Krippenbaumeister Ekkehard Hülsmann
Die Erfüllung eines Lebenstraums

Die Figuren sind der Ausgangspunkt für jede Krippe.  | Foto: Michael Bode
2Bilder
  • Die Figuren sind der Ausgangspunkt für jede Krippe.
  • Foto: Michael Bode
  • hochgeladen von Christina Großheim

Appenweier (gro) Er war ein Kind, als er die berühmten Schimpf-Krippen in Offenburg sah. "Das erste Mal war ich mit der Schule dort", erinnert sich Ekkehard Hülsmann. Auf dem Speicher des Hotels "Sonne" in Offenburg waren sie aufgebaut. Der 79-Jährige weiß noch, dass er sofort fasziniert war: "Ich bin ein paar Tage später mit dem Bähnle von Appenweier nach Offenburg gefahren und habe an der Rezeption gefragt, ob ich noch einmal zu den Krippen darf."

Ob dies die Initialzündung für seine Begeisterung für Krippen war oder die Tatsache, dass er und seine Mitschüler in der ersten Klasse vor der Tafel Szenen der Weihnachtsgeschichte mit wertvollen Figuren ihrer Lehrerin aufbauen durften, steht für ihn nicht fest. Tatsache ist, dass ihn die Leidenschaft sein ganzes Leben begleitet hat und er sich seit kurzem Krippenbaumeister nennen darf. Damit hat er sich einen Lebenstraum erfüllt. Hülsmann bewarb sich an der Schule für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen, wurde als einer von vier Meisterschülern angenommen und schloss als Jahrgangsbester ab.

Seine eigene kleine Herde gesammelt

Davor lagen viele Jahre des Sammelns. "1975 war ein Schlüsseljahr", denkt er zurück. Damals fand er die perfekten Schafe von einem Holzschnitzkünstler in einem Freiburger Kunsthaus. "Ich gehe immer von den Tieren aus", erklärt er seine Krippenphilosophie. "Diese Figuren entsprachen meinem Ideal." Hülsmann kaufte die ersten Schafe und im Laufe von 50 Jahren wuchs seine "Herde" auf stolze 40 Tiere an. Die sind jedoch nur ein kleiner Teil seiner rund 100 Figuren großen Krippe. "Ich baue sie jedes Jahr im Wohnzimmer auf", so Hülsmann. Über das Jahr verwahrt er die Figuren in seinem Arbeitszimmer, doch zur Weihnachtszeit gestaltet er seine Krippe raumfüllend immer wieder neu: "Die Gebäude spielen allerdings eine Nebenrolle."
Als Krippenbaumeister will er aber weder einen Betrieb eröffnen noch weitere Krippen bauen. "Sie würden nur im Keller stehen", sagt Hülsmann. Stattdessen hält er lieber Vorträge über die Symbolik, die in den Krippen steckt und die vielen Menschen heutzutage verborgen bleibt, weil der Glaube eine kleinere Rolle in unserer Gesellschaft spielt.

Ein Herz für Vögel und Bienen

Krippen sind nicht die einzige Leidenschaft des Appenweierers. Seit frühester Jugend züchtet er Vögel, in seinem Garten befinden sich große Volieren mit den unterschiedlichsten Arten. "Ich wollte Zoologe werden, als ich mein Abitur gemacht hatte", erzählt er. Denn er hatte sich trotz seines jugendlichen Alters bereits bundesweit als Züchter seltener Arten einen Namen gemacht. Am Ende entschied er sich für ein Wirtschaftspädagogikstudium mit dem Ziel, Berufsschullehrer zu werden. Er ging zu den Beruflichen Schulen Achern, deren Schulleiter er bis 2009 war: "Ich wollte immer in Appenweier bleiben", so Hülsmann.
Zur Imkerei kam er durch seinen Vater. Der züchtete Bienen, die der Sohn schließlich übernahm. Honig erzeugt er noch heute, sein Engagement im Badischen Imkerverband beendete er 2015 nach 28 Jahren als Präsident. "Ich habe sechs Landwirtschaftsminister in meiner Amtszeit kennengelernt," sagt er mit einem Augenzwinkern.
Verantwortung übernahm er bis 2020 auch in der Pfarrgemeinde seiner Heimatstadt. Nach seiner Pensionierung wurde er Mitglied des Pfarrgemeinderats, schließlich in den Diözesanrat gewählt und war Dekanatsvorsitzender in Offenburg. Heute lässt er es ruhiger angehen. "Ich werde ja nun bald 80 Jahre", sagt er mit einem Schmunzeln.

Ekkehard Hülsmanns persönliche Tipps:

Liebste Krippenszenen

  • Herbergssuche
  • Geburt Christi
  • Flucht nach Ägypten

Lieblingshonig

  • Kirschblütenhonig
  • Weißtannenhonig
  • Bärlauchhonig
Die Figuren sind der Ausgangspunkt für jede Krippe.  | Foto: Michael Bode
Ekkehard Hülsmann hinter seinem "Meisterstück": Die orientalische Krippe fertigte er für die Prüfung als Krippenbaumeister an. Sie ist sein ganzer Stolz.  | Foto: Michael Bode