Bürger protestieren gegen Kiesabbau im Gayling
Rheinau-Helmlingen. Rund 80 Bürger – darunter Landwirte mit zehn Traktoren – waren am gestrigen
Dienstagabend zum Rathaus nach Rheinau-Helmlingen gekommen, um ihren
Unmut gegen die Ausweisung des Gebietes Gayling als Standort für den
Kiesabbau kundzutun.
Uwe Wagner, Wortführer des Bürgerprotestes in Helmlingen und Organisator der Demonstration, gab zu: „Ich habe
Sorgen gehabt, ob es überhaupt klappt, und bin perplex, dass so viele
gekommen sind.“ Der Ortschaftsrat mit Ortsvorsteher Manfred Kreß war vor
das Rathaus gekommen, um sich das Anliegen der Bürger anzuhören.
Wagner: „Wir wenden uns gegen die Politik, die bislang gemacht wurde.
Denn sie wendet sich gegen die Menschen von Helmlingen, die überwiegend
gegen die Nutzung des Gayling für den Kiesabbau sind.“ Er warf dem
Ortschaftsrat vor, den Bürgerwillen zu missachten.
Uwe Wagner verlas und übergab eine Resolution, deren Hauptziel es ist, dass der
Ortschaftsrat seine positive Entscheidung für die Aufnahme des Gayling
in den Regionalplan als künftigen Kiesstandort bis zum 31. Juli
zurücknimmt. Die wichtigsten Punkte der Resolution: Die Bürger
Helmlingens hätten sich mit großer Mehrheit in einer Befragung gegen den
Kiesabbau ausgesprochen. Außerdem sei mit dem Baggersee im
Naturschutzgebiet Mittelgrund schon eine große Wasserfläche vorhanden.
Der Gayling sei Teil eines Vogelschutzgebietes – „Naturschutz geht vor
wirtschaftlichen Interessen“.
Der Rheinniederungskanal, der den Gayling durchfließe, sei Teil eines FFH-Gebiets. Es bestehe die Gefahr
der Zerstörung von zwei angrenzenden Naturschutzgebieten durch die
Einrichtung der Infrastruktur, die für den Abtransport des Kieses
benötigt wird. Weitere Punkte: Wegfall eines Naherholungsgebietes und
von landwirtschaftlichen Flächen, Gefahr durch Hochwasser sowie
Lärmbelästigungen für die Bevölkerung aber auch die Tierwelt.
Ortsvorsteher Kreß nahm das Schreiben entgegen und wiedersprach der Darstellung, dass
die Bürger außen vor gelassen würden. „Es ist nichts hinter
verschlossenen Türen passiert. Wir hatten öffentliche
Ortschaftsratssitzungen, zu denen vier Zuhörer kamen“, so Kreß. Zudem
sei noch nichts entschieden, der Regionalverband Südlicher Oberrhein
habe noch keine Stellungnahme abgegeben.
Begleitet wurde seine Aussage von ungläubigem Gelächter seitens der Bürger und von vehementen
Protesten durch Uwe Wagner, der darauf bestand, den Grund für die
positive Einstellung des Ortschaftsrates zu dem Projekt zu erfahren.
„Wir haben aus wirtschaftlichen Gründen zugestimmt“, so Kreß.
Schließlich gelte es, durch die Pachteinnahmen die Infrastruktur des
Ortsteils aufrecht zu erhalten. Ob Einnahmen allerdings in der Höhe
kommen, wie erhofft, bezweifelte Wagner: „Der Gayling gehört dem Land.“
In die immer erregtere Debatte griff schließlich Joachim Thomas, Sprecher
des Landesnaturschutzverbandes Baden-Württemberg für Kehl, Rheinau und
Willstätt, ein. „Was das Verfahren angeht, hat der Ortschaftsrat Recht –
es ist noch nichts entschieden.“ Aus seiner Kritik machte er allerdings
keinen Hehl: „Wir lehnen das Kieswerk ab, dem haben sich 34
Naturschutzverbände in Baden-Württemberg angeschlossen.“ Es sei einmalig
im Land, dass die Infrastruktur für ein Kieswerk durch ein
Naturschutzgebiet führen solle: „Wir können uns nicht vorstellen, dass
das Land das genehmigt.“ In den Ministerien spreche man vom „Sündenfall
Rheinau“. „Ich bin guter Dinge, dass es nicht so kommen wird, aber wir
müssen dran bleiben“, so Thomas.
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