Angedacht: Gabriel Breite
Ehrliche Trauer im prallen Schulleben
An der Schule herrscht das pralle Leben: Es wird gespielt, getobt und gelacht. Mitten in dieser lebhaften Atmosphäre sollte ich einer sechsten Klasse mitteilen, dass der Vater eines Mitschülers gestorben ist. Als ich die traurige Nachricht der Klasse überbrachte, wurde es mit einem Mal ganz leise. Eine derartige ehrliche Empathie, ein stilles, gemeinsames Mittragen der Trauer habe ich unter Erwachsenen so noch nicht erlebt.
Tod und Trauer
Nach einiger Zeit kamen wir ins Gespräch. Wir sammelten Ideen, wie wir den Mitschüler in dieser schwierigen Zeit unterstützen können. Nach und nach begannen die Schüler auch von eigenen Verlusterfahrungen zu erzählen: von den verstorbenen Großeltern, aber auch vom Tod eines Haustiers. Fast die gesamte Klasse hatte das Bedürfnis, von der eigenen Trauer zu berichten. Die Jugendlichen tauschten sich aus, wie sie sich das Leben nach dem Tod vorstellten. Unsere christliche Hoffnung von der Auferstehung war jedoch kaum präsent.
Tod und Trauer ‒ Themen, die in unserer schnelllebigen Zeit oft keinen Platz mehr finden. Gerade der November mit den Festen Allerheiligen, Allerseelen und dem Ewigkeitssonntag stellt sich gegen eine Tabuisierung des Todes und fordert uns heraus, miteinander ins Gespräch zu kommen: über das Leben, den Tod und unsere Hoffnung. Zugegeben: Das erscheint oft sehr schwierig. Selbst der renommierte Theologe Karl Rahner sagte über das Ewige Leben: „Ich gestehe, dass es mir eine quälende, nicht bewältigte Aufgabe eines Theologen von heute zu sein scheint, ein besseres Vorstellungsmodell für dieses Ewige Leben zu entdecken … Aber wie?“
Doch vielleicht kommt es gar nicht darauf an, den Kindern endgültige Antworten zu geben. Vielleicht geht es eher darum, die richtigen Fragen zu stellen, ehrliche Empathie zu zeigen und sich gegenseitig zu trösten. Zwischen allem Spielen, Toben und Lachen. Auch das gehört zum prallen (Schul-)Leben.
Gabriel Breite, Pastoralreferent und Schulseelsorger an der Heimschule Lender
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