Nationalpark Schwarzwald
Situatives Borkenkäfermanagement tritt in Kraft

Adulter Borkenkäfer im Fraßgang  | Foto: Ralf Petercord
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Seebach (st). Nationalparks dienen dem Schutz natürlicher Prozesse. Die großflächigen Prozessschutzgebiete sichern Lebensraum für viele spezialisierte und seltene Arten. Der einzige baden-württembergische Nationalpark liegt im Schwarzwald und nimmt 0,7 Prozent der Waldfläche des Landes ein – ein Drittel dieser Fläche wiederum unterliegt bislang dem Prozessschutz und wird als Kernzone bezeichnet. Dort greift der Mensch gar nicht mehr ein. Nur auf etwa einem Viertel der Nationalparkfläche darf dauerhaft eingegriffen werden. So auch im sogenannten Borkenkäfer-Pufferstreifen: Dort werden vom Borkenkäfer befallene Bäume entfernt.

Sicherung der Wirtschaftswälder

„Die intensiven Maßnahmen im Pufferstreifen am Rand des Nationalparks dienen vor allem der Sicherung der angrenzenden Wirtschaftswälder. Seit dem Beschluss des entsprechenden Nationalparkmoduls im Jahre 2015 wird das Borkenkäfermanagement nun schon konsequent umgesetzt. Die Jahre seither haben bewiesen, dass das intensive Borkenkäfermanagement gut funktioniert“, erläutert Nationalparkleiter Thomas Waldenspuhl.

Pufferstreifen

Die verbleibenden Flächen, also rund 45 Prozent des Nationalparks, gehören zur sogenannten Entwicklungszone. Hier kann das Nationalparkteam noch bis zum Jahr 2044 lenkend in die Entwicklung eingreifen. Dann gehen auch diese Gebiete endgültig in die Kernzone über. 2017 wurde das Borkenkäfermanagement mit einem weiteren Schutzmechanismus versehen. In einem zusätzlichen Beschluss des Nationalparkrates wurde das sogenannte situative Borkenkäfermanagement in der Entwicklungszone eingeführt. Das Ziel: die Funktionalität des Pufferstreifens langfristig zu gewährleisten.

Borkenkäfermanagement

„Sollte eine kritische Massenvermehrung der Borkenkäfer im Inneren des Nationalparks stattfinden, so können mit dem situativen Borkenkäfermanagement auch Maßnahmen in pufferstreifennahen Bereichen der Entwicklungszone durchgeführt werden. Dadurch wird einem Übergreifen auf den Pufferstreifen Einhalt geboten“, führt Jörg Ziegler, Fachbereichsleitung Wald und Naturschutz im Nationalpark, aus. „Im Gesamten also werden durch das intensive Management im Pufferstreifen die angrenzenden Nachbarwälder bereits geschützt, während über das situative Management in der Entwicklungszone der Pufferstreifen selbst in seiner Funktion erhalten werden soll.“

Beurteilung der Vermehrungssituation

Die Beurteilung einer kritischen Vermehrungssituation erfolgt durch die forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Zur Beurteilung der Gefahrenlage können Ergebnisse aus dem Monitoring und Abschätzungen des zu erwartenden Schwärmverlaufs und der Witterung herangezogen werden. Sobald eine kritische Situation zu entstehen droht, gibt die FVA eine Warnmeldung an den Nationalpark ab. Über die Aufnahme eines situativen Borkenkäfermanagements entscheidet dann eine Arbeitsgruppe, in der neben der FVA auch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg sowie die am Pufferstreifenmanagement beteiligten Forstbehörden vertreten sind.

Entnahme befallener Bäume

Die Arbeitsgruppe hat in einer Sondersitzung beschlossen, das situative Borkenkäfermanagement einzuleiten. Nach einer noch anstehenden Begehung und detaillierten Gebietsfestlegung werden Bäume, in denen der Borkenkäfer aktiv ist, dann bis zum November entnommen. Sobald keine Gefahr für den Pufferstreifen mehr existiert, können die eingeleiteten Maßnahmen wieder beendet werden. Auch darüber entscheidet die Arbeitsgruppe. Dann darf auch in der Entwicklungszone die Natur wieder die Waldentwicklung bestimmen.

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