Sonntagsporträt
Gabi Basler war mit Herz und Seele Gastwirtin
Gengenbach "Mercyscher Hof" ohne Gabi Basler – geht das überhaupt? "Natürlich, ich habe mit Yasemin Tondo eine hervorragende Nachfolgerin gefunden", ist sich die Wirtin sicher. Genauer gesagt Ex-Wirtin, denn seit dem gestrigen Samstag ist Gabi Basler offiziell im Ruhestand.
Sie war die gute Seele des Restaurants
20 Jahre war sie die gute Seele des Restaurants in der Gengenbacher Innenstadt. Die vielen Stammgäste gingen in "den Mercyschen zur Gabi". "In all den Jahren war ich nur vier oder fünf Mal in Urlaub, zwei Mal hatte ich Betriebsferien", sagt die 65-Jährige. Die ersten zwölf Jahre war jeden Tag geöffnet, dann gönnte sie sich zwei Ruhetage die Woche. Sie will die Zeit nicht glorifizieren, aber die Arbeit hat ihr immer Spaß gemacht. Gabi Basler ist mit ganzem Herzen Gastgeberin und eine sehr gute dazu.
Dabei ist sie keine gelernte Fachkraft. Die Mutter dreier, inzwischen erwachsener Kinder hat überhaupt keine Ausbildung gemacht. "Ich wäre gerne Floristin oder Kinderkrankenschwester geworden", gesteht sie im Gespräch mit der Guller-Redaktion. Doch nachdem die Familie von mehreren Schicksalsschlägen getroffen worden war, wurde die volle Arbeitskraft der Jüngsten auf dem elterlichen Bauernhof gebraucht. Gerade einmal 15 Jahre alt war sie damals, als die Entscheidung fiel. "Ich habe das gar nicht weiter hinterfragt", sagt Gabi Basler. Sie mochte die Arbeit in den Weinbergen, kümmerte sich gerne um die Schweine und Kühe. Außerdem gehörten ein bisschen Ackerbau und Wald zum Familienbetrieb in Bermersbach. Das Ganze hatte durchaus Vorteile: "Ich durfte den Schlepperführerschein machen, später den Auto- und den Motorradführerschein."
Ein Ereignis, das sie in jungen Jahren besonders prägte, war die Wahl erst zur Gengenbacher, dann zur Ortenauer Weinprinzessin Ende der 70er-Jahre. Eine völlig neue Welt eröffnete sich. "Bis dahin war ich es nicht gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Und jetzt sollte ich plötzlich auf der Bühne vor einer Menschenmenge Reden halten", erzählt die 65-Jährige. Nie wird sie vergessen, wie ihr der Landtagsabgeordnete Robert Ruder bei einem Auftritt leise zuraunte, sie solle versuchen, langsamer zu sprechen. Von ihm bekam sie manchen guten Tipp. Überhaupt tat es dem schüchternen Mädchen gut, dass Honoratioren an sie glaubten und sie förderten. In jedem Fall gab ihr die Zeit als Weinprinzessin Selbstbewusstsein.
Zur Gastronomie kam die Bermersbacherin durch ihre ältere Schwester, die ein Lokal hatte. Weil sie neben der Landwirtschaft noch etwas anderes machen wollte, half sie erst dort als Aushilfskellerin aus, später im Weinlokal "Roser". "Der Umgang mit den Gästen hat mir gefallen", sagt Gabi Basler. "Wenn erforderlich, habe ich auch in der Küche gearbeitet. Aber meine Welt war immer die Gaststube." Später wurde sie dann selbst Pächterin des Weinlokals.
Reisen sowie viel Zeit für sich und die Familie
Doch der Betrieb lief nicht so gut, wie erhofft. "Wir hatten keinen Biergarten. Deshalb blieben die Gäste im Sommer bei schönem Wetter aus", so die Gastronomin. Dann wurde ihr der "Mercyscher Hof" angeboten und sie griff zu. Das Lokal war wesentlich größer und sie musste einiges investieren. Aber es war die richtige Entscheidung, wie die folgenden 20 Jahre zeigten.
So sehr sie ihren Beruf liebt, freut sich Gabi Basler trotzdem auf den Ruhestand: "Zeit war für mich immer ein Luxusgut. Jetzt freue ich mich darauf, viel Zeit für meine Familie und für mich selbst zu haben, auch zu reisen." Außer im Advent, denn ihren Stand auf dem Gengenbacher Weihnachtsmarkt wird sie nicht aufgeben.
Anne-Marie Glaser
Gabi Baslers persönliche Favoriten
Drei Lieblingsweine
- Rosé trocken
- Grauer Burgunder trocken
- Weißburgunder trocken
Drei Lieblingsgerichte
- Rumpsteak
- Gebratener Lachs mit Spinat
- Lamm mit mediterranem Gemüse
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