Im Kloster Erlenbad
Denkmalstiftung fördert Sanierungsmaßnahmen

Investor Jürgen Grossmann (rechts), Roland Bürkle von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg sowie Monika Loddenkemper vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags | Foto: Pascal Oertel
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  • Investor Jürgen Grossmann (rechts), Roland Bürkle von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg sowie Monika Loddenkemper vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags
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Sasbach (st) Engagement für denkmalgerechte Sanierungen wird belohnt: Bei einem Vor-Ort-Termin im Erlenbad Resort unterzeichneten Investor Jürgen Grossmann und Roland Bürkle als Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung Baden-Württemberg eine Zuwendungsvereinbarung über 120.000 Euro, um 150 historische Holztüren im Hauptgebäude des 100 Jahre alten Ensembles technisch aufzurüsten und zugleich deren schützenswerte Ausführung zu erhalten.

„Ich freuen mich sehr über diese Anerkennung – denn die behutsame Sanierung dieses wunderschönen Gebäudes ist für mich eine Herzensangelegenheit“, sagte Architekt und Projektentwickler Jürgen Grossmann, der das mehr als 40.000 Quadratmeter große Kloster-Areal 2022 erwarb und das Kloster als Resort nutzt – mit Raum für Wohnen, Gesundheit, soziale Einrichtungen, Freizeit und Kultur. Mit der Umnutzung gingen aber auch besonders strenge baurechtliche Vorgaben einher, sagte Grossmann und fügte an: „Die hölzernen Innentüren einfach gegen moderne brand- und schallgeschützte Wohnungstüren auszutauschen, ist für uns und den Denkmalschutz aber keine Option.“ Stattdessen würde nun für jeden einzelnen Türtyp die optimale Lösung gesucht, etwa indem die Außenseiten der historischen Türen auf eine Brandschutztür aufgesetzt werden. Ein solches Vorgehen, das bei einigen Wohnungen bereits getestet und optimiert wurde, dürfte rund dreimal teurer sein als ein bloßer Austausch, so Grossmann, auch weil die Türeinfassungen durch die nun veränderten Maße angepasst werden müssten. „Aber wir sind uns sicher: Der Aufwand lohnt sich!“, sagte Grossmann.

„Es ist ausgesprochen erfreulich, dass es dem Bauherrn ein Anliegen ist, dem Denkmalschutz Rechnung zu tragen und dafür Mehrkosten in Kauf zu nehmen“, erklärt Roland Bürkle, Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung Baden-Württemberg beim Ortstermin. „Die historisch überlieferte, hochwertige Innenausstattung einer der schönsten Klosteranlagen Süddeutschlands auch bei einer modernen Nutzung so gut es geht zu erhalten, ist allerdings auch jede Mühe wert. Als Denkmalstiftung unterstützen wir dies gerne.“

Denkmalpflege unabdingbar

Die Denkmalpflege war schon vor dem Verkauf der Anlage durch die Franziskanerinnen gefordert, die Umbaupläne von interessierten Investoren fachlich zu beurteilen. „Wir haben den gesetzlichen Auftrag, die Substanz und das überlieferte Erscheinungsbild historisch relevanter Bauten zu erhalten und haben hier sehr genau hingeschaut“, sagte Monika Loddenkemper vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, die als zuständige Gebietsreferentin für das Anwesen ebenfalls beim Ortstermin zugegen war. Es seien auch Interessenten an dem Ensemble wegen der hohen Maßstäbe an eine denkmalgerechte Sanierung wieder abgesprungen, erläuterte sie. Jürgen Grossmann hingegen, der das Klosterareal schließlich erwarb, habe sich als Glücksgriff für die Anlage erwiesen und mache das, was sich Denkmalschützer von Bauherren wünschten: „Der Investor stellt nicht die eigenen Pläne in den Vordergrund, sondern geht vom Gebäude aus, um dann in den Bestand hineinzuplanen.“

Für eine denkmalgerechte Sanierung und Umnutzung der verschiedenen Gebäude auf dem Areal sind eine Vielzahl an Einzelentscheidungen zu treffen. „Vieles lässt sich nicht im Voraus planen, hinter jeder Wand, unter jedem Stück Parkett kann eine Überraschung warten, mit der wir dann umgehen müssen“, erläuterte Jürgen Grossmann bei einer anschließenden Baustellenbegehung. Manche nachträglichen Ein- und Umbauten, die im Laufe der Jahrzehnte an den Gebäuden vorgenommen wurden und nicht zum schützenswerten Bestand gehören, müssten vorsichtig zurückgebaut werden. „Wir wollen soweit es geht wieder an den Originalzustand herankommen“, sagte Grossmann. Zugleich müssten manchmal neue Umbauten vorgenommen werden, um eine sinnvolle Umnutzung der verschiedenen Gebäudeflügel zu ermöglichen. „Hier arbeiten wir dann bewusst so, dass Neu und Alt sich durch Material und Design voneinander abheben und somit die historische Substanz erkennbar und spürbar bleibt“, erläutert der Architekt Grossmann.

Im einem der benachbarten ehemaligen Wirtschaftsgebäude etwa, das bald als kommunale Kindertagesstätte genutzt werden soll, wird aus der alten Einfahrt für die Heuwagen der neue Eingangsbereich samt offenem Treppenaufgang, um in die oberen Gruppenräume zu gelangen. Viele alte Bauteile sind noch sichtbar, etwa Deckenbalken und Metallhaken, Fachwerkelemente und rauer Putz: „Solche Bauteile müssen wir natürlich bearbeiten und glätten, damit die Kinder sich nicht verletzen – aber wir wollen sie erhalten, damit man den besonderen Charakter dieser Räume weiterhin spüren kann“, erläutert Grossmann und fügt an: „Wir stimmen uns zu sehr vielen Details mit dem Denkmalschutz ab – das ist nicht immer einfach und dauert seine Zeit, aber bisher haben wir immer eine für alle tragbare und sinnvolle Lösung gefunden.“

Investor Jürgen Grossmann (rechts), Roland Bürkle von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg sowie Monika Loddenkemper vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags | Foto: Pascal Oertel
Eine historische Tür im Palais Erlenbad | Foto: Jürgen Grossmann

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