Thomas Beik züchtet Schwarzwälder
Glück gefunden mit heimischer Rasse
Rheinau-Rheinbischofsheim. Nie im Leben hätte sich Thomas Beik gedacht, dass er einmal einen Reiterhof führen wird, als er als kleiner Junge von einem Pferd fiel. Nicht nur das. Seit einigen Jahren züchtet Beik die heimische Rasse der Schwarzwälder Kaltblutpferde und ist Vorstand eines Reitervereins. Dabei schien zu Beginn des beruflichen Werdegangs der Sturz seine Auswirkungen zu haben. Zwei Generationen hatten den landwirtschaftlichen Hof in Rheinbischofsheim aufgebaut. Der heute 50-Jährige entschied sich zunächst anders.
Vielleicht haben ihn auch seine weiteren Erfahrungen der Kinder- und Jugendzeit zunächst abgehalten, sich beruflich dem elterlichen Betrieb zu widmen. Denn, wenn im Sommer die Klassenkameraden sich fürs Schwimmbad verabredeten, wurden Thomas Beik und seine Geschwister auf dem Hof erwartet. Landwirtschaft, Milchkühe und Pferde wollten am Laufen gehalten und versorgt werden. So startete Beik nach der Hauptschule mit einer Lehre als Kaminfeger. Die Tätigkeit machte ihm Spaß. Auch seine anschließenden Tätigkeiten als Kraftfahrer, erst für eine Spedition in Appenweier, später für einen Entsorgungsbetrieb mit Sitz in Achern, hat er gerne gemacht.
Als seine Eltern Ende der 90er-Jahre die Pferdehaltung mit dem Bau einer Reithalle vergrößerten, war dies der Einstieg für Thomas Beik in den elterlichen Betrieb. Pensionspferde hatten auf dem Beik'schen Hof schon lange ihre Boxen und Versorgung. So lernte er auch seine Frau Yvonne kennen, die ein Pferd auf dem Hof stehen hatte.
Statt LKW-Fahren standen für Beik nun wieder Landwirtschaft und Pferde im Mittelpunkt. Seine neue Ausbildung absolvierte er in der Abendschule auf der Landwirtschaftlichen Schule. Es folgte der Besuch des Landwirtschaftlichen Bildungszentrums Emmendingen mit angeschlossener Fachschule. Seine Meisterprüfung als Pferdewirt für Zucht und Haltung absolvierte er beim Regierungspräsidium Karlsruhe als für das Land zuständige Stelle.
Geburt eines Fohlens ist jedes Mal spannend
So startete die Familie Beik 1997 mit der Zucht des Schwarzwälder Kaltbluts. Die Rasse steht auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutztierrassen in Deutschland. 21 Fohlen sind auf dem Reiterhof zur Welt gekommen. "Das erste dieser Fohlen lebt noch immer hier", erzählt Beik stolz. Heute gehören zwei Stuten und zwei Wallache der Schwarzwälder zum Reiterhof Hinterwald.
Schnell wurde klar, dass Pferde die Zukunft für den Hof sind. Die Milchkühe wurden somit 2004 abgeschafft. Der Reiterhof konzentriert sich seither auf Landwirtschaft wie Grünland und etwas Ackerbau sowie die Pferdehaltung, Zucht und Pensionspferde. 2016 ist Vater Rolf in Ruhestand gegangen und hat den Hof an Thomas Beik übergeben. "Wir sind ein reiner Familienbetrieb", freut sich Beik, dass neben seiner Frau als ausgebildete Reitlehrerin auch ihre vier Kinder Tatjana, Raphael, Christoph und Rebekka fleißig mithelfen. "Unsere Kinder hätten sich von uns aus auch Fußball- oder Gitarrespielen als Hobby nehmen können. Das hätte ich akzeptiert", macht Beik klar. Er für sich jedenfalls ist stolz darauf, sagen zu können: "Ich habe etwas geschafft."
Eventuell nächstes Jahr könnte dann die Planung für ein neues Schwarzwälder Fohlen beginnen. Dann wird Beik im Marbacher Zuchtbuch nach einem geeigneten Hengst Ausschau halten. Neben der Linie – um Inzucht auszuschließen – nennt er weitere Merkmale: Farbe des Fells und der Unterbeine sowie die Blesse sind einige der Merkmale. Für drei bis fünf Tage fährt er eine Stute dann zum Decken. "Ich bin für den Natursprung der Pferde", macht Beik klar, dass er die künstliche Befruchtung ablehnt. Nach der Rückkehr der Stute heißt es, elf Monate warten. "Es ist jedes Mal spannend, welche Merkmale das Fohlen besitzt, wenn es geboren wird", so Beik. Für eine Projektarbeit an der Heimschule Lender standen Beik und seine Schwarzwälder schon im Film im Mittelpunkt.
"Vielleicht liegt es daran, dass ich im Februar geboren wurde", erzählt Beik lächelnd: Aber seit über 30 Jahren ist er aktives Mitglied des Narrenvereins Houmock und etwa ebenso lang im Kirchenchor. Aber auch die Abgeschiedenheit beim Angeln weiß Thomas Beik zu schätzen. Rembert Graf Kerssenbrock
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