Das Traditionsgasthaus öffnet wieder
Der Adler ist startklar

Nach zwei Jahren öffnet das Traditionsgasthaus wieder. | Foto: Grossmann Group
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  • Nach zwei Jahren öffnet das Traditionsgasthaus wieder.
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Sasbachwalden (st) Sasbachwalden ist um eine Touristenattraktion reicher: Das traditionsreiche Gasthaus Adler in der Dorfmitte ist nach zwei Jahren Bauzeit von Grund auf saniert – und steht jetzt für eine neue Form von Schwarzwaldtourismus. „Kein Hotel, sondern ein Apartmenthaus“, umreißt Investor Jürgen Grossmann das Konzept. Geräumige Ferienwohnungen statt enger Hotelzimmer, alle mit eigener Küche und gehobener Ausstattung: Das suchen Menschen, die über AirBnB und andere Plattformen ihren Urlaub buchen.

Der Schwarzwald für Individualisten und Genießer: Genau so sieht das auch das zukünftige Betreiberehepaar der Apartments im Adler, Melanie Vetter und Armin Bengel. Die beiden sind so genannte Superhosts bei AirBnB, der mit 1,5 Milliarden Gästen und vier Millionen Gastgebern größten Ferienwohnungs-Plattform der Welt. Mit mehr als 300 Bewertungen sind Vetter und Bengel echte Profis. Das Paar aus Herbolzheim registriert schon jetzt eine rege Nachfrage nach den neuen Apartments am Westhang der Hornisgrinde. „Noch läuft ja das Pre-Opening“, sagt Bengel. „Aber es gibt jetzt schon ganz viele Gruppen, die bei uns anfragen. Wanderer, Mountainbiker aber auch ganze Hochzeitsgesellschaften fragen bei uns an.“

Platz für 100 Gäste

Dazu muss man wissen: Der Adler ist ganz schön groß. 24 Apartments mit 50 bis 100 Quadratmetern bieten zusammen Raum für rund 100 Gäste. Besonders beliebt: die beiden Maisonette-Wohnungen, vor allem die mit der Dachterrasse. Im Erdgeschoss gibt es ergänzend dazu zwei Wohnungen für Gäste mit Hunden. „Es ist wirklich für jeden etwas dabei“, schwärmt Bengel. Seit der Corona-Zeit seien Apartments für viele Urlauber eine attraktive Alternative zum Hotel. Viel Platz und viel Freiraum: das kommt an. Zumal die Adler-Apartments mit klassischen Ferienwohnungen oder Monteurs-Zimmern so viel zu tun hätten wie ein Uber mit einer Kutsche. „Wir haben zum Beispiel einen 24-Stunden-Check-In, kümmern uns um die Reinigung und in Kooperation mit der Gastronomie im Erdgeschoss gibt es im Adler auch Frühstück“, sagt Bengel, der nicht nur vom Haus, sondern vor allem vom Standort Sasbachwalden überzeugt ist: „Eine tolle Gegend! Und etwas ganz Besonderes, weil man hier an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr heiraten kann.“ Rund 60 Paare nutzen dieses Angebot der Gemeinde im Jahr, da viele, die aus der weiteren Umgebung kommen. Der Adler schafft zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten, die dringend benötigt werden. Dass es zudem mit der prachtvollen Klosterkirche im nahen Erlenbad-Resort auch noch eine wirklich außergewöhnlich schöne Hochzeitslocation gibt, wird Brautpaare freuen.

Bürgermeisterin Sonja Schuchter wird das gerne hören und freut sich schon auf zusätzliche Feriengäste. Um die 15.000 Übernachtungen dürften es werden, vielleicht sogar mehr. „Diese Entwicklung ist sehr zu begrüßen – erst recht mit Blick auf die Vorgeschichte des Hauses“, sagt die Bürgermeisterin. Denn tatsächlich wäre der Adler um ein Haar abgerissen worden, nur Jürgen Grossmann und seine auf besondere Immobilien spezialisierten Architekten fanden eine Lösung, das Haus zu erhalten und ein neues, tragfähiges Konzept zu entwickeln.

