Luchspfad an der B500 informiert über den seltenen Gast im Schwarzwald
Mit dem Fotoapparat auf der Jagd nach der Wildkatze
Seebach/Baden-Baden. Der Sommer ist die Jahreszeit, in der es wohl jeden hinauszieht. Aktivitäten
sind gerade jetzt in der Urlaubszeit gefragt. Die Unternehmungslust
packt jeden. Was Redakteur Daniel Hengst alles entdeckt und erkundet,
darüber schreibt er in der Serie „Erlebte Ortenau“.
Die Sonne setzt die ersten Nadelstiche mit ihren Strahlen, es kribbelt aber auch
unter der Haut: Bekomme ich heute einen Luchs zu sehen?
„Selbstverständlich, wir müssen aber etwas leise sein“, sagt Gabi
Herold, und Hubert Reif pflichtet ihr lächeld bei, denn, was sie nicht
verraten, die zu sehenden Luchse sind allesamt Attrappen. Beide sind
Ranger im Nationalpark Schwarzwald und zudem Diplom-Biologen. Sie sind meine Führer auf dem Luchspfad des
Nationalparks Schwarzwald. Entlang der Schwarzwaldhochstraße, vorbei am
Mummelsee in Richtung Baden-Baden ging es für mich zuvor mit dem Auto
zum Parkplatz Plättig. Jetzt geht es für uns drei aber los.
Mit jedem Schritt tiefer in den Wald wird es kühler und die Luft zum Atmen
ist längst nicht mehr so schwer. An der Info-Hütte des Luchspfads folgt
dann die Aufklärung. „Bislang hat sich hier kein Luchs wieder
angesiedelt. Es gibt seit 1988 Sichtungen, seit 1998 sind diese
gesichert. Das Gebiet wird aber nur durchstreift“, sagt Gabi Herold,
denn seit dem letzten Abschuss 1770 in Kaltenbronn gibt es keine Luchse
mehr bei uns. Den Sichtungen ist es allerdings zu verdanken, dass es
diesen Luchspfad seit 2009 überhaupt gibt. „In der Regel kommen die
Luchse aus der Schweiz, die Ansiedlung dort ist sehr erfolgreich. Bei
uns wird aber eine aktive Wiederansiedlung nicht in Angriff genommen. Es
wird dem Zufall überlassen“, so berichtet Gabi Herold.
Ausgestattet mit einem Info-Flyer und einem NABU-Luchsquiz geht es zum richtigen
Einstieg in den Luchspfad. Ausgangs- und Endpunkt, das sei verraten, ist
ein Luchs aus geschnitztem Holz. „Ein Luchs braucht ein sehr großes
Revier, etwa 100 Quadratkilometer. Ein Gebiet, welches genau so groß ist
wie das des Nationalparks Schwarzwald“, sagt Hubert Reif. Wenn sich
überhaupt ein Luchs ansiedeln würde, wären die Biologen Gabi Herold und
Hubert Reif froh. Für mehrere wäre nur schwer Platz, vor allem, weil das
Gebiet viel zu dicht besiedelt ist. Es geht über von Wurzeln
durchwobene Pfade. Schritt um Schritt geht es vorwärts. Der Alltag liegt
hinter mir, wie auch das Mobilfunknetz. Wahlweise den Ausblick
genießend oder im Gespräch vertieft, gerät das Handy ohnehin für gut
dreieinhalb Stunden auf den vier Kilometern in Vergessenheit.
Es gibt mehrere Stationen. An jeder gibt es einige Informationen über den
Luchs und andere Waldtiere. Immer wieder gibt es zudem Angebote, etwas
auszuprobieren, zum Beispiel schleichen wie ein Luchs, und auch der
Standweitsprung macht Spaß. Mit seinem leicht braunen bis grauen Fell,
das individuell gepunktet ist, kann man die Katze nur schwer ausmachen.
Der Luchs hat recht große Pfoten. Mit ihnen schleicht er sich nicht nur
leise an seine Beute heran, sondern gerade im Winter sinkt er so nicht
in den Schnee ein. Seine Abdrücke zeigen keine Spuren seiner Krallen.
Derweil geht es hoch und runter. Die Anstiege bewältige ich als aus der
Übung gekommener Schreibtischtäter zwar, doch höre ich dann lieber zu.
Eines seiner deutlichen Erkennungsmerkmale sind die Pinselohren eines
Luchses. Mit ihnen hört er sehr gut, beispielsweise das Rascheln einer
Maus im Wald über eine Distanz von gut 65 Metern. Jetzt im Sommer sind
nicht mehr so viele Vögel zu hören, Tannenmeisen und Buchfinken sind
aber auszumachen.
Umgestürzte Bäume liegen über dem Pfad. In der Regel geht es über sie drüber, manchmal auch darunter durch. Wo sie als
Hindernis zu groß sind, wurde bis zum Kern eine Hälfte
herausgeschnitten. Diese hohen „Treppenstufen“ sind gut zu nehmen, für
einen Kinderwagen oder Buggy ist die Strecke aber nichts. Bei starker
Nässe ist der Luchspfad zu rutschig. Bei schönem Wetter ist gutes,
festes Schuhwerk dennoch Pflicht. Wer mag, kann einen Wanderstock
mitnehmen.
Durch symbolisierte Ferngläser entlang des Pfades kann man abgebildete Beutetiere des Luchses entdecken und auch den Luchs
selbst. Es gibt noch viel zu erfahren: Ein Reh reicht ihm eine Woche
als Nahrung, und er kehrt mehrfach zurück zur Nahrungsaufnahme. Der
Luchs ist interessant, aber es ist klar: Ein Kuscheltier ist er nicht.
Dazu ist er ein viel zu scheues Wesen, das Menschen lieber aus dem Weg
geht.
Die geführte Tour auf dem Luchspfad gibt es im Sommer alle zwei Wochen, immer sonntags um 10.15 Uhr ist Treffpunkt auf dem
Parkplatz Plättig an der B500. Anmeldungen sind beim Nationalpark
Schwarzwald möglich, Telefon 07449/929980, zum Beispiel für diesen
Sonntag. Die Tour kann übrigens in Eigenverantwortung jederzeit
gewandert werden.
Autor: Daniel Hengst
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