Neubaugebiet "In der Spöcke"
Grundstücke könnten vielleicht zurückgegeben werden
Gengenbach (ag). Die meisten sind junge Familien, die sich ihren Traum vom eigenen Häuschen erfüllen möchten. Alle waren glücklich, per Losverfahren einen der heiß begehrten 26 Bauplätze "In der Spöcke" bekommen zu haben. Die meisten sind es immer noch. Einzelne realisierten nach dem Kauf allerdings, dass die Bodenbeschaffenheit auf ihrem persönlichen Grundstück wohl einen höheren Aufwand beim Bauen notwendig macht, als sie planten. Gerüchte von ungeeignetem Baugrund und mangelnden Informationen durch die Stadt machten in Gengenbach die Runde und erhitzten die Gemüter (wir berichteten). Nun lud die Stadt Gengenbach die Käufer zu einer Information ins Rathaus ein.
Rund 40 Personen waren der Einladung gefolgt, darunter auch Betroffene. Viele hatten ihre Kinder mitgebracht, was ordentlich Leben in den Rathaussaal brachte. Ansonsten war die Stimmung aber sehr konzentriert und vor allem sachlich.
Bürgermeister Thorsten Erny machte deutlich, dass er das Ganze sehr ernst nimmt. Die Prüfung der Frage "Haben wir etwas falsch gemacht" sei aber klar mit Nein zu beantworten: "Wir haben uns keinen Vorwurf zu machen." Unter Vorbehalt der Zustimmung des Gemeinderats erklärte Erny: "Man könnte unter entsprechenden Umständen eine Rückabwicklung des Kaufs anbieten." Dies sei aber kein Schuldanerkenntnis, sondern reines Entgegenkommen.
Knut Maier, Baldauf Architekten und Stadtplaner GmbH, erläuterte, dass die Stadt Gengenbach den Kaufinteressenten über den Bebauungsplan, Veröffentlichungen auf der Homepage und entsprechende Veranstaltungen sogar mehr als erforderlich Gelegenheit gegeben hat, sich vorab zu informieren: "Die Transparenz war vorbildlich." Tatsächlich findet sich in der Begründung des Bebauungsplans der Hinweis, dass unterschiedliche Böden vorgefunden wurden, die teilweise nur "gering tragfähig und stark setzungsempfindlich" sind. Das ist laut Klemens Wehrle, Ingenieurgesellschaft für Geo- und Umwelttechnik mbH & Co. KG, nichts "Außergewöhnliches", ein Drittel der Baugebiete heutzutage sei so und "für einen Bauherrn beherrschbar". Die Frage sei aber, mit welchem Aufwand.
Das wusste einer der betroffenen Eigentümer für sein Grundstück. 120.000 Euro würde ihn ein Keller kosten, rund 25.000 eine Pfahlgründung plus 8.000 Euro eine entsprechende Platte. Für Letzteres liege ihm nur ein Angebot vor, alle anderen Firmen hätten abgewunken. Möglicherweise ist ihnen die Fläche zu klein, um aktiv zu werden, so die Vermutung von Wehrle. Erny empfahl den vier wohl betroffenen Eigentümern, sich zusammenzuschließen. Ihre Grundstücke sollen laut einem von ihnen beauftragten Gutachter eine besonders dicke Torfschicht aufweisen, was nun aber noch einmal überprüft werden soll.
Im Anschluss der Veranstaltung direkt angesprochen, räumten betroffene Käufer ein, dass sie einfach nur froh über einen Bauplatz waren und sich nicht mit der Bodenbeschaffenheit beschäftigt hatten.
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