Keine Klassenarbeiten nach den Deutschland-Spielen
Ortenau. Die ersten beiden Spiele der deutschen Nationalmannschaft sind kein Problem: Wenn Schüler die Begegnungen während der Fußballweltmeisterschaft live mitverfolgen
wollen, dürfen sie am anderen Tag ausschlafen – bis zum 21. Juni sind in
Baden-Württemberg Pfingstferien. Damit auch danach noch Jubelstimmung
herrscht, wurde vom Kultusministerium Baden-Württemberg den Schulen
freigestellt, den Unterrichtsbeginn nach hinten zu verlegen. Die erste
Stunde darf ausfallen, sofern sie am Nachmittag nachgeholt wird.
Ein Angebot, dass die Schulen in der Ortenau überwiegend nicht annehmen
werden. An den Gymnasien wird der Unterricht wie gewohnt stattfinden.
Peter Bechtold, Rektor des Hans-Furler-Gymnasiums in Oberkirch, erklärt,
dass die südbadische Rektorenkonferenz im Regierungspräsidium eine
Erklärung an das Kultusministerium in Stuttgart herausgegeben habe. Der
Inhalt: Es sei weder organisatorisch noch in der Sache sinnvoll die
erste Stunde nach hinten zu verschieben.
Rund 54 Prozent der Schüler kommen von außerhalb, verweist Dr. Frank Woitzik, Leiter des
Ettenheimer Gymnasiums, auf ein besonderes Problem: Man könne die erste
Stunde wegen der starren Fahrpläne der Busunternehmen gar nicht
freigeben. Nach den Deutschlandspielen soll den Schülern allerdings
keine schwere Arbeit abverlangt werden. „Wir haben viele
fußballbegeisterte Schüler und Lehrer“, so Woitzik, weshalb es an der
Schule auch ein Tipp-Spiel zur WM gebe.
Man werde flexibel damit umgehen, betont Wolfgang Meier, Leiter der Geroldseckerschule und
geschäftsführender Rektor in Lahr. Es gebe keine Absprachen zwischen den
Schulen, so Meier, der unterstreicht, dass man als verlässliche
Grundschule Betreuung zwischen 7.30 und 8.30 Uhr gewährleisten muss.
Die Tatsache, dass viele Schüler mit dem Bus zur Schule fahren, ist
ebenfalls der Grund, warum die Graf-Heinrich-Grund- und Werkrealschule
in Wolfach auf die Verschiebung des Unterrichts verzichten wird. Auch
hier, so die Rektorin Simone Giesler, will man Rücksicht auf die Schüler
nehmen – nämlich bei den Lerninhalten. „An den Folgetagen der
Länderspiele sollen nicht unbedingt Klassenarbeiten geschrieben werden“,
sagt Giesler. Lehrer und Schüler seien miteinander im Austausch.
„Natürlich nehmen wir nicht nur auf die Spiele der deutschen
Nationalmannschaft Rücksicht, wir haben viele Nationalitäten an unserer
Schule.“
„Das war bei uns bislang noch gar kein Thema“, stellt Bertram Walter, Leiter der Moscherosch-Schule in Willstätt, fest. Anregungen habe es weder aus der Lehrer- noch der Schülerschaft gegeben. „Wir beginnen sowieso erst um 8.10 Uhr mit der ersten Schulstunde, das ist relativ spät“, so Walter.
Die Kehler Tulla-Realschule, die Hebelschule und das Einstein-Gymnasium haben die Entscheidung gemeinsam gefällt. „Wir nehmen keine Rücksicht auf die WM“, so Barbara Künzer,
Rektorin der Tulla-Realschule.
Den Turnierverlauf will die Grund- und Werkrealschule Achern abwarten. „Die Vorrunde ist ja wegen der Ferien unproblematisch“, so Schulleiter Edgar Gleiß.
Die Entscheidung soll im Kollegium und mit den Eltern diskutiert werden.
„Vorstellen kann ich mir, dass wir am Tag nach dem Endspiel eine Stunde
später beginnen – wenn die deutsche Mannschaft das Finale erreicht.“
„Wir sind derzeit noch im Abstimmungsprozess. Die Tendenz ist, dass es keine
veränderten Unterrichtszeiten gibt, auch wegen der Busverbindungen“,
erläutert Viktor Schreiner, geschäftsführender Rektor der Grund-,
Haupt-, Werkreal-, Real- und Sonderschulen in Offenburg.
Ein klares Nein kommt von der Realschule Gengenbach. „Eine generelle
regulierte Befreiung würde eventuell zu Unstimmigkeiten mit den Eltern
führen, da die Schüler argumentieren könnten, dass die Schule das
Schauen der Spiele befürworte“, begründet Uwe Göpper.
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