„Entscheidung für die Liebe“ und gegen den Zölibat
Sasbach. „Ich werde aus dem Dienst als Priester ausscheiden, denn ich habe eine Entscheidung für die
Liebe und für ein authentisches Leben getroffen“. Einen Tag nach der
Versendung seines offenen Briefes an Freunde, Verwandte, Mitarbeiter und
Kollegen klang Edgar Eisele am Telefon erleichtert, dass er seine
„Lebensentscheidung“ öffentlich machte, die aus dem langen „Ringen um
seine Berufung als Priester und der Liebe zu einer Frau“ resultierte.
„In einem sehr offenen und persönlichen Gespräch mit Erzbischof Stefan
Burger wurde vereinbart, dass ich Ende Februar aus dem Dienst als
Priester ausscheide“. Im Juli endete mit der Schließung des Seminars St.
Pirmin seine Aufgabe als Rektor, im Herbst wurde Eisele als Dekan und
Schulseelsorger der Heimschule Lender verabschiedet.
Edgar Eisele betonte, dass er und die Pastoralreferentin Stefanie Jäger von
der Kirchenleitung „viel Verständnis und Unterstützung“ erfahren. „Die
Kirche ist zu uns sehr fair und wir fühlen uns gut und respektvoll
behandelt“, so Eisele. Bis zu seiner Laisierung und damit der
Entpflichtung aus dem priesterlichen Dienst würde es weitere Gespräche
über die berufliche Zukunft beider geben. Er selbst habe eine
Qualifikation als Supervisor und Organisationsberater, so dass er für
sich etwa im Bereich der Caritas und der Begleitung von Menschen
Perspektiven sehe.
„Ich hoffe durch die Entscheidung für die Liebe und für Stefanie, endlich wieder so authentisch leben zu können,
wie es mein Anliegen ist“, so Edgar Eisele. Er schreibt, dass ihn schon
lange eine tiefe Freundschaft mit Stefanie Jäger verbinde, aus der eine
„großartige Liebe“ wurde. „Dieser Liebe stand mein Zölibatsversprechen
als Priester entgegen“. Nach einer langen Phase der Prüfung und des
Suchens kamen beide zum Entschluss, ihre Liebe „nicht länger verstecken,
sondern offen leben zu wollen“. Denn das „Doppelleben“ wurde mehr und
mehr zur Belastung. Eisele: „Es ist mir bewusst, dass ich Menschen
getäuscht habe und vielleicht jetzt durch meinen Schritt enttäuschen und
verletzen werde. Das tut mir aufrichtig leid. So mancher wird meinen
Entschluss nicht verstehen können oder gar ablehnen“.
Als er sich für den Priesterberuf entschied, habe er eine Berufung verspürt,
zumal ihm Gott viele Begabungen schenkte, die er als Priester für die
Gemeinschaft eingebracht habe. „Die zölibatäre Lebensform habe ich dabei
eher in Kauf genommen als positiv bejaht“. Dass dies nicht gehe und ein
Fehler war, wisse er schon eine ganze Weile. „Meine Beziehung zu
Christus hat sich gefestigt und ich bin versöhnt mit Gott. Ich kann
meine Beziehung zu Stefanie als geistliche Gemeinschaft verstehen und
fühle mich von Gottes Liebe angenommen“, erklärt Eisele sein offenes
Vorgehen.
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