, darum müssen wir sie fördern.“
Herausforderung Transportlogistik gemeinsam meistern
Ein weiteres wichtiges Thema für die Badischen Stahlwerke ist die Transportlogistik: Rund 50 Prozent der ein- und ausgehenden Transporte von derzeit insgesamt 4,3 Millionen Tonnen wickelt das Unternehmen aktuell durch seine günstige Lage am Kehler Rheinhafen per Schiff ab. Nahezu die andere Hälfte wird über die Bahn transportiert, ein kleiner Teil über LKWs. „Die Verlagerung des Verkehrs auf Schiff und Bahn – ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur CO2-Neutralität – erfordert Investitionen in das Wasserstraßen- und Schienennetz“, betonte der kaufmännische Geschäftsführer Florian Glück gegenüber den Abgeordneten. „Insbesondere auf Seiten der Deutschen Bahn braucht es schnell entsprechende Maßnahmen, da die Schiffbarkeit auf dem Rhein durch zunehmende Hoch- und Niedrigwasserphasen immer häufiger eingeschränkt ist, wie die Erfahrungen der vergangenen Monate und Jahre zeigen.“
Raimund Haser, Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Wangen-Illertal, sieht dringenden Handlungsbedarf, um das Ziel einer leistungsfähigen und klimaneutralen Infrastruktur im Land zu erreichen: „Der Erhalt, Ausbau und die Verbesserung der Wasserstraßen-Infrastruktur, zu der in Baden-Württemberg neben dem Rhein auch der Neckar gehört, hat für uns höchste Priorität. Die Flüsse, das hat sich auch in diesem trockenen Jahr wieder gezeigt, sind der blinde Fleck in der Verkehrsplanung der Zukunft. Günstiger, sicherer und umweltfreundlicher als mit dem Schiff lassen sich vor allem internationale Güter nicht transportieren. Wir müssen deshalb nicht nur Druck auf den Bund machen, damit er seinen Aufgaben als Herr der Wasserstraßen nachkommt, sondern auch Anreize für die Logistikunternehmen schaffen, um Schiff, Bahn und klimaneutralen Straßenverkehr miteinander zu verknüpfen.“
Nadelöhr durch Brückenneubau
Sorge bereitet den Badischen Stahlwerken der für 2026/2027 geplante Umbau der der Kinzigbahnbrücke. Er soll höhere Streckengeschwindigkeiten und somit kürzere Fahrzeiten für den Personenverkehr ermöglichen. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass der Umbau, der 20 Monate dauern soll, viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Denn die Brücke führt über die Kinzig-Auen, ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, deswegen darf die neue Brücke nicht von unten gebaut werden. Stattdessen plant die Deutsche Bahn, über eine einspurige Behelfsbrücke zu bauen, die sowohl der Personen- als auch der Güterverkehr nutzen sollen. „Die Auswirkungen für Industrieunternehmen während der 20-monatigen Bauphase werden riesig sein – und sie betreffen alle im Hafengebiet Kehl liegenden Bahnkunden,“ sagt Glück. „Die zu erwartenden Versorgungsengpässe durch die nur einspurige Nutzung erfordern eine gemeinsame enge Abstimmung und Koordination aller Beteiligten mit sinnvollen Lösungen. Dafür setzen wir uns bereits jetzt aktiv ein.“
Manuel Hailfinger, Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Hechingen-Münsingen, fasst zusammen: „Unser gemeinsames Ziel ist es, den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg zu erhalten und auszubauen. Dafür müssen wir geeignete Rahmenbedingungen schaffen und die notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellen. Ich bin zuversichtlich, dass das mit den Weichenstellungen, die die Landesregierung unternimmt, auch klappt.“
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