Die Glosse im Guller
Wenn Bürgermeister zur der Schaufel greifen
Ich mag Spatenstiche. Im Blitzlichtgewitter stehen Bürgermeister in Budapestern und andere wichtige Menschen im Matsch und schwingen Schaufeln. Sicherlich ist Spatenstich auf der Hochschule Kehl, der Kaderschmiede für Bürgermeister, ein eigenes Fach mit den Lerninhalten: Diese Frisuren leiden nicht unterm Bauhelm. Zuversichtlich in die Zukunft schauen trotz Sand in den Augen. So bekomme ich den Matsch von den Wildlederslippern. Im Anschluss gibt es Bier. Ob mit oder ohne Alkohol ist egal. Wichtig ist nur, es aus der Flasche zu trinken. Biertulpen und Baustellen passen nicht.
Glasfaserausbau
Seit einiger Zeit kommen Ortenauer Journalisten durch den Glasfaserausbau in den Genuss von besonders vielen Spatenstichen. Viel Glück dieser Welt hängt am schnellen Internet. Es ist wichtig für die moderne Verwaltung, ein entscheidender Standortfaktor für die Wirtschaft. Und niemand will noch irgendwo wohnen, wo er Netflix nicht optimal laden kann. Nun gehört zum Spatenstich immer auch eine gewisse Aufbruchfreude. Diese scheint in Sachen Glasfaser inzwischen nicht immer ganz so euphorisch, wie Beobachter registrieren. So sehr sich jeder das schnelle Internet herbeisehnt. Der Weg dorthin erfordert mitunter Geduld und eine gewisse Leidensbereitschaft. Man denke nur an das Debakel in Neuried. Da wurde echt fleißig verlegt. Doch statt Netflix guckten die Bürger nur in Leerrohre und auf eine Spur von schadhaften Straßen. Schließlich verbot der Bürgermeister genervt weitere Baustellen, bevor die alten nicht ordentlich abgeschlossen sind.
Tatsächlich scheint bei den Glasfaser-Ausbau-Spatenstichen neben dem hochgeworfenen Erdreich inzwischen oft ein bisschen Sorge in der Luft zu liegen. So werden Pressemeldungen über solche Ereignisse immer mal wieder vorsorglich Sätze hinzugefügt wie: "Die Gemeinde ist nicht Bauherr und kann daher auch keine Auskünfte zum Thema Konflikte beim Bau geben." Ich mag Spatenstiche trotzdem.
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