Bringt der Schornsteinfeger Glück?
Franz Klumpp stimmt Fortuna per Handschlag gnädig

Für Franz Klumpp ist die Arbeit mehr, als nur Kamine zu säubern. Er setzt sich mit den Menschen zusammen, die niemanden haben und spricht mit ihnen. Das ist sein ganz eigenes Glück. | Foto: Michael Bode
  • Für Franz Klumpp ist die Arbeit mehr, als nur Kamine zu säubern. Er setzt sich mit den Menschen zusammen, die niemanden haben und spricht mit ihnen. Das ist sein ganz eigenes Glück.
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Hohberg-Hofweier (set). Am Anfang räumt Franz Klumpp erst mal mit einem weit verbreiteten Klischee auf. Dabei geht es um die Frage, ob ihn als Schornsteinfeger die Menschen des Glückes wegen küssen würden. Da antwortet der 65-Jährige: "Küssen existiert nur in der Vorstellung, nicht in der Realität." Außerdem wäre seine Frau darüber gar nicht begeistert, fügt er verschmitzt lächelnd hinzu. "Ich werde das ganze Jahr über als Glücksbringer gesehen", erklärt Franz Klumpp. "Mit dem Unterschied, dass sich diese Wahrnehmung am Ende des Jahres verstärkt." Dann wollen ihm viele Menschen die Hände schütteln oder eines seiner Geschenke ergattern: "Es ist ein Glückssymbol – für die Erwachsenen ist es etwas kleiner, für die Kinder etwas größer." Was er genau meint, soll sich am Ende des Gesprächs zeigen.

Doch nicht nur der Symbolkraft wegen ist er Schornsteinfeger geworden. Ganz zu Anfang ließ er sich von dem Schornsteinfeger, der in Hofweier seinem Handwerk nachging, begeistern. Zur Lehre geht Franz Klumpp von 1968 bis 1971 in Kork bei Kehl. Dort legt er auch seine Gesellenprüfung ab. Danach besucht er die Meisterschule in Karlsruhe, die er 1975 erfolgreich abschließt. Anschließend bewirbt er sich um die Stelle eines Bezirksschornsteinfegermeisters. Zunächst kommt er auf eine Warteliste bis ihm schließlich zehn Jahre später der Kehrbezirk Lahr zugeteilt wird – diesen Bezirk hat er bis heute.

Franz Klumpp erlebt Lahr noch in der Zeit als Garnisonsstadt. Hier zeigt sich, dass er den Menschen nicht nur, wie anfangs erwähnt, durch kleine Gesten wie einen Händedruck Glück bringen soll.

Kleine Gesten für das große Glück

Als noch kanadische Militärangehörige Lahr bevölkern, muss auch mal seine Dienstuniform für die nötige Portion Glück herhalten: "Die Kanadier haben an meinen Messingknöpfen gedreht und sie gestreichelt", sagt Franz Klumpp. Mehr noch: "Auch sollte ich ihre Kinder im Taufkleid einmal in den Arm nehmen." Für die Kanadier sei der Schornsteinfeger schon etwas Besonderes gewesen. Was eben nicht zuletzt an seiner Uniform lag. "Die Berufskleidung ist heute nicht die Gleiche", sagt er. Jetzt ziehe er die traditionelle Uniform mit Zylinder nur noch für Jubiläen, Hochzeiten und Ruhestände an. Traditionell, dass heißt: "Gänzlich schwarz, die Ärmel und Fußenden zu und mehrfache Lagen Stoff und Leder", erklärt Franz Klumpp. Heute habe er ein Hemd, eine ärmellose Weste und eine Jacke an. Das macht Sinn, denn: "Zumeist nehme ich in der Kernstadt Lahr Prüftätigkeiten wahr." Kamine mache er aber dennoch hin und wieder sauber. Was also damals wie heute bleibt, ist der Ruß auf seiner Kleidung.

Noch zwei Jahre bis zum Ruhestand

Zwei Jahre ist Franz Klumpp noch Bezirksschornsteinfeger, dann ist Schluss. "Dann denke ich wehmütig zurück", sagt der vierfache Vater. Er habe zwischenmenschlich viele schöne Erfahrungen gemacht. "Manche Menschen sind einsam. Niemand ist da außer sie selbst", sagt er und fügt hinzu: "Dann nehme ich auch mal den Müll mit runter oder spreche kurz mit ihnen." Das stelle ihn innerlich zufrieden. "Es ist das größte Lob für mich, wenn sich die Leute freuen, wenn sie mich sehen" erklärt Franz Klumpp. "Ich habe meine Arbeit also nicht ganz falsch gemacht."

An der Tür kommt es nach der Verabschiedung noch zu einem kurzen Plausch. In dieser Situation kann man sich Franz Klumpp in seiner täglichen Arbeit gut vorstellen, nämlich wie er nicht nur seiner Tätigkeit nachgeht, sondern sich auch mit den Menschen zusammensetzt und sich mit ihnen unterhält. "Ich möchte ihnen etwas geben", sagt er und verschwindet im Keller. Als er wieder an der Tür erscheint, hält er die anfangs erwähnten Geschenke in seiner Hand: einen Schornsteinfeger in der Größe eines Fingerhuts und einen doppelt so großen Kaminkehrer. "Der Kleine ist für den Geldbeutel, der Große für die Kinder", erklärt er. "Nach dem kleinen Schornsteinfeger fragen mich immer die Leute, weil sie ihren verloren haben oder weil der Freund oder die Freundin auch einen haben mag", sagt er und lacht. "Glück ist, wenn man daran glaubt", sagt Franz Klumpp noch. Da ist der kleine Schornsteinfeger mit Zylinder auch schon im Portemonnaie seines Gesprächspartners verschwunden.

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