Vom Jugendkeller in den Trashpop-Olymp
Daniel Schäfer ist Flying Bob und noch einige mehr
Flying Bob hat viele Namen. Sein aktuellster ist Axel H., der als Moped-Restaurateur beim Ortenauer Bandprojekt Supergaul neben Uschi und Bier Wolfmann die Gitarre schwingt und am 14. Dezember das Album „Eigentlich wollte ich Klein, aber dann kam Groß“
herausbringt. Aber manchmal ist er auch einfach nur Daniel Schäfer aus
Kehl-Neumühl. Sein „Kinderlied“ ist im Internet ein Langzeit-Erfolg.
176.384 Youtube-Nutzer haben sich das Video bisher angehört. Doch dazu später.
„In der fünften Klasse mussten wir uns ein englisches Alter Ego ausdenken und ich wählte fatalerweise den Namen Bob“, erklärt Schäfer den Bob-Teil seines Künstlernamens. Während die Johns und Janes bald wieder zu Markus und Marie wurden, blieb Daniel Bob. „Das ,Flying‘
kam dann nach der Ehrenrunde auf dem Einsteingymnasium hinzu.
Damit, dass aus Daniel Schäfer Flying Bob werden konnte, hat der Kehler
Jugendkeller – das JuKe – St. Nepomuk zu tun. Unter seinem JuKe-Leiter
Markus Fink entdeckte er musikalisches Neuland: Beim Konzert des Golden
Pudel Clubs in Freiburg begann der eigenwillige Weg des Flying Bob. „Die
sind mit Leuchtschwertern auf der Bühne rumgehüpft und spielten ihre
Musik vom Minidisc-Player ab. Das war genau das, was ich wollte.“
Trashpop.
Aufgewachsen ist Daniel Schäfer auf dem Birkenhof in Neumühl. Bis 2005 wurde der Aussiedlerhof von Vater Hans und Mutter Gudrun für die Schweinezucht genutzt. Dass man nun auf dem Birkenhof auf der Driving Range weiße Hartgummibälle durch das Hanauerland dreschen
kann, geht unter anderem auf die gemeinsamen Crossgolf-Trips von Markus
Fink und Daniel Schäfer zurück.
Musikalische Erstbegehungen fanden im frühkindlichen Alter auf dem Klavier statt, das mit 15 Jahren durch die Gitarre ersetzt wurde. Diese setzte Schäfer bald unter Strom
und fand im Wörterbuch dann zusammen mit den Mitrockern Razzmatazz als
ersten Bandnamen. Der Offenburger Dirk von Lotzow und seine Tocotronicer
bildeten dann später den Sud aus dem die Band Supermo 100 gebraut
wurde. Schäfer fand nun auch gefallen an der Muttersprache und es fehlte
nur noch das legendäre „Pudelclub“-Konzert bis zur Geburt der Rampensau Flying Bob.
Parallel zum Flying Bob-Universum hatten sich vier Kehler Musiker zusammengefunden – darunter Schäfer –, die als Die drei Freunde handfeste Stromgitarrenmusik fabrizierten und sogar den Newcomer-Wettbewerb der Lahrer Rockwerkstatt gewinnen konnten. In diesem
Kosmos entstand dann auch die „weltbeste Coverband der Ortenau“:
Schniposa. Mehr Parodie als Coversong schwebt im Raum, wenn die nunmehr
drei Musiker aus Hasselhoffs „Looking for freedom“ eine dampfige
Rockgitarrenversion machen.
Flying Bob war 2004 für kurze Zeit im Bandpool der Popakademie Mannheim. Neben Bands aus denen Revolverheld und Die Happy wurden habe er durch seinen eigenen Stil bestochen. Musik
als Beruf ist aber nicht unbedingt das Motto Schäfers. „Es ist schon
schön, wenn monatlich Geld aufs Konto kommt“, sagt der Daniel, der vor
zwei Jahren zu seiner Daniela sagte: „Nimm den goldenen Ring von mir“ – Dam Dam.
Nach seinem Pädagogik-Studium in Freiburg konnte sich Schäfer auch beruflich einen Traum erfüllen. Als hauptamtlicher Leiter
des JuKe St. Nepomuk kann er nicht nur seine Liebe zur Musik an die
Jugendlichen weitergeben. Mit kreativen Videoprojekten weckt der
30-Jährige das Interesse der jungen und der alten Kehler.
Bei Auftritten wird Flying Bob mittlerweile von „dem schönen Roswitha“ am
Synthesizer unterstützt und sein Kinderlied – „Der kleine Fuchs und sein
Freund, die sind so sehr vereint. Sie spielen gern im Wald unter
Bäumen...“ – wird als Abschlusssong in einer ostdeutschen Gothic-Disco
gespielt nebst Choreografie. Auf dem Ortenauer Label Rummelplatzmusik
hat er gerade den Titelsong „Hier kommt die Königsbande“ zur
Kinderbuch-Reihe „Königsbande“ veröffentlicht. Er hat eben nicht nur
viele Namen, sondern auch viel zu tun.
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