Fünf Jahre Windpark Gengenbach
Strom für 9.000 Haushalte wird geliefert
Gengenbach (st). „Feiern Sie mit uns die Energiewende vor Ort“ war die Überschrift 2017, als Bürgermeister Thorsten Erny zur Einweihung der vier Windenergieanlagen auf dem Rauhkasten/Steinfirst eingeladen hatte, so die Stadt Gengenbach in einer Pressemitteilung.
Windenergie ist nur ein Baustein zur erfolgreichen Energiewende. „Wir hatten damals den Mut, wir wurden dafür auch belohnt, aber wir ruhen uns auf unseren Erfolgen bei der Energiewende nicht aus,“ so das Resümee des Bürgermeisters am Donnerstag, 14. Juli. „Wir wissen, dass weitere Bausteine nötig sind. Die klimaneutrale Energieversorgung ist das Ziel.
Energieautarkie war schon damals ein wichtiges Argument für die Windenergieanlagen, ohne die aktuelle Zuspitzung des Energiemarktes und die desaströsen Zustände bezüglich Versorgungssicherheit/Alarmstufe Notfallplan Gas zu kennen", so der Bürgermeister. Ein weiteres Ziel war damals: Die Wertschöpfung vor Ort halten. Auch dieses Ziel wurde erfüllt. Die Finanzierung erfolgte teilweise von Seiten der Bürger mittels Nachrangdarlehen.
Für die beiden Geschäftsführer der Windenergie Gengenbach GmbH, Jochen Brosi, Werkleiter der Stadtwerke Gengenbach, und Michael Totzke ist Klimaschutz und klimaneutrale Energieversorgung das Ziel: „Aber natürlich müssen wir auch wirtschaftlich handeln und jede Investition muss auch entsprechende Erträge für weitere Entwicklungen abwerfen. Auch das ist uns gelungen, die Bilanz der Windenergie Gengenbach weist in jedem Jahr einen positiven Jahresabschluss aus. Der Jahresüberschuss der vergangenen fünf Jahre beträgt insgesamt rund 519.000 Euro,“ führte Michael Totzke die Erfolge der Windenergie Gengenbach GmbH aus.
Ein Plus auch für die Partner
Davon profitieren auch die Partnergemeinden, denn über die Gewerbesteuerzerlegung erhalten Gengenbach, Hohberg und Friesenheim einen Anteil an der Gewerbesteuer aus den Erträgen des Windparks. Das gilt sowohl für den Anteil der Windenergie Gengenbach GmbH, in deren Besitz sich zwei Anlagen befinden, als auch für die beiden von Enercon bewirtschafteten Windenergieanlagen.
Die Zusammenarbeit mit dem Partner Enercon hat sich bewährt. Die Wartungsarbeiten im Schnitt rund drei Mal im Jahr und eine einmalige Sonderwartung jeder einzelnen Windenergieanlage wird von Enercon durchgeführt. Die Stadtwerke übernehmen teilweise die Organisation der Standortpflege.
„Energie, die nicht verbraucht wird, ist der beste Klimaschutz,“ meinte Bürgermeister Thorsten Erny. Der Windpark hat mit allen vier Anlagen in den vergangenen fünf Jahren (Daten bis 30. Juni 22) rund 132 Millionen Kilowattstunden Strom produziert. Rein rechnerisch könnten damit rund 9.000 Haushalte pro Jahr mit Strom versorgt werden. Außerdem bedeutet das eine CO2-Einsparung von etwa 96.000 Tonnen.
Ein durchschnittlicher Haushalt (3.000 kWh Strom/Jahr) verursacht rund sechs Tonnen CO2-Ausstoß in fünf Jahren durch die Stromversorgung. Somit entspricht die CO2-Einsparung des Windparks dem durchschnittlichen Ausstoß von rund 16.000 Haushalten in diesem Fünf-Jahres-Zeitraum.
Kleiner Rückblick
Der Startschuss fiel 2011: Per Gemeinderatsbeschluss wurden die Stadtwerke Gengenbach beauftragt in Sachen Windenergie tätig zu werden. Darauf folgte eine intensive Planungs- und Umsetzungsphase von nahezu sechs Jahren bis zur Realisierung des Windparks.
Die Herausforderungen des Projektes waren: Es mussten unterschiedliche Grundstückeigentümer unter einen Hut gebracht werden. Privatwaldeigentümer, Forst BW und die drei Kommunen Gengenbach, Friesenheim, Hohberg auf deren Gemarkungen die Anlagen erstellt werden sollten. Die Zuwegung musste von zwei Seiten erfolgen. Mit zahlreichen Informationsveranstaltungen wurden die Bürger von Beginn an mit eingebunden. Insgesamt wurde das Thema Windenergie in 34 Tagesordnungspunkten in den unterschiedlichen Gremien behandelt. Das angewandte Pacht-Pooling-Modell war bis dato einzigartig.
Pionierarbeit geleistet
Jochen Brosi, Werkleiter der Stadtwerke Gengenbach und Geschäftsführer der Windenergie Gengenbach GmbH, betont in der Pressemitteilung, dass dank der Unterstützung und guten Zusammenarbeit aller Grundstückseigentümer, darunter sechs private Eigentümer, die Stadt Gengenbach und Forst BW, das Windenergieanlagen-Projekt in einem Leuchtturmprojekt als Pachtpooling-Modell umgesetzt werden konnte. Diese Pionierarbeit zur Errichtung eines Windparks hat sich gelohnt.
Insgesamt wurden damals 21 Millionen Euro investiert.
Am 14. Juli 2017 wurde der Windpark offiziell mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft in Betrieb genommen. Am Nachmittag waren alle Bürger zu einem „Tag der offenen Tür“ eingeladen. Die Erwartungen, die aufgrund der Ergebnisse des zuvor errichteten Windmessmastes zugrunde gelegt wurden, konnten allesamt übertroffen werden.
Der Februar 2020 war nicht nur der Monat mit dem Spitzenwert in Sachen Windgeschwindigkeit, sondern auch bezüglich der produzierten Strommenge in Höhe von rund 5,2 Millionen Kilowattstunden der ertragsreichste Monat seit der Inbetriebnahme. Die bisher höchste Windgeschwindigkeit wurde am 27. Februar 2020 mit 163,8 Stundenkilometer gemessen.
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