Millionen Follower lieben Sebastian Wusslers "ChefsTalk"
Genießen im Netz und auch in der Realität
Gengenbach (gro).Seinen Namen kennen Profiköche auf der ganzen Welt, denn er ist mit ihnen über die Internet-Plattform "ChefsTalk" vernetzt. Sebastian Wussler stammt aus Gengenbach, lebt in Berlin und arbeitet auf der ganzen Welt. Immer wieder zieht es den 32-Jährigen in seine Heimat zurück, wo seine Familie den "Ponyhof" betreibt.
"Ich bin kein Koch", macht er gleich zu Beginn deutlich. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann bei Edeka. "Dann bin ich nach Südafrika auf eine Sprachenschule gegangen", erzählt er. Ein Weltenbummler steckte schon immer in ihm. In Kapstadt lernte er Englisch und seine Frau kennen. Und er legte in dieser Zeit den Ursprung zu seiner heutigen Karriere. "Damals war es nicht so einfach, Unterkünfte in Südafrika zu finden", beschreibt er sein erstes Netzprojekt. Es handelte sich um eine Art Buchungsplattform, in der Reisende Gästehäuser reservieren konnten. "Wir hatten zwischen 300 und 400 Gästehäuser unter Vertrag", berichtet er. Aus dieser Idee entstand auch "ChefsTalk". "Wir hatten die Idee, dass unsere Gäste mit den Köchen in Verbindung treten können und sie engagieren", so Wussler.
Während es die Buchungsplattform in dieser Form nicht mehr gibt, hat "ChefsTalk" heute über 150.000 Mitglieder, es werden elf Millionen Impressions genutzt, die dort befindlichen Videos wurden 130 Millionen Mal angeschaut. "Alleine auf Facebook haben wir 1,8 Millionen Follower", sagt Wussler. Für ihn ist Arbeiten und Kommunizieren in den sozialen Netzwerken so selbstverständlich, wie für andere ein Werkstück zu bearbeiten. "Das mag an Südafrika liegen", vermutet er. "Als ich 2006 dort gelebt habe, waren Facebook und Twitter schon weit verbreitet. Bei uns hatten Studenten noch einen Account bei Studi.vz."
Deutsche Küche in der Welt bekannt gemacht
Kulinarik 2.0 ist nur die eine Seite von Sebastian Wussler. Gemeinsam mit Mike Watson, einem gebürtigen Neuseeländer gründete er "Pure Berlin". "Die Idee hatten wir, als Miles mir sagte, dass die deutsche Küche im Ausland schlecht dargestellt werde", so Wussler. Also begannen sie mit der Organisation von Pop-up-Events auf der ganzen Welt, bei denen so gar nichts vom Sauerkraut-Klischee übrig blieb. San Francisco, Moskau, Reykjavik, Singapur – die Orte sind so klangvoll wie die Namen, mit denen die beiden weltweit zusammenarbeiteten. Denn mit ihren kulinarischen Events machten sie so bekannte Küchenchefs wie Dominique Crenn oder Homaro Cantu auf sich aufmerksam. Kein Wunder, denn sie arbeiteten mit den jungen Aufsteigern der internationalen Küchenszene wie Ryan Clift oder Janice Wong, die eigene Shows bei Netflix haben, zusammen. "Ab und zu sind auch meine Brüder zu den Events mitgekommen", verrät Sebastian Wussler. "Wir haben immer etwas Heimisches eingebaut wie Leberwurst-Pralinen oder Blutwurst-Dim-Sum."
Das war zwischen 2011 und 2013. Heute ist Sebastian Wussler nur noch auf "ChefsTalk" fokussiert, denn aus dem virtuellen Treffpunkt für Köche ist längst eine international geschätzte Beratungsplattform geworden. "Es ist ein Schnittpunkt, eine Anlaufstelle für innovative Firmen, auf der sich das Wissen der Köche um gute Produkte findet", versucht Wussler eine Beschreibung. Dabei finden hier nicht nur Ernährungstrends ihren Niederschlag, sondern auch neue Gastrokonzepte. "In der Beziehung liegt Deutschland im internationalen Vergleich noch weit hinten", erklärt Wussler, den die Kreativität etwa in Skandinavien fasziniert.
Mit der "Chefs-Talk-Bühne" werden die Ideen aus dem Netz greifbar: Innovatoren werden eingeladen und geben ihr Wissen an Multiplikatoren weiter. "Eigentlich sollten wir in der Schule Essen und Ernährung, aber auch wie man kocht, als Schulfach haben", macht sich Wussler für eines seiner Herzensprojekte stark. "Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass sich die Welt in Zukunft gesünder ernähren kann."
In puncto Lebensmittel hat der sonst so innovative Sebastian Wussler konservative Ansichten darüber, wie sie erzeugt und verarbeitet werden sollten. Diese Wertschätzung will er auch an seine Tochter weitergeben, mit der er viel Zeit verbringt und sagt: "Ohne Familie kann ich nicht leben."
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