Badischer Weinbauverband eröffnet Weinlese
Kleiner, aber guter Jahrgang

Zufriedene Gesichter bei der Herbstpressekonferenz des Badischen Weinbauverbandes. Auf den Jahrgang 2024 stoßen an (v. l.): Geschäftsführer Holger Klein,  Minister Peter Hauk, die Badische Weinkönigin Lucia Winterhalter, Weinbaupräsident Rainer Zeller sowie der Bürgermeister der Gemeinde Vogtsburg i. K., Benjamin Bohn,  und Thomas Weiler, Geschäftsführer der Bischoffinger Winzer e.G. | Foto: P. Littner
  • Zufriedene Gesichter bei der Herbstpressekonferenz des Badischen Weinbauverbandes. Auf den Jahrgang 2024 stoßen an (v. l.): Geschäftsführer Holger Klein, Minister Peter Hauk, die Badische Weinkönigin Lucia Winterhalter, Weinbaupräsident Rainer Zeller sowie der Bürgermeister der Gemeinde Vogtsburg i. K., Benjamin Bohn, und Thomas Weiler, Geschäftsführer der Bischoffinger Winzer e.G.
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Freiburg/Ortenau (st) Am Montag, 9. September, gab der Badische Weinbauverband mit seiner Herbstpressekonferenz den offiziellen Startschuss für die Weinlese 2024 im südlichsten deutschen Anbaugebiet. In der Bischoffinger Winzer eG, die dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert, konnte Weinbaupräsident Rainer Zeller neben Landwirtschaftsminister Peter Hauk auch zahlreiche Medienvertreter begrüßen, heißt es in einer Pressemitteilung. In seiner Begrüßungsrede wies Zeller auf die aktuellen Herausforderungen für die Winzer im Land hin und forderte die Politik auf, den Weinbau in schwierigen Zeiten zu unterstützen, beispielsweise bei der Förderung des Pheromonprogramms zur biologischen Bekämpfung des Traubenwicklers, aber auch bei Aktivitäten zum Erhalt der Kulturlandschaft. Hier sei eine Allianz aus Politik, Weinbau, Tourismus und Kommunen gefragt, so Zeller, die gemeinsam Lösungen für den Ländlichen Raum entwickeln müsse. Mit Blick auf das Marketing für heimischen Weine forderte Präsident Zeller eine tragfähige Lösung für Baden-Württemberg, in diesem Punkt hätten die Nachbarn in Rheinland-Pfalz aktuell die Nase vorn. Unser Ziel muss es allerdings sein, den Marktanteil badischer Weine in der Region und darüber hinaus wieder auszubauen, so Zeller.

Weniger Menge, bei sehr guter Qualität

„Bei allen Herausforderungen, mit denen sich die Weinbranche gerade konfrontiert sieht, gibt es aber auch positive Nachrichten.“, freute sich Verbandsgeschäftsführer Holger Klein. Damit spielte er auf den Weinjahrgang 2024 an. Die Winzer dürfen sich zum jetzigen Zeitpunkt über topgesundes Lesegut und vielversprechende Qualitäten freuen. „Für unsere Betriebe ist das auf der Zielgeraden die Belohnung für ein arbeitsintensives Jahr, das einige Nerven gekostet hat.“ Der Jahrgang war von einem niederschlagsreichen Frühjahr geprägt, was einen hohen Druck an Pilzkrankheiten, insbesondere dem falschen Mehltau, zur Folge hatte.

Die Winzer hatten alle Hände voll zu tun, um mit dem Pflanzenschutz hinterherzukommen. In Mittel- und Nordbaden haben außerdem Spätfröste Ende April dafür gesorgt, dass die Ertragserwartung deutlich unter dem zehnjährigen Mittel liegt. Entsprechend wird sich die Ertragssituation über das gesamte Anbaugebiet betrachtet eher inhomogen darstellen. Während sich die Menge in Südbaden nach ersten Schätzungen leicht unterhalb des langjährigen Mittels bewegen dürften, ist in Mittel- und Nordbaden (in den Bereichen Breisgau, Ortenau, Kraichgau und Tauberfranken) mit teilweise deutlich geringeren Erträgen zu rechnen. Gründe hierfür sind neben den erwähnten Frost- auch regionale Hagelereignisse.

Nach Auswertung der ersten Ertragsschätzungen geht der Weinbauverband von einer Erntemenge zwischen 100 und 110 Millionen Litern aus, was einem Hektarertrag im Bereich von 65 bis 72 Hektoliter entspräche. Der Jahrgang 2024 wird also mengenmäßig zu den kleineren Jahrgängen der vergangenen zehn Jahren zählen. Auf das gesamte Anbaugebiet gerechnet bedeutet das eine um rund 15 bis 20 Prozent geringere Erntemenge im Vergleich zum Vorjahr und eine prognostizierte Erntemenge, die etwa zehn bis 15 Prozent unter dem zehnjährigen Mittel liegt.

„Obwohl das Jahr für die Betriebe, insbesondere für die biologisch wirtschaftenden, sehr herausfordernd war, können wir mit guten Qualitäten rechnen. Die zu halten, war allerdings nur durch einen entsprechenden Einsatz von Pflanzenschutzmitteln möglich“, so Klein. Der Jahrgang 2024 war für die Winzer also vergleichsweise arbeitsintensiv und damit teuer in Bezug auf die Produktionskosten. Insbesondere in den Anlagen, die entsprechend bewirtschaftet wurden, sind die qualitativen Erwartungen hoch, denn die Wasser- und damit auch die Nährstoffversorgung der Reben war 2024 sehr gut. Auch die ph-Werte und der Gehalt an hefeverfügbaren Stickstoffen sind laut aktuellen Messungen sehr gut, was gute Voraussetzungen für stabile Moste, einen idealen Gärverlauf und aromatische Weine darstellt.

Positive Signale

Unterm Strich blicken die badischen Winzer, aller Turbulenzen während der Vegetation zum Trotz, sehr positiv auf den Beginn der Hauptlese, die Mitte September starten wird. Auch die Signale aus der Politik geben Hoffnung, denn Minister Hauk versprach in seinem weinbaupolitischen Statement, sich in den aktuellen Haushaltsverhandlungen für eine Erhöhung der Pheromonförderung einzusetzen. Außerdem wolle er mit Hochdruck und in enger Abstimmung mit der Weinbranche Maßnahmen entwickeln, um dem Konsumrückgang entgegenzuwirken und auch den Export heimischer Weine anzukurbeln. Mit Blick auf die Bundespolitik wolle er Anpassungen an bestehenden Förderprogrammen durchsetzen um geförderte Biodiversitätsbrachen auch in Sonderkulturen zu ermöglichen.

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