Er lässt die Puppen tanzen
Marionettenspieler Andreas Kurrus
Gengenbach (gro). "Die Marionette, die nicht ich, sondern mein Cousin geschenkt bekam, ist eigentlich der Grund, warum ich Puppenspieler wurde", sagt Andreas Kurrus und lacht dabei. "Es hat mich von Kindheit an interessiert." Aufgewachsen ist der 51-Jährige in Freiburg, in einem Drei-Generationen-Haus wie er sagt. Seit gut zehn Jahren wohnt er in Gengenbach. "Ich bin hier sesshaft geworden", so Kurrus mit Blick auf das Fachwerkhaus, in dem er lebt und arbeitet, und das er mit seiner Lebensgefährtin selbst restauriert hat.
Im Erdgeschoss befindet sich seine Werkstatt, in der nicht nur die unterschiedlichen Figuren für seine eigenen Auftritte entstehen. Dort werden auch alte Marionetten liebevoll in Stand gesetzt. Im Augenblick liegt ein Ritter auf seiner Werkbank, der aus der Sammlung Cohnen im Haus Löwenberg stammt. "Seine Fäden sind gerissen", erklärt der Marionettenspieler und -bauer und bewundert die alte Puppe.
Walk-Acts und Marionetten
Gleichzeitig lagern dort seine Geschöpfe, die er in seinen Auftritten zum Leben erweckt. So gibt es den Brotmann aus Endingen oder das Holzsammelweibchen aus dem Elztal. Beide Figuren werden bei Walk-Acts eingesetzt. "Die Leute lieben es, wenn ich den Raben, der dem Holzweibchen auf der Schulter sitzt, zum Leben erwecke", erzählt Kurrus. Aber er spielt auch mit einer großen Marionettenbühne, mit der er auch auf Tournee geht. "Zur Zeit habe ich sie leider eingemottet", verrät Kurrus, da er vor Ort viel beschäftigt ist.
Griffbereit findet sich seine Ein-Personen-Guckkastenbühne, die zur Weihnachtszeit ihren großen Auftritt hat. Darin spielt er das Märchen vom "Mädchen mit den Schwefelhölzern". "Das geht vielen Zuschauern sehr zu Herzen", sagt Kurrus. Eine seiner Lieblingsfiguren ist ein alter Kasper. "Diese Figur ist eine der ältesten in der Marionettengeschichte", weiß er. Sein Kasper ist, so berichtet er, bereits in Rente und lässt sich nur widerwillig in die Geschichten hineinziehen: "Aber er spielt immer mit."
Von Kind an Spaß an dem Figurentheater
Schon als Kind baute Andreas Kurrus sich selbst Figuren, mit denen er spielen konnte. "Dabei liegt mein Hauptinteresse im Spiel, nicht im Bau der Figuren", erklärt er. "Mein erstes Publikum war natürlich die Familie zu Hause, wenn ich an Weihnachten mit unserem alten Kasperletheater eine Vorstellung gegeben habe." Den Wunsch, Marionettenspieler zu werden, hatte er schon früh, aber: "Können Sie sich vorstellen wie meine Eltern und Großeltern auf so etwas reagiert hätten?", fragt er amüsiert.
Er besuchte eine Holzfachschule, arbeitete einige Zeit als Werbetechniker und als Grafiker. "Ich machte noch ein Aufbaustudium als Lehrer, bevor mir klar wurde, was ich wirklich wollte", so Kurrus. Mit 40 Jahren beschloss er, seine Leidenschaft zu seinem Beruf zu machen. Wie viele Berufskollegen ist er im Wesentlichen Autodidakt, besuchte aber auch Meisterkurse bekannter Puppenbauer und -spieler.
Mit dem Wohnwagen unterwegs
Eine Weile war er ausschließlich im Wohnwagen unterwegs und zog von einem Theaterfestival zum anderen. "Gengenbach kannte ich gar nicht", gibt Kurrus zu. Die erste Begegnung mit der Stadt war auf einer Rundreise mit seiner Tochter. "Ich dachte, es ist schön hier, ein Aussteigen aus dem Zug würde sich lohnen", erinnert sich der Marionettenspieler. Die Liebe war schließlich der Grund, warum er in der Ortenau zog. "Ich hatte eine alte und nun wieder neue Liebe getroffen und sie stammte aus Gengenbach", so Kurrus.
Mittlerweile ist die Stadt zu seiner Heimat geworden. "Lothar Kimmig von der Kultur- und Tourismus GmbH kam auf mich zu, als es um die Eröffnung der ersten Puppenparade in Gengenbach ging", erzählt Kurrus. Seit das Museum Haus Löwenberg von der Sammlerfamilie Cohnen mit alten Marionetten und Karusselpferden beschenkt wurde, engagiert sich Kurrus auch dort. So manchen Interessierten hat er schon durch die Sammlung geführt. Er bietet aber auch Workshops zum Thema an, wie an diesem Wochenende auf dem Festival Black Forest on Fire in Berghaupten.
Engagiert im Verband
Da er zudem noch der zweite Vorsitzende des Verbandes der Puppenspieler ist, kommt das Spiel selbst manchmal zu kurz. "Die Verhältnisse für Puppenspieler werden immer schwieriger", so Kurrus. "Dabei sammeln die meisten Kinder ihre erste Theatererfahrung im Puppentheater."
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