Beweis Vogtsbauernhof
Nachhaltigkeit ist keine moderne Erfindung
Gutach Von wegen moderne Ideen und Lebensweisen: "Ohne das Wort Nachhaltigkeit zu kennen, war das für die Bauern früher eine Selbstverständlichkeit", betont Thomas Hafen, wissenschaftlicher Leiter des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof.
Das fing schon mit den Baumaterialien an. Im mittleren und südlichen Schwarzwald gab es die sogenannte Vollholzkonstruktion. Ein Beispiel im Freilichtmuseum ist hierfür der Hippenseppenhof. Er steht auf einem steinernen Fundament, der Rest ist laut Hafen aus Holz aus heimischen Wäldern. Übrigens waren die Menschen früher zwar kleiner als heute. Wie der wissenschaftliche Museumsleiter jedoch betont: "Die niedrigen Zimmerdecken waren aber nicht der Körpergröße geschuldet. Es ging vor allem um Energieeffizienz." Vor allem wurde dadurch weniger Heizmaterial benötigt. Selbst wenn es ausreichend Holz gab, wurde Arbeitskraft gespart. Schließlich muss Brennholz ja geschlagen, zerkleinert und ins Haus gebracht werden.
Ökonomische Arbeitsweise
Das Prinzip der ökonomischen Arbeitsweise lässt sich schön an den alten Eindachhöfen zeigen, wie ursprünglich auch einmal der Vogtsbauernhof einer war. Dort sind Wohnräume, Scheune und Ställe unter einem einzigen Dach. Das Heu wurde von der Bergseite quasi eben ins Dach eingefahren. Von dort konnte es mit verhältnismäßig wenig Kraftaufwand nach unten gegeben werden, wo es zwischengelagert wurde. Das Heu isolierte und auch die Tiere waren eine zusätzliche Wärmequelle. "Das war aber lediglich ein angenehmer Nebeneffekt", weiß Hafen. Es ging vor allem darum, im Winter im Haus bleiben zu können. Damals waren die Winter hart und die Höfe oft drei bis vier Monate eingeschneit. "Erst im 20. Jahrhundert wurden die Ställe ausgelagert", sagt Wissenschaftler Hafen.
Milchhäusle
Die einsam gelegenen Bauernhäuser wurden in aller Regel unterhalb eines sogenannten Quellhorizonts gebaut. Das ist eine wasserstauende Schicht, an der oft horizontal mehrere Quellen austreten. "Das ist wie fließendes Wasser", sagt Thomas Hafen. Zwar gab es das noch nicht im Haus selbst, aber immerhin bis kurz davor. Das Quellwasser wurde auch durch die sogenannten Milchhäusle geleitet, in dem Lebensmittel gekühlt wurden.
Die Schlafkammer des Bauern lag über der Stube und profitierte von der aufsteigenden Wärme. Denn diese war meist der einzige geheizte Raum. "Im Winter war sie Sozial- und Arbeitsraum. Die Küche war wegen des Rauchs kein Aufenthaltsraum." Der Rauch war übrigens gewollt, denn er konservierte Schinken und Würste, die an der Decke hingen. Ebenso hielt er das Ungeziefer fern.
"Von Gott gegebene Ordnung"
Kerzen waren teuer und oft verlangte die Kirche als Abgabe Wachs. Es gab lediglich einfache Ölfunzeln. Also standen die Menschen bei Sonnenaufgang auf und gingen schlafen, wenn es dunkel wurde. "Es galt damals als die von Gott oder der Natur gegebene Ordnung", erklärt Thomas Hafen. Damit man sich im Zweifel auch im Dunkeln zurecht finden konnte, waren die Häuser nach dem gleichen Prinzip eingerichtet. Außerdem waren die Fenster klein, bestanden aus vielen Butzenscheiben. Glas war teuer, außerdem ging so weniger Wärme verloren. Überhaupt wurde nichts weggeworfen. Wenn etwas kaputt ging, wurde es repariert oder auf andere Art wiederverwertet. "Es war eine Welt ohne Müll", so der Museumsleiter. Früher wurde nichts weggeworfen, sondern alles verwertet. Wenn etwas kaputt ging, wurde es repariert.
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