Abfallzweckverband Kahlenberg
Aus Müll wird eine wertvolle Ressource

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Ringsheim (gro). Wer heute auf das Gelände des Zweckverbands Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK) in Ringsheim fährt, sieht die technischen Anlagen, aber auch viele grüne Flächen. Ein kleines Tiergehege, das von den Mitarbeitern liebevoll gepflegt wird, zieht an den Wochenenden Familien mit Kindern an. Teile der Deponie, unter denen sich Bergwerkstollen befinden, sind eingezäunt und dienen seltenen Arten von Pflanzen und Tieren als Rückzugsraum. Die Wiesen dort werden nur einmal im Jahr gemäht. Wer hätte gedacht, dass sich auf einer Deponie sogar ein Flora-Fauna-Habitat (FFH) befindet.

Das war nicht immer so. "1972 war das Jahr, in dem sich in Sachen Müllentsorgung in Deutschland einiges verändert hat", erklärt Dr. Georg Person, stellvertretender Geschäftsführer des ZAK. Damals trat das erste Bundesgesetz über die Abfallentsorgung in Kraft und läutete das Ende der vielen kleinen kommunalen Deponien ein. "Bis dahin gab es allein im damaligen Verbandsgebiet der Kreise Lahr und Emmendingen 84 Deponien – ohne jede Sicherung des Grundwassers", so Person.

Gründung im Jahr 1971

Die Landkreise Emmendingen und Lahr gründeten den Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg 1971 und machten das ehemalige Erzbergwerk bei Ringsheim zu einer Deponie. "Der Müll wurde immer noch unbehandelt abgelagert", beschreibt Person die Anfänge, doch immerhin wurde dafür gesorgt, dass das Grundwasser nicht länger durch Sickerwasser der Deponie verunreinigt wurde. "Der Abfall wurde abgeladen und mit Maschinen verdichtet", erzählt Person. Zwei der Ungetüme stehen heute noch auf dem Gelände – eine museale Erinnerung an vergangene Zeiten. "Die werden schon seit einiger Zeit nicht mehr eingesetzt", verrät der stellvertretende Geschäftsführer.

Wo organischer Abfall gelagert wird, entstehen Gase: Methan und Kohlendioxid. Dieses sogenannten Deponiegas fließen durch eigens dafür verlegte Leitungen. "Früher wurde das Gas abgefackelt", sagt Person. Seit 1993 wird dieses Gas in einem Blockheizkraftwerk zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt. "Wir sind dadurch energieautark", so Person. Der selbsterzeugte Strom betreibt die Anlagen auf dem Kahlenberg. Was nicht selbst verbraucht wird, wird ins öffentliche Netz eingespeist. Seit 1996 verpufft auch die Wärme nicht länger ungenutzt: Die Gemeinde Ringsheim betreibt ein Fernwärmenetz, an das sich immer mehr Haushalte anschließen. "Gerade in den Neubaugebieten wird diese Möglichkeit genutzt", freut sich Person. Derzeit sind etwa 240 Haushalte an das Fernwärmenetz angeschlossen.

Verwertung nicht Lagerung

"In den 1990er-Jahren wurde bekannt, dass nach einer Übergangszeit kein unbehandelter Müll mehr deponiert werden darf", erklärt Georg Person. "Die meisten sind damals den Weg gegangen, den Restmüll zu verbrennen." Nicht so der ZAK – dort wurde das mechanisch-biologische Verfahren entwickelt, das noch heute angewandt wird. Die erste Pilotanlage der Mechanisch-Biologischen-Anlage (MBA) wurde 1995 und 1996 gebaut. 2000 wurde sie erweitert. "Das war damals ein Wagnis und nur dank des Vertrauens von der kommunalpolitischen Seite möglich", betont der stellvertretende Geschäftsführer. Seitdem werden aus dem Abfall der Haushalte Rohstoffe gewonnen wie Brennstoffe, Metalle, Wasser, das mittels eines biologischen Verfahrens gereinigt wird, aber auch Biogas für das Blockheizkraftwerk (BHKW). "Seit 2005 darf der Hausmüll auf der Deponie keine Inhaltsstoffe mehr enthalten, die Deponiegas erzeugen können", schildert Person. Nicht zuletzt deshalb wird heute das BHKW zu 80 Prozent mit dem in der MBA erzeugten Biogas betrieben.

"Wir haben ebenfalls Biomasse, die von unseren FFH-Gebieten kommt. Dort werden die Wiesen nur einmal im Jahr gemäht. Die Mahd hat keine Futterqualität, deshalb wird sie in unserer Biomasseheizzentrale eingesetzt", erläutert Person.
Die Bauarbeiten für eine weitere neue Anlage laufen. Dort soll in Zukunft aus den Brennstoffen der MBA Strom und Wärme und aus den Aschen der Brennstoffen noch Phosphor zurückgewonnen werden, der für die Düngung in der Landwirtschaft benötigt wird. "Es geht immer weiter mit den gezielten Innovationen", so Person. Was in seinen Augen für das Konzept des ZAK spricht: "Wir gehen nur mit Restabfällen um und schneiden im Vergleich zu Systemen, in denen mittels einer zusätzlichen Biotonne Kompost erzeugt wird, nicht schlechter ab, da wir neben Biogas auch Rohstoffe und klimafreundliche Brennstoffe gewinnen. Und die Menschen haben es in Sachen Mülltrennung leichter."

Naturschutz wird groß geschrieben

Dass die Deponie sich heute im grünen Kleid präsentiert ist kein Zufall: "Wir haben eine Naturschutzgruppe eingerichtet, welche die Entwicklung im FFH-Gebiet beobachtet und Empfehlungen abgibt. Artenschutz spielt beim Betrieb ebenfalls eine Rolle, wenn zum Beispiel für eine insektenfreundliche Beleuchtung der Anlagen gesorgt wird. Auch in Sachen Lärm achten wir darauf, die vorgegebenen Richtwerte deutlich zu unterschreiten", so Person.

Anfang der 1970er-Jahre, als es darum ging, die Deponie einzurichten, bis in die 1990er-Jahre habe es viele Diskussionen und Widerstand gegeben. "Wer will schon neben einer Deponie leben", zeigt Person Verständnis für die Anlieger. Im Laufe der Jahre sei es durch Transparenz, aber auch die Mitnahme der Bürger gelungen, die Akzeptanz zu erhöhen. "Man hat den Kahlenberg lange gerochen, seit 2005 wurde es besser. Die MBA ist besonders gekapselt, um so wenig Emissionen wie möglich zu haben", sagt Person.

Die Herausforderungen würden nicht kleiner werden. Den größten Unterschied zu den vielen Kleindeponien von früher macht Georg Person in einem Satz deutlich: "Für uns ist Abfall eine Ressource."

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