Weihnachten der Franziskanerinnen Michaela und Veronika
Die Frohe Botschaft lebendig werden lassen

Die Schwestern Veronika und Michaela (r.) in der Grotte des Klostergartens vor der Nachbildung des Frescos aus der Greccio-Grotte des Franziskus | Foto: Michael Bode
  • Die Schwestern Veronika und Michaela (r.) in der Grotte des Klostergartens vor der Nachbildung des Frescos aus der Greccio-Grotte des Franziskus
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Gengenbach. Für Generaloberin Schwester Michaela begann der Weg ins Kloster 1976 nach Schule und Ausbildung an der Haushaltsschule und zur Kinderpflegerin in Bruchsal. "Mein Vater hatte die Ansicht, dass das Geld für eine weitere Ausbildung besser in einer Aussteuer angelegt sei", erinnert sich Schwester Michaela mit einem Lächeln. Alle Nonnen treten in Gengenbach in die Ordensausbildung ein. Einige Jahre war die heute 63-Jährige zudem an der katholischen Fachschule tätig. 2006 folgte die Berufung zur Generalvikarin und 2011 schließlich zur Generaloberin der Franziskannerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu. Ihre Nachfolgerin als Generalvikarin, Schwester Veronika, stammt aus dem Nordhessischen und ist 1983 Franzikanerin geworden. Seit der Orden 2016 sein 150. Jubiläum feierte stellt sie fest, dass die Öffentlichkeit eine neue Wahrnehmung des Klosters hat. Auch dafür ist der Adventsweg eine Möglichkeit, sich neu zu präsentieren und Fragen des Lebens zu beantworten.

Vor einem Jahr begannen die Vorbereitungen für den Adventsweg am Mutterhaus im Klostergarten. Der Heilige Franziskus realisierte erstmals die szenischen Darstellung der Geburt Jesu im Jahr 1223 in einer Grotte im italienischen Greccio. "Auch wir Franziskanerinnen möchten diese frohe Botschaft der Menschwerdung Gottes lebendig werden lassen", erklären Generaloberin Schwester Michaela und Generalvikarin Schwester Veronika.

Nicht erst seit die Schwestern einen Stand auf dem Gengenbacher Weihnachtsmarkt haben, basteln und werkeln sie für Andenken und Devotionalien. "Der Advent verkommt aber immer mehr zu einem Event", kritisieren die Ordensfrauen. "Wenn nicht wir Franziskanerinnen über die Weihnacht aufklären, wer dann?", fragt Schwester Veronika und weist auf die organisierten Führungen in der Zeit von 14 bis 17 Uhr hin.

Christmette ist Start in den Heiligabend

Zwölf Stationen, verteilt auf den gesamten Klostergarten, sind aufgebaut, darunter natürlich ein Stall mit Franziskus und der Krippe, aber auch Hirten und ihre Schafe sowie die drei Sterndeuter. Die Verbindung zum Heute stellt die "Flucht nach Ägypten" dar, in dem ein Schlauchboot die aktuelle Flüchtlingssituation symbolisiert. "Das wurde ein Gengenbacher Gemeinschaftsprojekt", betont Schwester Veronika. Mitgebastelt und -gestaltet haben neben den Nonnen die Kindergärten, eine Gruppe Asylsuchender, das Jugendbüro genauso wie das Seniorenbüro sowie die katholische Fachschule für Sozialpädagogik. Gutes geschieht dazu: Durch die Erlöse aus dem Verkauf von Broschüren und Spenden schließt sich der Kreis, denn das Geld kommt der Kinderhilfe in Bethlehem zugute.

Auch im Kloster liegt an Heiligabend das Christuskind in der Krippe. Erst im Klostergarten, bevor es von dort zur Christmette um 18 Uhr in die Mutterhauskirche gebracht wird. "Das soll uns und den Kirchenbesuchern die Vergegenwärtigung symbolisieren", erklärt Schwester Michaela den Start in die Feiertage. Nach der Mette versammeln sich die Schwestern im festlich geschmückten Refektorium. Dort werden Geschenke verteilt und Lieder gesungen bei Rot- und Glühwein sowie Weihnachtsgebäck. "Wir ziehen uns frühzeitig zurück und sind dann jeder für sich", erläutert Schwester Michaela ihren Heiligabend im Kloster. Der erste Feiertag beginnt mit dem Morgengebet und dem Hochamt. "Wir verfolgen dann die Papstmesse aus dem Petersdom am Fernsehen", so Schwester Veronika, bevor es ein Mittagessen in großer Runde gibt. Die kirchliche Vesper beschließt den Tag. "Am zweiten Feiertag steht die Gemeinschaft im Mittelpunkt", nennt die Generaloberin den Schwerpunkt neben den Regularien des Klosterlebens. Gemeinsam mit den anderen schaut sie Filme und in der Gemeinschaft wird sich verstärkt um die älteren und kranken Glaubensschwestern gekümmert. Der festliche Abschluss der Weihnachtszeit ist am 6. Januar mit einem Konzert in der Mutterhauskirche.

"Wir geben Antworten auf die vermehrten Sinnfragen", nennt Schwester Veronika eine Aufgabe. Denn: "Der Mensch wird nicht satt von dem, was die Welt uns bietet. Der Mensch entmenschlicht sich ohne Religion", ist sie überzeugt.

Rembert Graf Kerssenbrock

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