Kundgebung gegen Tiefengeothermie
BI will Bevölkerung sensibilisieren
In Zeiten des Klimawandels und des Ukraine-Kriegs wird auch über Tiefengeothermie als erneuerbare Energiequelle diskutiert. Im Rahmen der rheinüberschreitenden Kundgebung der Bürgerinitiative gegen Tiefengeothermie im südlichen Oberrheingraben am Samstag sprach Rembert Graf Kerssenbrock mit BI-Vorstand Hans Roser.
Bürger informieren, Politiker wachrütteln
Was ist Ihr Ziel mit der Kundgebung auf der Passerelle des deux rives?
Wir möchten die Bevölkerung der Region wie schon seit Jahren zum Thema informieren und sensibilisieren sowie die deutsche und französische Seite zusammenbringen, sozusagen in einer Art Schicksalsgemeinschaft. Außerdem wollen wir die Verantwortlichen aus den politischen Gremien aufrütteln. Das Projekt Vendenheim-Reichstett hat über 3.000 Schadensfälle auf beiden Seiten des Rheines erzeugt. Das verantwortliche Unternehmen hält sich vornehm zurück, die Versicherung spielt wohl auf Zeit und die geschädigten Bürger beiderseits des Rheines müssen nun sehen, wie sie zu ihrem Recht, einer angemessenen Entschädigung, kommen. Denn die politisch Verantwortlichen auf deutscher Seite gehen zur Tagesordnung über. Bekannte Mandatsträger organisieren und begleiten Werbeverkaufsveranstaltungen von Unternehmen die Tiefengeothermie-Projekte im Oberrheingraben etablieren wollen, anstatt sich für die Belange der Bürger einzusetzen. Anfragen von Geschädigten sind wegen ungeklärter Zuständigkeiten zu uns gekommen, wir haben diese darüber informiert, wie sie weiter vorgehen können.
Das Umweltministerium und auch Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer sehen in der Tiefengeothermie einen wichtigen Baustein unter den erneuerbaren Energiequellen. Welche Probleme müssen für die BI ausgeräumt werden, damit die Energie genutzt werden kann?
Die Technologie birgt eine enorme Palette an Risiken, die man aufgrund der Komplexität nicht so einfach ausräumen kann und will. Sonst wäre das ja schon geschehen. Diese beginnen schon bei den Lücken im Bundesberggesetz und reichen bis zu den beschränkten Steuerungsmöglichkeiten durch das Regierungspräsidium und die teilweise aggressive und lückenhafte Vorgehensweise von Unternehmen, die profitgetrieben ihre Vorhaben etablieren wollen. Im Übrigen ist keine Vertrauensbasis vorhanden, die uns dazu bewegen könnte, dieser Risikotechnologie zuzustimmen. Es gibt auch skeptische Aussagen der Landesregierung zur Tiefengeothermie.
Sieht die BI grundsätzlich die Möglichkeit der Nutzung der Tiefengeothermie in naher Zukunft?
Wir sehen die Nutzung überhaupt nicht, weil sie auf zu vielen wagen Versprechungen basiert, die bisher nie eingehalten werden konnten und zu viele Risikofaktoren beinhaltet.
Wie haben sich die Elsässer organisiert und welche Forderungen haben sie?
Die betroffenen Ortschaften im Elsass haben sich auch in Bürgerinitiativen organisiert. Die Forderungen sind die gleichen wie bei uns: unter anderem die Unversehrtheit des Wohneigentums sowie des größten zusammenhängenden Trinkwasserreservoirs. Und deshalb fordern auch sie die Einstellung der Bohrtätigkeiten im sensiblen Oberrheingraben und den generellen Verzicht auf Tiefengeothermie.
Wird es weitere gemeinsame Aktionen geben?
Der Protest zieht sich in konzertierten Aktionen von Landau über Karlsruhe bis nach Breisach und in das benachbarte Elsass. Die Kundgebungen und Demonstrationen werden auf jeden Fall weitergehen.
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