Alle Standorte des Ortenau Klinikums bleiben erhalten
Ortenau. Im Rahmen der heftigen Debatten rund um die Erhaltung der Geburtshilfen im vergangenen Jahr hatte der Kreisrat die Verwaltung beauftragt, Vorschläge zur
Entwicklung der Krankenhausstrukturen zu machen. Erklärtes Ziel: Der
Landkreis will weiterhin Träger des Ortenau Klinikums bleiben. Außerdem
sollten die bestehenden Standorte gesichert werden. Inzwischen liegt ein
Strukturgutachten der Beratungsfirma „Pro Klinik“ vor, mit dem sich der
Kreisrat in seiner gestrigen Sitzung beschäftigte.
„Es ist schön, dass bisherige Strukturentscheidungen richtig waren und es auch
keinen wesentlichen Investitionsstau gibt“, freute sich Landrat Frank
Scherer in einem Pressegespräch vor der Sitzung über das Lob der
Gutachter. Manfred Lörch, Geschäftsführer des Ortenau Klinikums,
erläuterte die drei grundsätzlichen Empfehlungen in dem Gutachten. So
kommt dieses zu dem Schluss, dass alle Standorte erhalten bleiben
sollten. „Die Demografie, das Einzugsgebiet und die derzeitige
Patientennachfrage des Ortenau Klinikums zeigen eindeutig die
Konsequenz, keine Klinik zu schließen“, so die Begründung.
Wie Frank Scherer betonte, „handelt es sich dabei nicht um eine politische
Empfehlung. Es geht hier um rein wirtschaftliche Gründe.“ Außerdem soll
laut „Pro Klinik“ die Zentren- und Schwerpunktbildung aufrecht erhalten
bleiben. Diese sei an den Häusern in Lahr und Offenburg derzeit
sachgerecht. Lediglich im Bereich der Thoraxchirurgie wird eine
Zentralisierung in Offenburg empfohlen. Letzteres ist laut Lörch
unproblematisch, da in Lahr nur sehr wenige reine Lungeneingriffe
gemacht werden, es keine finanziellen Verschiebungen gibt und auch mit
den Chefärzten geredet wurde. Drittens schlägt das Gutachten vor, die
Kliniken Achern und Oberkirch nach dem Muster der erfolgreichen
Vorbilder Offenburg-Gengenbach und Lahr-Ettenheim organisatorisch
zusammenzuführen. „Hier profitiert der Kleinere, ohne dass der Größere
etwas verliert“, so Manfred Lörch. In Achern gibt es 187, in Oberkirch
85 Betten. Von einem Ortenau Klinikum Achern-Oberkirch verspricht sich
auch der Geschäftsführer Synergieeffekte.
An den Standorten Achern, Oberkirch, Kehl und Wolfach sieht das Gutachten keine
Veränderungen in den bestehenden Abteilungsstrukturen vor. Empfohlen
wird aber, die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
von Lahr nach Ettenheim zu verlegen und die Schmerztherapie in Ettenheim
auszubauen. Weiter wird vorgeschlagen, alle ambulanten Operationen in
Ettenheim zu konzentrieren. Im Gegenzug sollten die stationären
chirurgischen Eingriffe in Lahr angesiedelt werden. Wie Lörch betonte,
müsse hier aber noch Pro und Contra mit allen beteiligten diskutiert werden.
Dies gelte ebenfalls für den Vorschlag in Offenburg die Neurologie vom Ebertplatz an die St. Josefsklinik und im Gegenzug die
Kardiologie/Pneumologie von der Josefsklinik an den Ebertplatz zu
verlegen. „Hier wird es keine Schnellschüsse geben“, versprach der
Geschäftsführer. Alle operativen Fächer am Ebertplatz zu vereinen, wie
es die Gutachter vorschlagen, ist laut Lörch nur langfristig umsetzbar.
Die Augenklinik solle an der St. Josefsklinik bleiben.
Der Kreisrat beschloss die ersten beiden grundsätzlichen Empfehlungen des
Gutachtens und beauftragte die Verwaltung, die erforderliche Beratung im
Krankenhausausschuss bezüglich einer Zusammenführung der Kliniken in
Achern und Oberkirch in die Wege zu leiten.
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