Angedacht: Martin Grab
Schon wieder ein halbes Jahr vorbei
Haben Sie es bemerkt? Am Samstag um 12 Uhr hat die zweite Hälfte dieses Jahres begonnen. Ein halbes Jahr vorbei – schon wieder! Und noch ein halbes Jahr, dann wird Silvester sein, wir werden auf 2022 zurückschauen und merken, dass wir dies und das doch hätten machen sollen oder müssen oder können. Allerdings wird uns diese Einsicht an Silvester nichts mehr nützen…
Einladung zur Halbjahresbilanz
Deshalb möchte ich Sie zu etwas Kuriosem einladen: Ziehen Sie jetzt ihre persönliche Halbjahresbilanz. Überlegen Sie, welche Vorsätze Sie am Jahresbeginn hatten – falls Sie sich noch erinnern. Überlegen Sie, was in den vergangenen sechs Monaten zu kurz gekommen ist; was Ihnen gefehlt hat; was Sie unbedingt noch tun sollten und wollen. Und vielleicht kommen Ihnen Ideen, wie Sie das Fehlende in Ihre Agenda für die zweite Jahreshälfte einbauen können.
Ich selbst habe diese Zwischenbilanz bereits gemacht – und bin erschrocken: Ich habe nämlich gesehen, dass die erste Jahreshälfte voll war mit Pflichten jeglicher Art. Natürlich habe ich die alle erfüllt, keinen Termin verpasst, alle Aufgaben erledigt, tadellos das Notwendige getan.
Wunderbar – und doch viel zu wenig! Denn außer den Pflichten, ist alles andere viel zu kurz gekommen, wieder einmal. Kaum Zeit für Freunde, kein einziges Mal in den Schwarzwald oder nach Straßburg gekommen, der Gutschein für das Fitness-Center ist verfallen, ab und zu nicht einmal Zeit zum Beten. Dafür ist der Terminkalender für das zweite Halbjahr jetzt schon ziemlich voll.
Vielleicht hilft Ihnen wie mir diese Einsicht: Nirgendwo in der Bibel steht, dass für Gott die Pflichten das Wichtigste in unserem Leben wären. „Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Das hat Jesus als wichtigstes Gebot benannt.
Und daran will ich mich jetzt ein halbes Jahr lang halten: kein einziger Tag mehr ohne Zeit für die Bibel; kein Tag mehr, ohne wenigstens mit einem Menschen aus meinem Freundeskreis geredet zu haben und keinen Tag mehr ohne Atempause für mich selbst. Eine Garantie für ein besseres Leben ist das noch nicht, aber die Chancen darauf stehen gut. Und deshalb freue ich mich auf die nächsten Monate.
Ihnen ein gutes neues Halb-Jahr und herzliche Grüße!
Martin Grab. evangelischer Pfarrer für Rheinbischofsheim, Hausgereut und Holzhausen
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