Eine erdgeschichtliche Reise
Vom Vulkankegel zum Mühlendorf

Die Gruppe wurde auf der Suche nach seltenen Mineralien im Steinbruch fündig. | Foto: Tourist-Info Ottenhöfen
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  • Die Gruppe wurde auf der Suche nach seltenen Mineralien im Steinbruch fündig.
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Ottenhöfen (st) Nicht nur die Einheimischen wissen, dass der malerische Luftkurort Ottenhöfen allerlei zu bieten hat. Auch zahlreiche Touristen aus nah und fern zieht es das ganze Jahr über ins Achertal, um die einzigartige Naturkulisse des Schwarzwalds und die badische Gastfreundschaft zu erleben.

Jetzt besuchte allerdings eine besonders illustre Gruppe das Mühlendorf. Bewaffnet mit Hämmern, Lupen und sogar Geigerzählern hatten sie allerdings nichts mit den Hästrägern des Schwarzwalds gemein. Es handelte sich um die Geo-Gruppe aus Calw im Nagoldtal, die mit dem im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord bekannten Geologen Dr. Andreas Megerle, regelmäßige „Geo-Spotting“-Exkursionen unternimmt. Dabei werden aus geologischer Sicht besonders interessante und spannende Orte besucht, die dem geübten Auge etwas über die Erdgeschichte erzählen und darüber hinaus mit etwas Glück einige besondere Mineralienfunde versprechen. Zur Geo-Gruppe aus Calw gesellte sich noch eine weitere Gruppe. Teilnehmer des diesjährigen Ausbildungskurses zum Schwarzwald-Guide, fanden den Weg aus dem ganzen Naturpark nach Ottenhöfen, um sich den Hobby-Geologen rund um Dr. Megerle anzuschließen.

Die rund 30 Personen hatten etwas gemeinsam. Sie folgten alle der Einladung von Melanie Steinlein, der Leiterin der Ottenhöfener Touristinformation. „Ich freue mich unheimlich, dass so viele von ihnen den Weg ins schöne Ottenhöfen gefunden haben“ begrüßte Steinlein die Gäste und meinte weiter: „Ich bin mir sicher, sie werden alle begeistert sein“. Steinlein hatte in diesem Jahr selbst ihre Ausbildung zur Schwarzwald-Guide abgeschlossen und hierdurch Kontakte im gesamten Schwarzwald geknüpft – für sie ein Grund, den Anderen einmal ihre Wirkungsstätte vorzustellen. Hierbei hatte sie ein besonders Programm organisiert, bei dem sie tatkräftig von engagierten Ottenhöfenern unterstützt wurde.

Auf Mineraliensuche

 
Los ging es am Steinbruch der Firma Wilhelm Bohnert im Gottschlägtal. Werksleiter Jan Steibelt nahm die Gruppe in Empfang und erzählte von der Geschichte des Steinbruchs, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Das Gestein, welches ab den 1920er-Jahren großes Interesse und den Geschäftssinn des Firmengründers Wilhelm Bohnert weckte, ist der sogenannte Grünberg-Quarzporphyr, ein besonders hartes Gestein, welches bis heute die höchsten Anforderungen für Bahnschotter erfüllt. Bei einer Führung über das Werksgelände erfuhren die Teilnehmer mehr über die Abbaumethoden und die Vorteile, regional produzierter Mineralischer Schüttgüter. So fällt der Flächenverbrauch im Tagebau aufgrund der hohen Abbauhöhe relativ gering aus und die Transportwege können dank der betriebseigenen Bahnverladestation sehr effizient betrieben werden. Ergänzend zu den Ausführungen Steibelts, erklärte Dr. Megerle den Teilnehmern die geologischen Hintergründe. „Sie stehen hier auf einem ehemaligen Vulkan, die Lava ist allerdings schon seit fast 300 Millionen Jahren erkaltet“.

