Paul Witt geht als Rektor der Hochschule Kehl in Ruhestand
"Die Lehre hat mir die meiste Freude bereitet"

Paul Witt wird auch weiterhin der Bibliothek der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl einen Besuch abstatten. | Foto: rek
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Kehl. Niemals geht man so ganz – das gilt auch für den scheidenden Rektor der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl. Seit Mitte dieser Woche ist Paul Witt zwar offiziell im Ruhestand, aber einen Lehrauftrag behält er weiter. "Es ist ein schönes, aber auch gemischtes Gefühl", erklärt Witt mit dem Blick auf den Austausch mit den Professoren-Kollegen und den Studenten.

Quasi als eine Nachlese der jüngsten Kommunalwahl in Baden-Württemberg wird Witt mit den Kehler Studenten analysieren, welches die Auswirkungen vom 26. Mai sind und ob in den Parlamenten von Kreisen, Städten und Gemeinden jetzt mehr Jugend, mehr Frauen und buntere politische Gruppierungen vertreten sind. Bundesweit machte Paul Witt auch mit dem von ihm entwickelten Bürgermeister-Seminar aufmerksam. Zunächst wurden Kandidaten für den Wahlkampf geschult. Inzwischen erhalten dort die frisch gewählten Rathauschefs einen Einstieg in den neuen Beruf. Inhalte zu Zeitmanagement, Finanzplanung, Führungspolitik und Kommunalrecht sollen ihnen den Einstieg erleichtern. Nicht nur deswegen scheint Witt die Werdegänge der Bürgermeister in und um die Ortenau herum genau zu kennen. "Wenn Marco Steffens mit seiner Art von Wahlkampf nicht Oberbürgermeister in Offenburg geworden wäre, hätten meine gesamten Regeln nicht gestimmt." Für Witt mehr als eine Bestätigung.

Er selbst ist in der Region verwurzelt. Aufgewachsen ist der 64-Jährige in Rheinhausen. Nach der Grundschule und dem Gymnasium in Kenzingen absolvierte Witt seinen Wehrdienst im schwäbischen Immendingen. Dem schloss Witt eine Ausbildung für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst bei der Stadt Kenzingen und dem Landratsamt Emmendingen an. Im Wintersemester 1978 begann er sein Studium an der Hochschule in Kehl und schloss dies zwei Jahre später als Diplom-Verwaltungswirt ab. "Ich finde es positiv, dass das Studium generalistisch angelegt ist", so Witt. Neben den Besonderheiten der Verwaltung gehören Jura, Betriebs- und Volkswirtschaft, aber auch Psychologie und andere Fachrichtungen zur Ausbildung.

In Südbaden von Beginn an verwurzelt

Mit diesem Wissen startete Witt danach beim Regierungspräsidium Freiburg. "Dort hat man ein breiteres Spektrum mit der Zuständigkeit für die Großen Kreisstädte und die Landkreise", nennt Witt seine Beweggründe. Schon bei der Behörde in Freiburg war er ab 1985 in der Ausbildung tätig und erhielt in Kehl seinen ersten Lehrauftrag für Abgabenrecht und Gemeindewirtschaftsrecht. Genau diese Themen übernahm er dann 1988 beim Landratsamt Emmendingen. Politisch engagierte sich Witt selbst auch. Gemeinderat in Rheinhausen, Stellvertreter des Bürgermeisters und Kreisrat in Emmendingen waren die von ihm erreichten Wahlämter, bevor er 1992 die Professur für seinen bisherigen Lehrauftrag erhielt. "Die Lehre ist es, die mir immer am meisten Freude bereitet hat", zieht Witt die Schlussfolgerung aus seinen bis dahin gemachten Erfahrungen. Es folgten ab 1999 die Aufgaben als Prorektor. 2007 schließlich wurde er erstmals und 2012 erneut zum Rektor der Hochschule in Kehl gewählt.

Paul Witt ist seit vielen Jahren ein Fachmann, den auch die Journalisten gern befragen, wenn es um Verwaltung und politische Entwicklungen in den Städten und Gemeinden geht. Entsprechend wurde sein Wissen 2011 durch die Wahl zum Präsidenten der Rektorenkonferenz aller 38 deutschen Verwaltungshochschulen honoriert.

Die Lehre bleibt ihm – und mehr Zeit für seine Hobbys. "Unser Wohnmobil, dass ich mir mit meiner Frau angeschafft habe, will bewegt werden", nennt Witt eines seiner Vorhaben. "Wir haben Zeit für Neues", ist er sich sicher. Aber auch Erlerntes will er auffrischen. "Vor fünf Jahren habe ich aufgehört, Golf zu spielen", freut er sich auf Birdies, Bogeys und Bunker. Reaktivieren will er auch sein vor drei Jahren erworbenes Bodensee-Schifffahrtspatent. Dann sind da noch zwei Enkelkinder, die "den Opa neu erleben wollen".

Die Studenten verabschiedeten den bisherigen Rektor mit einer Interpretation von Frank Sinatras "My Way" beim Sommerfest. Aber sie werden feststellen: Auch Paul Witt geht niemals so ganz von der Hochschule – zumindest vorerst.   Rembert Graf Kerssenbrock

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