Angedacht: Ulrich Sapel
Das Beten braucht keine großen Worte

Ulrich Sapel | Foto: privat

Himmelhilf, Gottseidank! Irgendetwas misslingt – oder geht gerade noch einmal gut. Schon fahren mir diese Worte aus dem Mund. Zuweilen bleiben sie auch unausgesprochen. Später frage ich mich dann: Waren das achtlose Alltagsfloskeln, oder sind das schon Gebete?

Nach Jubilate und Kantate nun Rogate

Sollte ein Gebet nicht mit wohlgesetzten Worten, in frommer Andacht und zu festgelegten Zeiten gesprochen werden? Gibt es überhaupt das richtige Beten? Dieser Sonntag heißt in der evangelischen Tradition "Rogate – Betet!" Die Sonntage nach Ostern kommen haben klangvolle Namen und wollen das Leben im Blick auf die Auferstehung Jesu feiern. Nach Jubilate und Kantate nun also Rogate. Jubelt, singt und betet, das ist von daher der Dreiklang dieser Wochen. Weil jede und jeder mit dem Beten seine eigenen Erfahrungen macht, gibt es hierfür kein Patentrezept. Es hilft, spüren die einen – es verändert nichts, so befürchten die anderen.

Ich denke, es braucht keine großen Worte, um „richtig“ zu beten. Und auch keinen besonderen Ort. Es kann im stillen Kämmerlein gemurmelt oder in sich hineingedacht werden. Andererseits darf es in einer Kirche in Gemeinschaft mit anderen und in vorformulierten Sätzen rezitiert werden.

Anlässe zum privaten oder gemeinschaftlichen Gebet gibt es viele. Da ist die Sorge um Gesundheit und um mir nahestehende Menschen. Andererseits die Bitte für eine gerechte Erde, die Klage in Zeiten des Krieges oder das Lob für die Gaben der Schöpfung.

Für manche kann ein besonderer Ort zum Nachdenken hilfreich sein. Kirchen und Kapellen bei uns in der Ortenau laden zu vielfältigem Gebet ein. Sonntags als Gemeinde miteinander das Vaterunser sprechen oder unter der Woche in Stille schweigend zu meditieren. Deshalb gibt es immer mehr auch evangelische Kirchen, die für Wandernde und Radfahrende, für Einheimische und für Gäste die Türen einladend geöffnet halten. Treten Sie ein und lassen sich überraschen. Vielleicht besucht Sie ganz von allein ein Gebet.
Ulrich Sapel, Sasbach, Kirche & Tourismus, evangelischer Kirchenbezirk Ortenau

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