Dann folgte für die Hobby-Geologen aus der Gruppe der Moment auf den sie gewartet hatten. An einem sogenannten Klopfplatz hieß es „Hammer frei“, worauf die Suche nach den besten und seltensten Mineralien begann. Objekt der Begierde waren dabei vor allem Turmaline, Manganerze und Dentriten. Die Funde konnten dank der Expertise Dr. Megerles gleich vor Ort bestimmt werden. Die schönsten Stücke durften selbstverständlich mitgenommen werden, was dazu führte, dass der ein oder andere einen schwer gefüllten Rucksack zurück zum Parkplatz zu schleppen hatte.

Mühlendorf

Dort wurde die Gruppe dann auch schon von Matthias Rohrer in Empfang genommen. Rohrer stelle sich als einer der Mühlenbauer der Ottenhöfener Trachten- und Volkstanzgruppe vor und lud dazu ein, ihn zur Mühle am Hagenstein, die im Volksmund auch „Koppmühle“ genannt wird, zu begleiten. Eine kurze Autofahrt und einen nicht weniger kurzen Fußmarsch später, standen die Teilnehmer am Ufer der Acher. „Ottenhöfen wird nicht ohne Grund Mühlendorf genannt, denn hier galt es früher als Zeichen des Wohlstands, sich eine eigene Mühle leisten zu können“, so Rohrer. Leider sind viele dieser schönen Mühlen im Laufe der Zeit verfallen. Die Trachten- und Volkstanzgruppe Ottenhöfen hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, dieses typische Kulturgut der Region wieder herzurichten, zu erhalten und für interessierte Menschen erlebbar zu machen. So wurde die Koppmühle Anfang der 80er-Jahre in ehrenamtlicher Arbeit komplett wieder aufgebaut. Im Jahr 2013 gelang Rohrer und seinem Team dann sein „Gesellenstück“, indem er ein neues Wasserrad für die Kopp-Mühle baute. „Niemand konnte uns so richtig sagen wie sowas geht“ so Rohrer schmunzelnd, „aber was am Schluss dabei herausgekommen ist, kann sich glaub sehen lassen.“ Selbstverständlich nahm die Gruppe das Wasserrad genau in Augenschein und befand es einstimmig für sehr gelungen. Zur Belohnung durften die Teilnehmer dann auch einen Blick in die Mühle werfen, wo Rohrer die genaue Funktionsweise des Mahlwerks erklärte und alle Fragen dazu beantwortete. Nur ein Raum im oberen Stockwerk der Mühle schien offensichtlich für die Besucher verschlossen zu bleiben und viele fragten sich, was sich hinter dieser Türe wohl verbirgt.

Es dauerte nicht lange und die Türe öffnete sich. Melanie Steinlein erschien und bat darum einzutreten. Ein Tisch voller Leckereien erwartete die Besucher. Von Steinlein am frühen Morgen des Tages selbst gebackene Blätter- und Hefeteigleckereien schafften eine gute Grundlage für eine Auswahl exklusiver Weine aus der Region. Da Steinlein nicht nur Schwarzwalds-Guide, sondern auch noch Wein-Guide ist, wusste sie natürlich einiges zu den feinen Schlückchen in den Gläsern zu erzählen. „Und, habe ich ihnen zu viel versprochen?“ fragte Steinlein gegen Ende des Tages in die Runde. Die zufriedenen Gesichter um sie herum sagten mehr als tausend Worte, dennoch erklang hier und da ein unüberhörbares „Das ist sicher nicht das letzte Mal, dass ihr uns in Ottenhöfen seht!“. Und wenn man den Plänen glauben mag, die auf dem Rückweg zu den Autos von einzelnen bereits geschmiedet wurden, mag das wohl auch nicht lange auf sich warten lassen.

Die Gruppe wurde auf der Suche nach seltenen Mineralien im Steinbruch fündig. | Foto: Tourist-Info Ottenhöfen
Mühle am Hagenstein | Foto: Tourist-Info Ottenhöfen

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