Angedacht: Katja Grohmann
Ist das Kunst – oder kann das weg?
Jeden Tag gehe ich durch eine Galerie von Kunstwerken, die sich in meiner unmittelbaren Umgebung befindet. Nämlich immer dann, wenn ich Menschen begegne. Jeder Mensch, dem ich begegne, ist ein Kunstwerk – aktiv, geformt, gestaltet, erneuert durch und mit dem Heiligen Geist. Der Geist Gottes, der als aufbauende und berufende Kraft dem Leben Sinn gibt, der trägt und Halt gibt.
Ihre Begleiterin durch die Woche
Menschen als einzigartige Kunstwerke anzusehen, zeigt uns den unverwechselbaren und immer wieder neu zu lesenden Ausdruck Gottes in den Menschen selbst. Mit solch einem Blick auf Menschen zu zugehen, hat Konsequenzen für unser eigenes Hinhören und Hinsehen. Da ist kein Platz für Verbissenheit oder Abneigung. Im Anderen ein Kunstwerk zu erkennen, fokussiert auf die Eigentöne des Gegenübers und es würde uns öffnen für die Begegnung mit diesem Kunstwerk und seinem Klang.
So oder so ähnlich versuche ich mir Pfingsten vorzustellen, wenn der Heilige Geist auf die Erde kommt und fremde Sprachen verstehbar macht. Ich glaube, dass der Heilige Geist die Eigentöne eines jeden Menschen hör- und sichtbar macht, eben wie ein Kunstwerk, das von Gott geschaffen, im ständigen Wandel die Galerie der Welt bereichert. Und weil jeder Mensch ein individuelles, geistreiches Kunstwerk ist, darf die Antwort auf die Frage: „Ist das Kunst – oder kann das weg?“ nur lauten: Ja, es ist Kunst, und nein, weg darf sie nicht, weil dann die Galerie nicht mehr vollständig ist, weil dann ein Kunstwerk fehlen würde.
Ich wünsche Ihnen und mir, dass dieser Geist besonders an Pfingsten unsere Eigentöne zum Klingen bringt und gleichzeitig unsere Ohren öffnet für die Töne der anderen, die dann in uns klingen dürfen.
Katja Grohmann, Pastoralassistentin Pfarramt St. Michael
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