Tag der Architektur bei Streit
Das Büro fungiert als Menschenfänger
Gengenbach (st) Die Welt ist im Transformationsprozess: Energiewende, Digitalisierung, künstliche Intelligenz und auch die demografische Entwicklung stoßen Veränderungen an, die gar nicht schnell genug ablaufen können. Welch großen Beitrag ausgerechnet das Unbewegliche, nämlich die Immobilie, an dieser Stelle leistet, zeigte sich beim bundesweiten „Tag der Architektur“. Erstes Ziel dieser beliebten Veranstaltung der Architektenkammergruppen: die neue Firmenzentrale der Streit Service & Solution in Gegenbach. Dass Architektur als Multitalent eine bedeutende Rolle spielt, dringt gerade ins Bewusstsein der Menschen. Geradezu Leuchtturmcharakter hat der erst im Sommer 2022 eingeweihte Neubau des Traditionsunternehmens im Gengenbacher Kinzigpark.
Warum ausgerechnet dieser Bau als eines von drei Zielen am Tag der Architektur in der Ortenau ausgewählt wurde, erklärt Andreas Kollefrath, Vorsitzender des Architektenkammer-Bezirks Ortenau sowie Fachbereichsleiter Hochbau, Grünflächen und Umweltschutz bei der Stadt Offenburg: „Wir waren auf der Suche nach einem beispielhaften Gebäude, das die Transformationsmöglichkeiten durch Architektur erkennen lässt. Das neue Streit Gebäude zeigt vorbildhaft, wie sich flexible Arbeitsräume immer wieder neugestalten lassen“.
Ausrichtung in die Zukunft
Streit Geschäftsführer Marc Fuchs gab eine knappe Einführung in die mehr als 70 Jahre alte Firmengeschichte und hob hervor, dass die gemeinsam von der zweiten und dritten Generation des Familienunternehmens angestoßene Ausrichtung Richtung Zukunft etwas war, was beschlossen werden wollte: „Das haben wir mit einem Beirat, einer Firmen-Charta und auch mit externer Hilfe getan und wir haben die Erkenntnisse umgesetzt. Dabei haben wir auch auf die aus der Pandemie und dem hybriden Arbeiten entstandenen Fragen reagiert. Die wichtigste: Brauchen wir überhaupt noch Büros? Und wenn ja: Wieviel Fläche benötigt es und wie schaffen wir es, Menschen intrinsisch zu motivieren, unbedingt an ihren Arbeitsplatz bei uns kommen zu wollen? Das ist wichtig, wenn man weg will von der Präsenzkultur und hin zur Vertrauenskultur.“
Dass dies in erster Linie durch einen durchdachten konzeptionellen Ansatz im Sinne des „New Work“ getragen ist, einer von der Digitalisierung und Globalisierung bestimmten Arbeitsform, machte der Rundgang durch das energieautarke und CO2-neutrale Gebäude mit seinen 2.200 Quadratmetern sofort deutlich. Clemens Imberi, Leiter Business Unit Streit inhouse und Prokurist, führte durch die hochdynamischen Räume und zeigte auf: Es gibt architektonische Antworten auf wirtschaftliche, gesellschaftliche und technologische Veränderungen“. Allerdings: „Arbeitswelten so zu gestalten, dass Menschen sie gerne aufsuchen, dass sie produktivitätssteigernd sind und dass sie sogar auf die Attraktivität als Arbeitgeber einzahlen, ist echtes Change-Management und wird ohne Konzept nicht funktionieren“. Sein Credo: Keine Kultur funktioniert ohne Raumkonzept. Kein Raumkonzept funktioniert ohne Kultur.
Raum als Multi-Space
Dass Konzepte wie das in Gengenbach auch anderswo erfolgreich wirken, war eine Nebenbei-Anekdote: Auch bei SAP im Silicon Valley grenzen Vorhänge temporäre Kollaborationsräume ab, um dann wieder beiseitegeschoben zu werden, auf dass der Raum zum Multi-Space werden kann. „Dass dieser die produktivste Art des Arbeitsortes ist, hat man auch bei der Fraunhofer-Gesellschaft erforscht“, erläuterte Imberi.
Der Rundgang durch den KI-basierten Autostore, der 4.500 Quadratmeter Fachbodenregale am früheren Standort Hausach in eine 800 Quadratmeter Anlage verwandelte, die 1,5 Millionen Arbeitsschritte bei einer Fehlerquote im Null-Komma-Bereich einsparte, zeigte, dass der ganzheitliche Ansatz des New Work im Hause Streit nicht nur in den Büros, sondern auch dahinter stattfindet.
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