Der "Verein zur Erhaltung der Burgruine Hohengeroldseck" hat viel erreicht
Ein Wahrzeichen zwischen Schutter- und Kinzigtal
Seelbach (djä). In der Ortenau gibt es zahlreiche kunst- und kulturhistorische Stätten. Wer sorgt für die Erhaltung und dafür, dass Besucher diese Schätze besichtigen können? Wir stellen in unserer Serie historische Orte in der Ortenau vor, die es ohne das ehrenamtliche Engagement von Bürgern heute so nicht gäbe.
Hoch auf dem Seelbacher Schönberg, über der Passstraße zwischen Schutter- und Kinzigtal, thront ein Wahrzeichen der Region: die Burgruine Hohengeroldseck. Die Stammburg der Herren zu Geroldseck wurde um das Jahr 1250 erbaut. Da sie keinen Wehrturm besaß, war sie mehr Schloss als Burg. Trotzdem waren ihre Befestigungen wehrhaft: Dreimal wurde sie erfolglos belagert. Die Zerstörung erfolgte im Jahr 1689 durch die Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. Die Inneneinrichtungen aus Holz wurden niedergebrannt, Gebäude zerstört. Seither ist die ehemals stolze Burg eine Ruine, die im Lauf der Zeit verfiel.
Das rief vor knapp 60 Jahren Helfer auf den Plan, die das geschichtsträchtige Erbe für die Nachwelt erhalten wollten. 1958 initiierte Landrat Dr. Georg Wimmer die Gründung eines Vereins, um die Ruine zu retten, die mit ihrer Präsenz hoch oben auf dem bewaldeten Porphyrfelsen optisch so stark die Region prägt. Der "Verein zur Erhaltung der Burgruine Hohengeroldseck e.V." hat seither viel erreicht. In zwei großen Bauabschnitten wurden die Mauern saniert. Seit 2010 hat der Verein dabei Eigenkapital von nahezu 150.000 Euro eingesetzt. An den Gesamtkosten von rund 800.000 Euro beteiligten sich der Bund, das Landesdenkmalamt, die Denkmalstiftung Baden-Württemberg sowie die Umlandgemeinden.
Auch Spenden von Privatleuten und Firmen haben die Projekte vorangebracht. Die Mauern konnten von Pflanzenbewuchs befreit und die alten Fugen herausgelöst werden. Spezialisten berieten, wie das historische Mauerwerk behandelt und befestigt werden muss, um es zu erhalten und dabei auch die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. Heute strahlen die Mauern des Palas wieder. An der Ringmauer darunter wird gerade am letzten Mauerabschnitt gearbeitet. Die Sanierung wird 125.000 Euro kosten. Davon kommen 90.000 Euro aus Ausgleichszahlungen vom Bürgerwindpark Südlicher Oberrhein. Die restlichen 35.000 Euro bringt der Verein auf.
Burgfeste finanzieren Sanierung
Finanziert wird dies mit Burgfesten Anfang September. Sie locken jedes Jahr eine Menge Besucher auf die Hohengeroldseck. In einem mittelalterlichen Marktspektakulum mit Handwerk, Spielleuten und Ritterlager wird die Burgruine lebendig. "Jedes Burgfest bringt etwa 5.000 Euro Erlös ein. Wir müssen also lange sparen, bevor wir solche Baumaßnahmen angehen können", sagt Seelbachs Bürgermeister Thomas Schäfer.
Sein Amt ist traditionell mit der Vorstandschaft des Vereins verbunden. Für Schäfer ist die Hohengeroldseck ebenso ein Herzensanliegen wie für alle Vereinsmitglieder. "Wir haben es geschafft, in der Vereinsgemeinschaft mit vielen Ehrenamtlichen enorme Investitionen zu stemmen", freut er sich über das Engagement. Heute hat der Verein 120 Mitglieder. Etwa 15 Prozent sind auch aktiv bei vielerlei Arbeiten dabei. Die zwei Burgvögte Otto Himmelsbach und Josef Ringwald sind die "guten Geister" der Burg. Sie kümmern sich um die Bepflanzung, die Instandhaltung, den Ordnungsdienst und beantworten auch gerne Fragen der Besucher.
Wer heute über das ganzjährig für jedermann geöffnete Gelände spaziert, kann den mystischen Zauber der Burgruine spüren.
Bei Erlebnisführungen lassen die gut ausgebildeten ehrenamtlichen Führer die Besucher ganz in die Welt der Ritter und Burgen eintauchen. Um die bewegte Geschichte des Aufstiegs und Niedergangs der Burg und der einstmals so mächtigen Grafen von Geroldseck geht es bei den Burgführungen. Wer ohne die kundige Begleitung unterwegs ist, findet Informationstafeln auf deutsch und französisch an verschiedenen Stationen der Anlage. Informationen über die Burgruine und die Führungen gibt es unter www.burgruine-hohengeroldseck.de und in der Geschäftsstelle bei Rolf Singler. Als nächste Baumaßnahme ist der Belag eines Aufgangs ins Auge gefasst. "So eine Burgruine ist nie fertig saniert", weiß Thomas Schäfer.
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