Dialog Dollenberg
Christine Strobl und Michael Kienzle referieren

Das Foto zeigt (von Links)  Referent Michael Kienzle, Hotelchef Meinrad Schmiederer, ARD-Programmdirektorin Christine Strobl und Willi Stächele MdL. | Foto: Georg Graf
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Bad Peterstal-Griesbach (st). Bei vergangenen Dialog Dollenberg durfte Initiator Willi Stächele die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl und den Gamshuster Berater Michael Kienzle begrüßen. Zu Beginn seiner Begrüßung gratulierte Willi Stächele im vollbesetzten Spiegelsaal des Hotel Dollenberg Sommelier Christophe Meyer, der gerade vom Gourmetführer Gault & Millau zum Sommelier des Jahres 2022 gekürt wurde.

„Ich freue mich, dass es nun doch noch mit dem Besuch von Christine Strobl geklappt hat, der schon einmal kurzfristig der Corona-Pandemie zu Opfer fallen musste“, so Willi Stächele zum Abschluss seiner launigen Begrüßung.

Christine Strobl, die als Programmdirektorin der ARD für das Erste Deutsche Fernsehen und die ARD-Mediathek zuständig ist, wies auf die große Programmvielfalt der öffentlich-rechtlichen Sender hin. So bestehe die ARD aus neun eigenen Anstalten, habe sieben dritte Programme und mehrere Rundfunkprogramme. Die ARD sei ein regional verankerter Verband und erfülle den gesetzlichen Auftrag, der sich aus dem Rundfunkstaatsvertrag und den Rundfunkgesetzen der Länder ableitet. Dafür erhält die ARD eine Rundfunkgebühr und dieser Haushaltsbeitrag bedeute für die Sender ein großes Maß an Unabhängigkeit und sie betrachte dies als unglaublichen Luxus. Darüber hinaus betreibt die ARD gemeinsam mit ZDF unter anderem den Kika und Arte und diese fruchtbare Zusammenarbeit soll weiter ausgebaut werden.

„Wir sind bei den Leuten, machen ein Angebot für alle und müssen da noch besser werden“, so Christine Strobl bei ihrem kurzweiligen Vortrag.

Sie zeigt auf, dass die öffentlich-rechtlichen Sender in den USA nur noch drei bis vier Prozent Erreichbarkeit hätten, während sich Streamingdienste, wie beispielsweise Google, Amazon, Netflix den Rest aufteilen.

Sehr interessant war eine kurze Betrachtung des Zuschauerverhaltens, nach dem über 70-Jährige pro Tag 370 Minuten Fernsehen schauen, während Drei- bis 13-Jährige lediglich 26 bis 29 Minuten täglich vor dem Fernseher verbringen. Eine konstante Größe bei der Zuschauerquote sei die Tagesschau mit durchschnittlich 40,6 Prozent Quote, was rund elf Millionen Zuschauer bedeutet. Aber auch ein Brennpunkt zum Ukraine-Krieg mit rund elf Millionen oder ein WDR-Tatort mit 14 Millionen Zuschauern stoßen auf ein großes Interesse. „Ein Krimi funktioniert ganz einfach – Am Anfang ist einer tot und am Ende wissen wir, wer es war“, so Christine Strobl zu den erfolgreichen Krimiserien.

Ein großes Wachstumspotenzial sieht Strobl beim Ausbau der Mediathek, den dies bietet dem Zuschauer die große Möglichkeit, alles bei freier Zeiteinteilung anschauen zu können. „Die Mediathek ist die Zukunft und deshalb streben wir eine gemeinsame Plattform mit dem ZDF an“, so Christine Strobl. Das künftige Format muss grundlegend auf Mediathek ausgerichtet werden, die derzeit schon rund 16 Millionen Nutzer im Monat verzeichnet.

Auch vor der Zukunft ist Christine Strobl nicht bange, denn die ARD plane große Serienprojekte mit Nachbarländern (Schweiz, Österreich, Italien), eine neue Comedy-Serie, neue Wissensformate um „Begeisterung für Wissenschaft“ zu wecken und neue Formate für Mediathek. „Wir gehen ganz optimistisch in das Jahr 2023“, so Christine Strobl abschließend.

Zuhörer mit Vortag begeistern

Als zweiter Referent des Abends hatte der Gamshurster Spezialist für „zielathische Rhetorik“, Michael Kienzle eine bunten Strauß von Tipps für die Zuhörer parat. Kienzle, der als Gewinner "Mr. Charisma 2022" beim deutschen Charisma-Preis gerade wieder hoch dekoriert wurde, gab den Zuhörern mit auf den Weg, dass „nur wer andere emotional erreicht, kann sie auch rational überzeugen“.

Den Umgang mit Lampenfieber müsse man akzeptieren und dafür eine „Blackout-Strategie entwickeln. „Wenn ich vorne stehe und nichts mehr weiß, muss es eine Rückfallebene geben“, so Michael Kienzle. Ich muss die Körpersprache trainieren und eine Spannung zu den Zuhörern aufbauen. „Das ehrlichste Körperteil sind die Füße, denn sie wurden nie trainiert und sind am weitesten weg vom Gehirn“, gab Michael Kienzle seinen Zuhörern mit auf den Weg.

„Als optimalen Einstieg in einen Vortrag sagen Sie einfach, weshalb Sie einfach, weshalb Sie der Richtige sind, um über dieses Thema zu sprechen. Versuchen Sie die Menschen schnell zum Nicken zu bringen, waren weitere Tipps, die mit hervorragenden Beispielen belegt waren.

Zur Rhetorik merkte Kienzle an, dass die sich stark verändere. „Wir sind auf dem Weg zur Höhlenmalerei, denn WhatsApp-Mitteilungen sind ohne Emojis nicht mehr denkbar“. Man muss einen Vortrag immer wieder Spitzen einbauen, um eine Abwanderung der Zuhörer zu verhindern. „Es gibt viele Reden, die zu lange sind, aber fast keine Reden, die zu kurz sind“, brachte es Michael Kienzle auf den Punkt. Dies lasse sich auch bei den durchschnittlichen Verweildauern in den sozialen Medien feststellen, die bei Facebook-Reels bei drei Sekunden und bei YouTube-Videos bei lediglich 52 Sekunden liegen.
Als positives Beispiel nannte Kienzle Apple-Gründer Steve Jobs, der jeweils zum Schluss seiner Präsentationen einen überraschenden zusätzlichen Punkt brachte „One more Thing“, der jedem Zuhörer lange im Gedächtnis blieb. Er beendete seinen lebhaften Vortag mit dem Zitat von Johann Wolfgang Goethe „Wer überzeugen will, muss nützlich sein“, das heute wichtiger denn je ist.

In seinem Schlusswort bedanke sich Hotelchef Meinrad Schmiederer bei den Zuhörern. Er freue sich, dass trotz Sommerferien und großer Hitze so viele Zuhörer den Weg zum Dollenberg gefunden hatten. „Letztlich wurden alle, die gekommen sind, mit zwei hervorragenden Vorträgen für ihr Kommen belohnt“, so Schmiederer abschließend.

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