Brigitte Rösch hat einen Faible für Handwerkskunst
Bürstenbinden ist wie Urlaub oder Yoga

Brigitte Rösch entspannt beim Bürstenbinden. | Foto: Daniel Hengst
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Gutach. Alte Handwerkskunst findet Brigitte Rösch erhaltenswert, deshalb passen sie und ihre Tätigkeit so gut in das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach. Mindestens einmal in der Woche sitzt sie dort und bindet Bürsten. "Das ist eine schöne Arbeit", sagt die 50-Jährige über das Bürstenbinden.
"Es herrscht eine tolle Atmopshäre im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof. Die Besucher sind alle sehr interessiert, auch am historischen Handwerk. Es ergeben sich immer wieder Gespräche. Man merkt, dass sich die Besucher Zeit nehmen. Sie sind im Urlaubsmodus", sagt Brigitte Rösch. Auf Märkten oder Hobbyausstellungen ist das nicht so. Dort ist es oft hektischer und wenn sie auf professionelle Marktbeschicker trifft, dann ist der Ton oft rauer, gerade wenn es darum geht, wo das Ende eines Standes ist und wo noch eine Werbetafel stehen darf. Da Bürstenbinden für Brigitte Rösch ein Hobby ist, bevorzugt sie die Atmosphäre im Gutacher Freilichtmuseum.
"Nein, leben muss ich von meinem Handwerk nicht", so die Hausfrau und Mutter, "sonst müsste ich maschinell gefertigte Bürsten ins Sortiment nehmen." Rösch geht es um die Handwerkstradition, um von Hand eingezogene Bürsten und deren Qualität: "So eine Bürste hält ein Leben lang." Brigitte Rösch hat eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau gemacht, doch in diesen Beruf will sie heute nicht mehr zurück. Schon immer hat sie gerne gebastelt, aus Holz und Holzwolle Figuren sowie Dekoartikel gefertigt und diese bei Hobbyausstellungen angeboten. Später hat die Blumbergerin zudem Strohschuhe gemacht. Für Handarbeiten und Handwerk hat sie einen Faible: "Als Jugendliche hätte ich viel lieber Innendekorateurin gelernt. Das war damals aber noch kein Lehrberuf für Frauen. Überall habe ich Absagen bekommen. Eine Ausnahme gab es, doch dort wäre ich nur in der Näherei eingesetzt worden. So wurde es ein kaufmännische Beruf."

Wendepunkt kam auf einer Landesgartenschau

Der Wendepunkt kam auf der Landesgartenschau in Singen: "Dort habe ich mir eine Ziegenhaarbürste gekauft und war von der Arbeit des Bürstenbinders fasziniert. Zu Hause habe ich damit abgestaubt und war verwundert, wie gut das geht." Von der Bürste ist sie seither begeistert. Auf der Landesgartenschau in Villingen-Schwenningen traf sie neuerlich auf einen Bürstenmacher, beobachtete seine Arbeit und kam mit Reinhold Rottenbiller ins Gespräch: Brigitte Rösch wollte wissen, wo sie dieses Handwerk lernen könne. "Setze dich, ich zeige es dir", so gibt Rösch die schlichte Einladung wieder. In den folgenden Wochen ist sie oft von Blumberg-Epfenhofen, ihrem Heimatort, nach Villingen-Schwenningen gefahren und hat sich alles zeigen lassen. Rösch besuchte Rottenbiller zu Hause in Schwäbisch Hall oder im Freilandmuseum Wackershofen, wo er seine Fähigkeiten den Besuchern zeigt. "Er hat mir gesagt, wie ich an die Haare und Borsten komme, was ich beachten muss und alles drumherum", so Rösch. Auf Märkten und Hobbyausstellungen gingen die Bürsten bald besser als die Holzfiguren, Dekoartikel und Strohschuhe. "Wenn sich etwas gut entwickelt, dann baut man es aus. Landfrauen hatten mich schon zum Basteln von Dekoartikeln gebucht, jetzt eben mit dem Bürstenbinden. Hinzu kamen Kinderangebote." 
Das Gutacher Freilichtmuseum kennt Rösch von vielen Besuchen. Für sie lag es auf der Hand, dort zu fragen, ob sie als Bürstenbinderin im Programm mitmachen könne: "An einem Mostaktionstag war ich zum ersten Mal mit meinem Mitmachangebot vor Ort. Mit 86 Kindern habe ich kleine Tastaturbürsten gefertigt. Mit sechs Löchern, in denen die Kaschmirziegenhaare einzuziehen sind, ging das zügig. Mittlerweile habe ich nach jener Teilsaison bereits drei vollständige Jahre im Programm mitgemacht."
Für Handwaschbürsten nimmt sie Wildschweinborsten, für Pilzbürsten hingegen Schweineborsten und für den Schrubber Palmblätter. "Das Kaschmirziegenhaar ist zum Entfernen von Staub prima. Durch die rauhe Oberfläche bleibt alles haften", verrät Rösch, die wieder eine Bürste fertig hat: "Das Bürstenbinden ist für mich wie Urlaub oder Yoga, nicht wie Arbeit. Ich bin am Ziel angekommen." Daniel Hengst

Brigitte Rösch entspannt beim Bürstenbinden. | Foto: Daniel Hengst
Von der Kleiderbürste über Schuhputzbürsten, Massagebürsten und Schrubber bis hin zu Bürsten zum Abstauben, hat Brigitte Rösch ein breites Spektrum an handeingezogenen Bürsten. | Foto: Daniel Hengst

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