Naturzentrum Rust
Bildungs- und Wissenszentrum mit Vorbildcharakter
Rust (mam). Mit dem griffigen Slogan „Natürlich Rust“ wirbt die kleine, rund 3.200 Einwohner zählende Gemeinde für sich als Wohn- und Ferienort. In ihren Bemühungen um Naturerhalt und Pflege ist das 2010 neu errichtete „Naturzentrum Rheinauen“ mit hölzernem Blockhaus und benachbartem Klimawandelgarten samt Teich und Aussichtsturm ein Paradebeispiel.
Kontinuierlich wurde es von der Gemeinde mit viel Aufwand als Bildungs- und Wissenszentrum für naturinteressierte Menschen jeden Alters ausgebaut. Da geht es um Naturschutz, Umweltpädagogik und Forstwirtschaft. Drum hat hier neben dem Ruster Ranger Alexander Schindler als Hauptperson in einem Büro mittlerweile auch der Ruster Forstevierleiter Lothar Bellert seinen Arbeitsplatz, die beiden arbeiten Hand in Hand.
Mehr erleben? Wenn man nicht über Rund-Fußwege oder per Stocherkahn die streng geschützte Altrheinarm-Landschaft des Taubergießen direkt bewundern will, geht das auch schon im Naturschutzzentrum, da, „wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen". Wie sieht ein Nutria aus, wie groß ist ein Auerhahn? Die „Wilden Welten“ lassen sich hier in Herbarien als lebensechte Präparate bestaunen, was gerne auch von Schulklassen genutzt wird. Auge um Auge mit dem Marder, auch Riesen-Biber, sogar ein Reh laufen da nicht weg und in der Wasserwelt lassen sich Aal bis Zander, Bachforelle bis Hecht im Gegensatz zur realen Natur bewegungslos studieren.
Dazu gibt es eine Multimedia-Bildershow, Quizstationen und viele Infos mehr über Jagd, Naturschutz samt typischer Rheinauen Pflanzen- und Tierwelt. Nebenan können in einer Holzwerkstatt etwa Steinkauz-Nistkästen oder Insektenhotels zusammen gebastelt werden. Sogar im Winter ist hier geöffnet, gibt es unzählige Sonderprogramme. Dafür sorgt ein Team unter anderem mit Peter Bux und Sabine Hebding-Geiger. Renate Günter ist speziell für Kräuter samt deren heilsamen und duftenden Wirkungen zuständig. Auch da wird natürlich zusätzlich durch die echte Natur gestreift. Bei Ranger-Workshops im Wald, auf Wiesen oder am Wasser erfahren Kinder und manche Erwachsene, wie spannend und faszinierend Natur ist. Das nennt sich Erlebnispädagogik und kommt blendend an. Die Ruster Gemeinschaftsschule ist mit ihren fünften und sechsten Klassen hier sogar wöchentlich zu Gast, Kindergärten kommen ebenfalls immer wieder.
Klar, auch der Klimawandelgarten gleich hinter dem Blockhaus findet regen Zuspruch. Ob Sonne, Niederschlag oder Wind: Damit hat Rust einen in Deutschland bislang einmaligen Lernort zum Wettergeschehen geschaffen, auf 1,8 Hektar hügeliger Fläche. Per 18 Meter hohem Aussichtsturm kann hier noch ein herrlicher Rundblick über die Rheinebene bis in das Elsass samt Vogesen genossen werden. Noch schöner: Zu bestimmten Sommerterminen kann im „Falkenhof“ allerlei Greifvögeln samt Eulen und Steinkäuzen beim Fliegen oder Fressen zugeschaut werden.
Kerstin Lang steuert für das Rathaus die komplette Verwaltung des Naturzentrums und hinter allem steht schließlich seit zwei Jahren noch ein rund 120 Mitglieder starker Förderverein.
Rusts Alt-Bürgermeister Günter Gorecky hatte das Projekt stets vehement vorangetrieben, sein Nachfolger Kai-Achim Klare ist zusammen mit dem Gemeinderat nicht minder davon überzeugt. Zu den kommunalen Bemühungen um Nachhaltigkeit in der Natur gehören übrigens ebenso die mittlerweile entdeichte Ruster Elz samt Feuchtwiesen-Wässerung. Dort finden sich nun wieder gefiederte Brachvögel, Kiebitze oder Bruchwasserläufer, gar der Wiesenkopf-Ameisenbläuling als seltener Schmetterling. Auch Revierleiter Bellert, zuständig für 1.100 Hektar Gemeindewald zwischen Rhein und Schwarzwald-Vorbergzone, ist als Fachmann gefragt. Etwa für zwei Rheinauen-Bannwälder, die schon seit 1984 angelegt wurden. Ohne jede forstliche Nutzung, versteht sich, sondern der Natur überlassen, wissenschaftlich begleitet von der Staatlichen Forstlichen Versuchsanstalt. Da setzen sich jetzt ehedem auentypische Stieleichen oder Hainbuchen wieder durch, ein Waldrefugium für Flora und Fauna bis hin zu Fledermaushöhlen.
25.000 Besucher hatte das Ruster Naturzentrum voriges Jahr gezählt, darunter 10.000 an Infotheke und Ausstellung, 2.000 im Klimawandelgarten. Mehr als 8.000 Schüler hatten sich speziell vom Erlebnisangebot in der Natur faszinieren lassen, übrigens weitere tausend Kinder hier schon ihren Geburtstag gefeiert.
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