Bedeutender Schritt für Zukunft

Eine große Rolle spielte dabei auch Grossmanns Geschäftspartner Christof Birkhofer, der die Arbeiten vor Ort koordinierte. Vom Rückbau bis zur Einrichtung der neuen Profiküche: Birkhofer ist der Mann für die Details und kümmerte sich bis kurz vor Weihnachten noch um die letzten kleinen Baustellen im Haus. Schon im Januar soll im Erdgeschoss das Restaurant Suko Thai mit deutscher und thailändischer Küche eröffnen.

Vor drei Jahren war all das noch Zukunftsmusik. 2020 hatten Jürgen Grossmann und Familie Birkhofer den Adler erworben und damals mitgeteilt, dass das Gebäude nach grundlegender Sanierung moderne Ferienwohnungen und eine attraktive Gastronomie bieten und damit eine wichtige Rolle bei der Ortsbilderneuerung von Sasbachwalden spielen solle. Entstanden sind am Ende wie geplant 24 Apartments für Feriengäste, privates Wohnen und Wohnungen für Mitarbeiter. Fläche insgesamt: 1200 Quadratmeter. Charmant eingerichtet von der Innenarchitektin Mila Grossmann und ihrer Firma Grossmann Interiors.

Für die Gemeinde war der Verkauf des Adler-Areals an Grossmann und Birkhofer in vielerlei Hinsicht ein bedeutender Schritt für die Zukunft von Sasbachwalden, so Bürgermeisterin Sonja Schuchter. „Der Adler hat aufgrund seiner Geschichte und auch seines Standorts für Sasbachwalden eine historische Bedeutung. Umso wichtiger war der Erhalt dieses Gebäudes, was aufgrund seines Zustandes, fast unmöglich schien“, so die Bürgermeisterin. „Wir sind froh, mit Jürgen Grossmann und Christof Birkhofer, Partner gefunden zu haben, die den Mut und das Fachwissen hatten, um diesen Adler wieder zum Leben zu erwecken.“ Ansonsten wäre der Abriss wohl unvermeidbar gewesen. Mit der Sanierung des Gebäudes hat es die Würde und die Eleganz früherer Zeiten wieder gewonnen: „ein großer Gewinn für Sasbachwalden“.

Jürgen Grossmann und Christof Birkhofer haben den Adler wieder „erstrahlen“ lassen, ja sogar ein Juwel daraus gemacht, das durch das Anlegen der Treppenanlage mit Aufenthaltsflächen die Ortsmitte nicht nur enorm aufwertet, sondern auch zum optischen Mittelpunkt werden lässt.

Ortsbildprägendes Gebäude

Für Jürgen Grossmann, der bereits bei verschiedenen anderen Projekten als Sanierer und Denkmal-Spezialist überzeugt hat, bietet der Adler jedoch genug Potenzial um „wie ein Phönix aus der Asche“ aufzusteigen. „Mit Fingerspitzengefühl“ sei das Gebäude hergerichtet worden, so Grossmanns Geschäftspartner und Co-Investor Christof Birkhofer. Schließlich sei der Adler mit seiner klassizistischen Heimat-Architektur ein ortsbildprägendes Gebäude mit interessanter Geschichte, das allerdings in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr an den Glanz des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts anknüpfen konnte.

Früher war der Adler als Gasthaus Stern bekannt und gehörte den Schwestern Maria Anna und Sophie Nesselbosch. Letztere heiratete 1896 den aus New York zurückgekehrten, in Obersasbach geborenen Gastronom Ignaz Graf, der einen ganzen Kopf voller guter Ideen aus den USA in den Schwarzwald mitbrachte. Das Gasthaus florierte und wurde kräftig erweitert. Der große Saal, elegante Gästezimmer und der markante Treppenhausturm, durch den das Gebäude ein bisschen wie eine Burg wirkt, stammen aus dieser Zeit.

In den 1930er Jahren diente das Haus erst deutschen Soldaten, nach dem Krieg dann französischen. Rund 200 französische Kämpfer waren bis Juli 1945 hier untergebracht. Danach wurde es verkauft und ging an den Wirt des historischen Acherner Gasthauses Adler, das im Mai 1945 abgebrannt war. Der Wirt nahm seine Mannschaft mit, seine Schildgerechtigkeit und den Namen des Lokals – so wurde aus dem Stern der Adler. In den 1960er Jahren bewirtschaftete dann Familie Küpper den Adler und betrieb im Keller die Hubertus-Stuben, die sich zu einem im weiten Umkreis bekannten Tanzlokal etablierten.

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