Schauspielerin Gabi Jecho hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht
Wiener Schmäh ist eine ihrer vielen Seiten

Gabi Jecho in der Spielstätte des "Theaters der 2 Ufer" im Kehler Hafen, in dessen Hof das Ensemble jetzt mit Freiluft-Aufführungen in die Saison startet. | Foto: Michael Bode
  • Gabi Jecho in der Spielstätte des "Theaters der 2 Ufer" im Kehler Hafen, in dessen Hof das Ensemble jetzt mit Freiluft-Aufführungen in die Saison startet.
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Kehl. "Spät zwar, aber Anfang des vergangenen Jahres habe ich den Schritt gewagt", erzählt Gabi Jecho strahlend. Inzwischen hat die Theaterbühne für sie einen neuen Stellenwert gewonnen. "Ich bin Künstlerin", kann sie seither voller Inbrunst sagen und damit ihre Leidenschaft auch so nach außen tragen. Das klingt besser für sie als ihre langjährige Tätigkeit bei einem amerikanischen Chemie-Unternehmen, anfangs als Dolmetscherin für Englisch und Russisch und zuletzt als Abteilungsleiterin in Rastatt. Bisher trat Jecho mit Leidenschaft und und einem Full-Time-Job etwa im Kehler "Theater der 2 Ufer" oder in Rastatt im Esprit-Theater auf, jetzt mit gleicher Leidenschaft, aber ohne von der Kunst ablenkende Verpflichtungen.

Sonntagsporträt

Ihren Geburtsort Wien hört man, wenn auch nicht mehr immer ganz deutlich, an ihrem Dialekt. Dort hat sie bereits sehr früh erste Bühnenerfahrung gesammelt. In Erinnerung ist ihr die begeisterte Reaktion des Publikums auf den von ihr als Königin gesprochenen Schlusssatz "Wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute" in dem Märchenstück "Die Prinzessin auf der Erbse". Die ganz junge Jecho muss ihn wohl auf besondere Art interpretiert haben, wurde ihr berichtet. Nach der Volksschule, der österreichischen Form der Grundschule, engagierte sie sich beim Schreiben von Stücken und auf der Bühne der Theater AG. Als "Die Dilettanten" machten die inzwischen ehemaligen Schüler in den Jahren 1984 bis 1999 weiter, bei denen auch Jecho die treibende Kraft über die Jahre war. Parallel zur Ausbildung als Dolmetscherin für Englisch und Russisch nahm Jecho Schauspielunterricht in Wien.

Aufgewachsen ist Jecho, wie sie sagt, "in einer Mädelwirtschaft mit starken Frauen". Ihr Großvater war als französischer Soldat in der Besatzungszeit in Wien stationiert, ihn hat sie nie kennengelernt. Eine Suche der Familie nach ihm in Frankreich blieb erfolglos. Die Briefe des Großvaters und andere Erlebnisse sind Grundlage für halbbiografische Bücher, die noch geschrieben werden wollen.

Aufgewachsen in einer "Mädelwirtschaft"

Zudem sammelt sie seit Jahren "Historie, Anekdoten und zum Teil eigene Geschichten" aus ihrer Heimat. Erst Recht, seit sie weiß, das der als Wiener Schmäh bekannte Humor beim Publikum gut ankommt. "Fußball, Skifahren und viele andere Pointen dürfen nicht fehlen", wenn eine Wienerin hier Stücke schreibt und Theater spielt.

Niedergelassen hat sie sich durch ihre damalige berufliche Tätigkeit für den Konzern nördlich von Straßburg in Drusenheim. "Ein kleines bisschen französisches Blut fließt ja auch in mir." Durch ihre Leidenschaft fürs Theater lernte sie die Kleine Bühne Kehl und damit Ruth Dilles kennen. "So habe ich von Angang an sehr viel gelernt, auch weil ich oft sehr naiv an Aufgaben herangehe", erzählt Jecho. Mit der Initiatorin Ruth Dilles gehört sie zu den Gründungsmitgliedern des Musikkabaretts "Theo und die Feuerlilien". Zusammen mit ihrem Mann, den sie kurz zuvor kennengelernt hatte, wagte sie 2007 für zwei Jahre den beruflichen Wechsel in die indische Metropole Mumbai, das frühere Bombay.

Jetzt ist Jecho Mitglied im Ensemble des "Theaters der 2 Ufer", dessen Intendantin Ruth Dilles ist. Zudem spielt sie zwei Aufführungen pro Jahr im Rastatter Esprit-Theater. "Film und Fernsehen sind nichts für mich", weiß Jecho genau. "Ich liebe es, wenn das Publikum an meinen Lippen hängt." Immer wieder hört sie die Reaktion: "Die Rolle ist Ihnen wie auf den Leib geschrieben." Heute, sagt Gabi Jecho, "kann ich damit umgehen. Man muss einfach viel für den jeweiligen Charakter in sich graben. Ich engagiere mich für jede meiner Rollen."

Die Bühne des "Theaters der 2 Ufer" befindet sich im Kehler Hafen, in einem Gebäude, dass durch seine künstlerische Nutzung besonderen Charme versprüht. Die Wiener Seele und Befindlichkeiten von der Kaiserzeit bis heute, vom Heurigen, vom Tod und anderen Schmäh-Geschichten hatten im Herbst Premiere mit der "Nowak lässt mich nicht verkommen" und wartet seither aufgrund der Pandemie auf eine Fortsetzung der Aufführung. "Jetzt erst recht" heißt es an diesem Wochenende im Bühnen-Innenhof mit Freilichttheater. Die Fortsetzung vom "Nowak" hat Jecho bereits in der Schublade liegen.
Rembert Graf Kerssenbrock

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