Badische Stahlwerke setzen auf Nachhaltigkeit
WIN-Charta wirkt sich auf das ganze Unternehmen aus
Kehl (gro). Die WIN-Charta ist eine Spezialität des Landes Baden-Württemberg. Sie ist bislang laut Umweltministerium bundesweit das einzige Nachhaltigkeitsmanagement-System für kleinere und mittlere Unternehmen. Sie dient dazu, den Nachhaltigkeitsgedanken in allen Branchen der baden-württembergischen Wirtschaft zu verbreiten und zu verankern.
Ins Leben gerufen wurde sie 2014. Zu den 38 Unternehmen, welche die WIN-Charta als erste unterzeichneten, gehörten auch die Badischen Stahlwerke (BSW) in Kehl. "Wir sind seit Bestehen Mitglied des Initiativkreises 'Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit Baden-Württemberg'", erklärt Diplom-Ingenieur Torsten Doninger, Leiter Umweltschutz des Unternehmens. "Der Kreis wurde 2010 durch das Umweltministerium, damals noch unter der Leitung von Tanja Gönner ins Leben, gerufen. Teilnehmer waren Verbände und Unternehmen, die bei dieser Thematik eine Vorreiterrolle eingenommen haben."
Eine Beschreibung, die auch auf die Badischen Stahlwerke zutrifft. "Bei den BSW hat der Grundgedanke der Nachhaltigkeit schon länger Tradition, schließlich sind wir seit 50 Jahren ein Recyclingbetrieb, der aus Schrott Stahl herstellt. Weiterhin haben wir zwischen 2005 und 2017 im Stahlwerk unseren Kohlendioxidausstoß um 25 Prozent reduziert. Mit Investitionen in den Ausbau unserer Anlagen sichern wir den Erhalt von Arbeitsplätzen. Wir haben als eines der ersten Stahlwerke bereits 1997 an einem Öko-Audit nach EMAS I teilgenommen und betreiben seither ein erfolgreiches Umweltmanagement, seit 2011 ebenfalls ein erfolgreiches Energiemanagement", zeigt Torsten Doninger das langjährige Engagement auf.
Doch die WIN-Charta will mehr als die Umweltbilanz der beigetretenen Unternehmen zu verbessern. Alle Aspekte der Nachhaltigkeit, also Ökonomie, Ökologie und Soziales, sollen abgedeckt werden. "Wir setzen auf allen Unternehmensebenen Anreize zum Umdenken und zum Handeln und beziehen sowohl unsere Mitarbeiter als auch andere Anspruchsgruppen in einen ständigen Prozess zur Steigerung der unternehmerischen Nachhaltigkeit ein", beschreibt Doninger, wie sich der Beitritt zur WIN-Charta auf Prozesse im gesamten Unternehmen auswirkt.
Eine Vielzahl von Projekten wurde seit 2014 bereits umgesetzt. "Sie unterscheiden sich sehr stark voneinander", macht Torsten Doninger auf die Bandbreite aufmerksam. Die Schwerpunktthemen sind die Ressourceneinsparung durch die Methode des thermomechanischen Walzens, die Emmissionsminderung und die Ausbildung junger Fachkräfte, insbesondere französischer Jugendliche.
"Das Projekt Ausbildungspartnerschaft 'Rêve' ist unser WIN-Projekt", sagt Doninger. "Die ersten Teilnehmer konnten 2016 ihre Ausbildung sehr erfolgreich abschließen." In Zusammenarbeit mit dem Maison d'Emploi und Mission Locale aus Straßburg sowie der Région Alsace und der Bundesagentur für Arbeit wurde das Projekt ins Leben gerufen. "Das Projekt ist eine grenzüberschreitende Kooperation, die junge Frauen und Männer aus Frankreich darin unterstützt, in Deutschland eine duale Ausbildung zu absolvieren. Dazu wurde in Abstimmung mit den Industrie- und Handelskammern in Deutschland und Frankreich ein Ausbildungsplan samt fachbezogenem Sprachkurs entwickelt", beschreibt Doninger das Projekt "Rêve".
Mittlerweile wurde es auch für die Qualifizierung von jungen Flüchtlingen weiterentwickelt: Sie erhalten eine Einstiegsqualifikation bei der BSW Anlagenbau und Ausbildung GmbH (BAG), die sie auf eine Lehre im Metall- und Elektrobereich vorbereitet. Gleichzeitig lernen sie in einem Sprachkurs Deutsch.
Doch das sind nicht alle Themenbereiche, die im Rahmen der WIN-Charta angepackt wurden. Die Unterstützung regionaler Vereine, Schulen, Hochschulen oder Sportveranstaltungen wirken in die Ortenau hinein. "Wichtig ist, dass die Ziele sinnvoll sind und auch einen Mehrwert für die Region beinhalten", so Doninger auf die Frage nach den Kosten. "Dann sind es keine Kosten, sondern ist eine nachhaltige Investition, sei es finanziell, materiell oder personell."
Die Vorteile für die Region beschreibt Doninger so: "Zum einen, wird durch den Nachhaltigkeitsbericht über Aktionen und Programme informiert. Zum anderen gelingt ganz praktisch die Integration von Flüchtlingen im Rahmen unseres neuen WIN-Projekts."
Abschließend stellt er fest: "Die WIN-Charta bietet für uns ein ideales Instrument, von unseren Nachhaltigkeitsunternehmungen zu berichten. Dabei engt sie die Unternehmen nicht ein wie eine klassische Zertifizierung, sondern bietet mehr Raum für eigene Ideen."
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