Insolvente Zeller Keramik
Stadt kauft Markenrechte sowie Ausstattung
Zell am Harmersbach (ag) "Das Thema Zeller Keramik ist erst einmal gesichert", so Bürgermeister Günter Pfundstein. Zwar fand sich kein Sanierer, nicht einmal ein ernsthafter Interessent für die Marke. Doch nun ist die Stadt Zell am Harmersbach in die Bresche gesprungen und hat aus der Insolvenzmasse Marken- und Nutzungsrechte gekauft sowie die Betriebs- und Geschäftsausstattung. Darüber informierten Stadt und Insolvenzverwalter Dr. Martin Mildenberger am Donnerstag in einer Pressekonferenz.
Bedauern, aber auch Chance
Natürlich bedauert der Bürgermeister das Aus für die Zeller Keramikmanufaktur GmbH & Co KG. Immerhin ende damit ein wichtiges Kapitel der Zeller Lokal- und Wirtschaftsgeschichte. Doch nun gelte es das Insolvenzverfahren als Chance zu verstehen, insbesondere für die weitere Entwicklung am Ortseingang.
Dr. Martin Mildenberger zeigte sich ebenfalls zufrieden. Die Vereinbarung mit der Stadt Zell sei das "bestmögliche Ende dieses Insolvenzverfahrens." Das juristische Verfahren werde zwar noch mindestens ein Jahr dauern. Aber die wesentlichen Vermögenswerte seien nunmehr verwertet. Bis zum 17. Februar laufe noch der Räumungsverkauf. Am Ende des Monats werde das operative Geschäft beendet. Ausdrücklich lobte der Insolvenzverwalter die Loyalität und das Engagement der Mitarbeiter, obwohl relativ bald klar war, dass der Betrieb eingestellt werden müsse. Der aktive Versuch die Markenrechte zu verkaufen, sei mangels Interesse gescheitert. Trotzdem: "Ich glaube schon, dass es eine Zukunft geben kann, aber das braucht einen längeren Atem. Das muss jemand in aller Ruhe entwickeln", erklärte Mildenberger.
Schauproduktion?
Dieser jemand ist nun die Stadt. Zumal diese laut Insolvenzrecht als Vermieter der Fabrikräume und Hallen ohnehin rechtlich dafür zuständig gewesen wäre, diese auf eigene Kosten zu räumen. Aber unabhängig von dieser Verpflichtung waren sich Bürgermeister und Gemeinderat einig, die noch verwertbaren Gegenstände und Rechte zu erwerben. Was laut Pfundstein zum Preis einer "niedrigen fünfstelligen Summe" geschah. Möglicherweise gelinge es, wieder einen Hersteller für das Dekor "Hahn und Henne" zu gewinnen. Auch eine Schauproduktion komme in Frage. Werde das Dekor nicht innerhalb von fünf Jahren weitergeführt, dürfe jeder das Dekor nutzen.
Die Insolvenz ins Rollen brachte laut Mildenberger eine Krankenkasse, weil die Firma keine Sozialabgaben abführte. Insgesamt hätten sich die Außenstände auf 350.000 Euro belaufen. Auf die Frage nach der Ursache nannte der Insolvenzverwalter drei Hauptgründe: gestiegene Energiekosten und Kaufzurückhaltung sowie geschäftspolitische Fehler. Ob der frühere Geschäftsführer strafrechtliche Konsequenzen fürchten muss, wollte Mildenberger nicht beantworten. Das zu prüfen sei Sache eines Gerichts.
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