Hans-Peter Wagner
Engagiert, erfolgreich und bald Ehrenbürger
Zell-Unterharmersbach. Wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, hätte Hans-Peter Wagner Pfarrer werden sollen. Tatsächlich war das auch der Grund, warum er den Sohn als Zehnjährigen in der Klosterschule anmeldete. Drei Jahre später wechselte der Jugendliche sogar auf ein Internat der Kapuziner in Bensheim. Um so enttäuschter war er, als der Sohn später beruflich trotzdem einen anderen Weg einschlug. Für die Stadt Zell am Harmersbach, den Ortsteil Unterharmersbach sowie die Grundschule dort war das dagegen ein großes Glück. Denn Hans-Peter Wagner wurde ein engagierter Rektor, umtriebiger Kommunalpolitiker sowie hervorragender Netzwerker, dem seine Heimat vieles zu verdanken hat.
Viel von Kapuzinern gelernt
Aber auch wenn er nicht in den geistlichen Stand eintrat, denkt der heute 75-Jährige sehr gerne an die Zeit bei den Kapuzinern zurück. "Sie haben mich stark geprägt", betont der gläubige Christ. So lernte er von ihnen, auf Menschen zuzugehen und vor allem zuzuhören: "Das war als Schulleiter und in der Politik sehr wertvoll." Eine andere Schule des Lebens war übrigens für Hans-Peter Wagner der Friseursalon seiner Eltern. Wie das in der Nachkriegszeit üblich war, half er bereits als Kind im Familienbetrieb mit. "Ich habe Lockenwickler aufgerollt, Haare zusammengefegt und vor allem die Ohren gespitzt", erinnert sich Hans-Peter Wagner lachend. Dabei wurde sein politisches Interesse geweckt. Der Vater war nämlich überzeugter CDU-Wähler und im Herrensalon wurde oft heftig politisiert.
Er war gerne Pädagoge
Es sollte aber noch etwas dauern, bis Hans-Peter Wagner selbst politisch aktiv wurde. Nach der Schule stand zunächst die Berufswahl an. Nachdem klar war, dass der geistliche Stand nicht für ihn in Frage kommt, empfahl die Berufsberatung ein Jura-Studium. Doch die Mutter hatte andere Pläne und meldete den Sohn kurzerhand auf der damaligen Pädagogischen Hochschule in Gengenbach an. Hans-Peter sollte Lehrer werden. Er erfüllte der Mutter den Wunsch und hat es nie bereut: "Ich war sehr gerne Pädagoge."
Talfinken traten sogar im Fernsehen auf
Aber nicht nur die Schüler lagen ihm am Herzen. Als Rektor vertraute ihm das Schulamt nach Absprache ab und zu Lehrkräfte an, die Probleme hatten. Der Begriff Burnout war noch nicht erfunden und wer sich als Lehrer nicht durchsetzen konnte, stieß oft auf wenig Verständnis. Wagner nahm sich dieser Kollegen an, half ihnen, wieder Selbstbewusstsein aufzubauen.
Überhaupt war Hans-Peter Wagner immer ein Mensch, der sich für andere verantwortlich fühlte: "Ich konnte noch nie einfach wegschauen." Hinzu kamen Überzeugungs- und Tatkraft. "Von meinem Vater habe ich die Eigenschaft geerbt, mich durchzusetzen", erzählt der ehemalige Kommunalpolitiker. Die Art mit Menschen umzugehen, lernte er von seiner Mutter, der ebenso fleißigen wie beliebten Friseurin. Ist er ehrgeizig? "Ja, wenn es um die konkrete Sache geht", räumt Wagner ein, beispielsweise damals mit dem Schulchor Talfinken. Nach einem kleinen Auftritt waren die Kinder so begeistert, dass sie dem Rektor Briefchen in den Kasten warfen: "Bitte machen sie einen Chor mit uns!" Seine Augen beginnen richtig zu leuchten, während Hans-Peter Wagner davon erzählt, wie er als Autodidakt das Projekt Talfinken in Angriff nahm. "Darauf bin ich wirklich stolz", bekennt er. "Wir sind sogar in vielen großen TV-Sendungen aufgetreten."
Höhen und Tiefen
Es gibt so vieles, was Hans-Peter Wagner erreicht hat. Wenn er davon erzählt, klingt aber immer auch Demut durch. Der 75-Jährige ist dankbar, dass er Höhen erleben und Tiefen überwinden konnte. Denn es gab natürlich beides und er weiß: Glück und Erfolg sind keineswegs selbstverständlich.
Vater wäre sicher stolz
Es gäbe noch so viel mehr über ihn zu erzählen, dem Mann mit den zahlreichen Auszeichnungen, der 43 Jahre im Ortschaftsrat, 40 Jahre im Stadtrat und 29 Jahre Ortsvorsteher war, der voller Liebe von seinen vier erwachsenen Kindern und sieben Enkeln spricht und mit beeindruckenden Persönlichkeiten befreundet ist. Eines muss aber unbedingt erwähnt werden. An Silvester wird Hans-Peter Wagner zum Zeller Ehrenbürger ernannt. Mag sein, dass der Vater enttäuscht war, weil sein Sohn nicht Pfarrer wurde: Trotzdem wäre er heute sicher stolz auf ihn.
Anne-Marie Glaser
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