Dollenberg-Dialog mit Hans-Werner Sinn
"Für die Banken und Sparer wird es eng"
Bad Peterstal-Griesbach (st). Einen düsteren Blick in die wirtschaftliche und finanzpolitische Zukunft der Bundesrepublik warf der bekannte Ökonom und Sozialwissenschaftler Professor Hans-Werner Sinn aus München beim Dialog Dollenberg. Sein Vortrag fand so starkes Interesse, dass im Spiegelsaal des Hotels Dollenberg die Zahl der Gäste auf knapp über 100 begrenzt werden musste.
„Schonen Sie uns nicht“, forderte Willi Stächele den Referenten Hans-Werner Sinn auf. Und das tat er auch nicht. Sinn sieht Deutschland am Beginn einer strukturellen Krise, die das deutsche Wirtschaftsmodell unter Druck des Auslands setze. Darauf verweisen laut Sinn eine Menge Abwärtstrends bei den Geschäfts-Exporterwartungen, bei den Auftragseingängen oder in der Industrieproduktion. Den Brexit, die Handels-Politik des US-Präsidenten Trump, die wachsende Wirtschaftsmacht Chinas und den sogenannten Green Deal, die „Schummelverordnung der EU“, machte er unter anderen als Ursachen aus. Dazu kämen eine Menge hausgemachter Fehler in der deutschen und europäischen Politik wie der Dieselskandal, oder die Energiewende mit dem Ausstieg aus der Kohle.
De-Industrialisierung befürchtet
Sinn warnte nachdrücklich vor einer „grünen De-Industriealisierung“ Deutschlands, da es keinen Ersatz für Atom- und Kohle-Strom gebe. „Ich bin für Klimaschutz und ein Enthusiast der Umweltbewegung, aber das, was jetzt passiert, ist nicht mehr erträglich und nicht mehr in Ordnung“. Sinn sah wirtschaftliche Lichtblicke bei den Dienstleistungen und im Bauboom. Die duale Währung werde kommen, die Zinsen würden noch lange niedrig bleiben und eine Schuldenlawine lostreten: „Für Banken und Sparer wird es eng“.
Eingangs hatte Marco Beicht sein erfolgreiches Start-Up-Unternehmen Powercloud in Achern vorgestellt, das in der Versorgungs- und Energiewirtschaft Kunden und Markt stark kundenorientiert zusammenbringt. Das ständig wachsende Unternehmen sei auf dem Sprung nach Europa und über den großen Teich.
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