Besuch auf dem Kahlenberg
Wie aus Müll Rohstoffe und Energie gewonnen werden
Ringsheim (rö). Graue Tonne, grüne Tonne, gelber Sack: Behältnisse, in denen wir unseren täglich anfallenden Hausmüll entsorgen. Und wenn es um größere Gegenstände geht, wird der als Sperrmüll abgeholt oder wir bringen sie zu einem Recyclinghof. Das sind die ersten Etappen der Müllentsorgung. Doch was geschieht dann mit dem ganzen Müll, zum Beispiel mit dem sogenannten Restmüll, der in der grauen Tonne landet?
74.953 Tonnen Restmüll, so die aktuellen Zahlen des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft des Landratsamts, wurden im vergangenen Jahr in der Ortenau abgeholt. Verwertet wird alles in einer von den Landkreisen Ortenau und Emmendingen betriebenen Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlungsanlage (MBA) auf dem Ringsheimer Kahlenberg. Das Resultat: hochwertige aus Müll gewonnene Rohstoffe und Energieträger.
Wie das geht, erläutert Abfallberater Johann-Georg Kathan beispielsweise bei einer Besichtigung der Anlage durch Schüler einer Kooperationsklasse „Berufsvorbereitende Einrichtung“ der Georg Wimmer-Schule in Lahr: "2016 wurden neben der grauen Tonne 31.372 Tonnen Müll aus grünen Tonnen, 12.865 Tonnen aus dem gelben Sack und 11.497 Tonnen aus Altglascontainern entsorgt." Praktischen Anschauungsunterricht gibt es bei einem Rundgang. „Dicke“, durch technische Maßnahmen jedoch erträgliche Luft in der Abfallannahme, in der die damit beauftragte Firma „Mittelbadische Entsorgungs- und Recyclingbetriebe GmbH“ (Merb) mit Sitz in Achern den Hausmüll anliefert. Dann weiter zur mechanischen Stofftrennung, wobei Aggregate die Abfälle in Größen- und Stoffklassen teilen sowie große Stör- und Wertstoffe aussortiert werden. Der Abfallberater präsentiert einen dieser „Störstoffe“: eine Bowlingkugel, die in eine graue Tonne geworfen wurde, dort aber sicher nicht hingehört.
Weiter geht es mit der Biologischen Stufe, bei der die Abfälle mit Wasser gemischt und zerkleinert werden und anschließend Pressen das Prozesswasser wieder von den festen Abfällen trennen. Anschließend erzeugen in Biogas-Fermentern lebende Mikroorganismen aus den in dem abgepressten Prozesswasser enthaltenen organischen Inhaltsstoffen Biogas, das zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt wird. Rund 120 Ringsheimer Haushalte werden damit mit Fernwärme versorgt.
Derweil wird der abgepresste Abfall in langen Tunneln durch Mikroorganismen getrocknet, ehe das dabei gewonnene Material durch Sieb- und Sichtungsanlagen in die verschiedenen Stoffklassen Mineralien, Metalle und biomassehaltige Brennstoffe sortiert wird. Das Prozesswasser wird schließlich in mehreren Stufen zu sauberem Wasser.
Rund 38 Prozent beträgt der Anteil des Wassers am Ende des Abfallbehandlungsverfahrens, ebenso viel entfällt auf Brennstoffe, zehn Prozent auf Mineralstoffe, fünf Prozent auf Biogas, jeweils zwei Prozent auf Metalle und Reststoffe, rund fünf Prozent werden als Verluste verbucht.
Doch wo „landen“ schließlich die aus unserem Müll gewonnenen Stoffe? Wasser wird in einer eigenen Kläranlage gereinigt, in die Kanalisation geleitet und im Klärwerk Kappel nochmals mitbehandelt. Brennstoffe werden, so Kathan, an die Papierfabrik Koehler in Oberkirch, ein Zementwerk im Elsass und ein Heizkraftwerk in Pforzheim geliefert. Mineralstoffe, Bauschutt und die schweren Stoffe aus der Siebanlage werden auf der Deponie abgelagert. Biogas treibt im eigenen Blockheizkraftwerk fünf Gasmotoren an und dient der Erzeugung von Strom und Fernwärme. Metalle kommen in die Metallschrottverwertung, Reststoffe und die so genannten Trocknungsverluste werden in einer Müllverbrennungsanlage verbrannt.
Der Inhalt der gelben Säcke wird in einer Anlage der Firma Merb in Kehl-Auenheim zwecks Wiederverwertung zur Herstellung neuer Produkte sortiert. 1.642 Tonnen entfielen dabei beispielsweise im vergangenen Jahr auf Weißblech/Aluminium, 7.038 Tonnen auf Kunststoffe und 950 Tonnen auf Tetra Paks und andere Verbunde. Einer energetischen Verwertung wurden 3.225 Tonnen Sortierreste zugeführt.
Altpapier wird überwiegend in Kehl von der Firma „Papier Sortierung Baden“ (PSB) sortiert und in Papierfabriken hauptsächlich in Straßburg, Karlsruhe und bei Luzern wiederverwertet.
Altglas geht zur Altglasaufbereitungsanlage der Firma Bürck in Achern und wird dort für die Verwertung in verschiedenen Glashütten aufbereitet.
Der gesamte Restabfall der Landkreise Ortenau und Emmendingen mit über 570.000 Einwohnern wird in der mechanisch-biologische Anlage auf dem Ringsheimer Kahlenberg behandelt. Ziel, so Abfallberater Kathan, sei eine energetische Verwertung.
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