Gerda Bohnert ist Stadträtin und in vielen Ehrenämtern aktiv
Eine Gengenbacherin aus voller Leidenschaft
Gengenbach. Vier Bürgermeister – Otto Fellhauer, Jürgen Eggs, Michael Roschach und Thorsten Erny als amtierenden – hat sie in der Stadt Gengenbach aktiv als Stadträtin erlebt: Gerda Bohnert, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, und ehrenamtlich in unterschiedlichen Bereichen aktiv, ist eines der langjährigsten Mitglieder eines Gemeinderats, das nach der Wahl am 26. Mai nicht wieder antritt.
Im Rahmen eines Jugendforums war Bohnert während der Gemeindereform in Gengenbach und den heutigen Ortsteilen unterwegs, als sie von der CDU angesprochen wurde, ob sie nicht für das Stadtparlament kandidieren wolle. "Eigentlich hatte ich viel zu wenig Hintergrundwissen", erinnert sich Bohnert an die Anfänge Mitte der 70er-Jahre. Das hat sich im Laufe der Zeit grundlegend geändert. Ihren Abschied nimmt sie jetzt als langjährige Bürgermeister-Stellvertreterin. Stimmen bekommen hat sie, spekuliert Bohnert, weil sie seit ihrer Kindheit beim TV Gengenbach aktiv war und auch heute noch ist.
Aufgewachsen ist Gerda Bohnert, die ihren Vater im Zweiten Weltkrieg verlor, bei ihrer Mutter, die einen kleinen Lebensmittelladen betrieb. "Bei uns zu Hause war kein Geld da für eine höhere Schule", so Bohnert. Sie lernte daher Industriekauffrau. Als sie für ein Jahr in der Schweiz als Au-pair weilte, erreichte sie ein Brief von der Sparkasse Gengenbach. Das Kreditinstitut bot ihr eine Stelle als Sekretärin an. "Ich bin Gengenbacherin aus voller Leidenschaft", daher war es für sie keine Frage, den Job anzunehmen. Sie blieb der Sparkasse treu und war zuletzt dort Personalleiterin. "Alle meine Chefs haben mich in meinem Ehrenamt immer voll unterstützt", ist sie dafür dankbar. Gerda Bohnert, die ebenfalls alleinerziehend war, hat ihrem Sohn zuliebe "auf viel verzichtet", um die höhere Schule zu ermöglichen. Er nutzte das für ein Medizinstudium und war auch im sportlichen Bereich sehr erfolgreich.
Fit geblieben mit Körper und Geist
"Es fehlen inzwischen oft die Persönlichkeiten" für öffentliche Ämter wie den Stadtrat, bemängelt Bohnert, dass sich geeignete Charaktere lieber auf Beruf und Familie konzentrieren. Früher empfand sie die Gremientätigkeit als reine Männerdomäne, als sie mit etwa 30 Jahren eingestiegen ist. Das hat sich aus ihrer Sicht gewandelt. "Ich bin dadurch fit im Kopf geblieben." Oft vertrat sie die Stadt bei Vereinsterminen, Jubiläen, hohen Geburtstagen von Bürgern und anderen Anlässen.
Über den noch amtierenden Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse, Thomas Laubenstein, kam sie zum Förderverein des Gengenbacher Adventskalenders. "Aus Liebe zur Stadt" und um die Kultur zu fördern. Künstler wie Ottmar Alt, Jan Peter Tripp, Andy Warhol oder Tomi Ungerer hätten so die von ihr geliebte Stadt groß herausgebracht.
2015 stößt sie zudem zur Tafel, der Organisation, die einkommensschwache Menschen mit günstigen Lebensmitteln versorgt. Dort steht sie oft an der Kasse. Für den TV Gengenbach, deren langjährige Vorsitzende sie war, betreut sie noch heute Gruppen von Männern und Frauen. "Dadurch bleibe ich auch körperlich selber fit", macht es ihr weiterhin Spaß.
Für all dieses Engagement hat sie das Bundesverdienstkreuz erhalten. Bis zum Brief des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann hat sie nichts geahnt. "Keiner aus dem Verein hat etwas ausgeplaudert", erzählt sie lächelnd und empfindet es als große Freude und Ehre, diese Auszeichnung erhalten zu haben.
"Ich habe beschlossen, dass es mir nur noch gut geht" – diesen Buchtitel der Maria von Welser hat sie sich für den nächsten Lebensabschnitt zu eigen gemacht. Denn sie weiß: "Ich habe keine Angst vor dem Aufhören", ist sich Bohnert sicher, für die ihr eigenes Alter unwichtig ist, dass sie es auch nicht verrät. Ihr Sohn lebt mit Frau und den Enkeln im Bergischen Land. "Besuche dort gehen vor", hat sie sich vorgenommen. Sie hat zudem ihren Garten, den sie pflegt und ist Teil einer Kartenspielgruppe, die alle zwei Jahre eine Reise unternimmt, etwa nach Prag oder auf den Spuren der Autorin Rosamunde Pilcher. "Man schätzt anderer Leute Arbeit, wenn man sich ehrenamtlich engagiert", ist Bohnert froh über ihren Weg.
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