Konjunkturumfrage der Kammer bei Betrieben
Dem Handwerk geht es noch gut

"Es herrscht eine grundlegende Verunsicherung." | Foto: HWK

Freiburg/Ortenau(rek) Dem Handwerk in Südbaden geht es derzeit gut. Mit einem deutlichen "Noch" versieht die Aussage Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. Zusammen mit Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Geschäftsführung, stellte er die aktuelle Konjunkturumfrage unter den Mitgliedsbetrieben vor. "Die Geschäftslage befindet sich in einer stabilen Seitwärtsbewegung, die Erwartungen für die kommenden Monaten rutschen aber deutlich in den Keller", so Ullrich. Selbst während der Pandemiejahre hätten die Handwerksbetriebe bessere Erwartungen gehabt.

"Völlig an Realität vorbei"

In der Umfrage, so stellte Ullrich fest, haben sich die reale Geschäftslage und die Aussichten für die Zukunft entkoppelt. Als Gründe sieht der Kammerpräsident eine grundlegende Verunsicherung sowie fehlendes Vertrauen in die Politik und nennt ein Beispiel: Das Ziel der Bundespolitik, im vergangenen Jahr 400.000 neue Wohnungen fertigzustellen, sei mit 293.00 Wohnungen deutlich verfehlt worden. Daher gehe die Aussage von 600.000 Wohnungen für 2023 "völlig an der Realität vorbei".

Herausforderungen gebe es reichlich: hohe Inflation, steigende Preise für Rohstoffe und Materialen, lange Lieferzeiten für Komponenten und der Mangel an Fachkräften. 9,8 Prozent der Betriebe erwartet steigende Umsätze, früher sind es um die 30 Prozent gewesen, erläutert von Ungern-Sternberg. Steigende Umsätze sind nicht unbedingt ein positives Signal, so der Geschäftsführer. Denn die Betriebe können die Preise nicht in jedem Fall an die Verbraucher weitergeben.

Zu den guten Nachrichten zählt Ullrich, dass die Zahl der Handwerksbetriebe weitgehend stabil ist. Allerdings gibt es bei Betrieben mit Meisterpflicht ein deutliches Minus. Viele Inhaber gehen in Ruhestand und haben keinen entsprechenden Nachfolger für den Betrieb, benennt Ullrich Hintergründe. Aufgefangen wird die Statistik durch den Zuwachs bei sogenannten zulassungsfreien Berufen.

Beispielhaft für Gewerke, bei denen die Energiepreise besonders deutlich zu spüren sind, nennt Ullrich Bäcker und Fleischer. Sie haben größtenteils durchgehalten, lobt Ullrich. Drei Bäcker und sieben Fleischer haben am Oberrhein ihre Betriebe geschlossen. "Viele Betriebe kämpfen ums Überleben", berichtet Ullrich und wirbt um das regionale Einkaufen der Kunden.

Zur Lage gehört auch: Jeder fünfte Betrieb berichtet von einer aktuellen Auslastung von mehr als 100 Prozent, bei zehn Prozent liegt sie allerdings unter 60 Prozent.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.