Fußnote – die Glosse im Guller
Wehr- und Hilflosigkeit
Schau einer an, das Datennetz der Bundesverwaltungen wurde gehackt. Dabei soll das doch besonders sicher sein. Entsprechend groß ist die Aufregung.
Vor allem die zuständigen Sicherheitskräfte sollen mächtig sauer sein. Nein, nicht weil die Vorkehrungen versagt haben, sondern weil der Hackerangriff nach rund drei Monaten öffentlich bekannt wurde. Sie selbst bemerkten angeblich im Dezember, dass ein Unberechtigter seit mindestens einem halben Jahr im Netzwerk sein Unwesen treibt. Und wenn es nach den Sicherheitsleuten gegangen wäre, hätten sie wohl gerne noch länger stillschweigend dabei zugesehen, wie er das tut.
Für mich klingt das irgendwie schräg. Aber ich habe natürlich auch überhaupt keine Ahnung von Spionageabwehr im Allgemeinen und Cybersicherheit im Besonderen. Möglicherweise gilt es in der Branche als Königsdisziplin Hacker-Spione heimlich beim Spionieren auszuspioniern. Nun scheint die öffentliche Aufmerksamkeit den Hacker aber auch gar nicht weiter zu stören. Wenn ich das richtig verstanden habe, wurde er irgendwie isoliert, macht aber trotzdem weiter.
Ich persönlich glaube ohnehin, die Sicherheits-Verantwortlichen nervte das Outing nur deshalb, weil sie keine plausiblen Erklärungen parat hatten, warum es mit der IT-Sicherheit in unserem Land nicht weit her ist. Dabei ist es eigentlich völlig wurscht, was sie sagen. Denn es werden zwar von verschiedenen Seiten aufgebracht Antworten und Konsequenzen gefordert. Aber wenn beides ausbleibt, schert sich auf Dauer auch niemand drum.
Man denke nur an die Debatte vom Zustand der Bundeswehr-Ausrüstung. Nein, ich meine nicht die Aktuelle, sondern die vor vier Jahren. Richtig, da gab es schon einmal Aufregung um den Schrott, mit dem Soldaten Land und Demokratie verteidigen sollen.
Doch vom schweren Kriegsgerät zurück zur IT-Sicherheit: Auch da haben wir Angreifern offenbar nicht viel entgegenzusetzen. Der russische Geheimdienst soll ja dahinterstecken. Es könnten aber auch Chinesen sein, die nur so tun, als wären sie Russen. Oder sind es wieder unsere amerikanischen Freunde, die schon mal das Handy der Kanzlerin überwachten?
Eigentlich ist es mir auch egal, wer von all den potentiell Verdächtigen nun weiß, wie viel Klopapier das Auswärtige Amt jeden Monat verbraucht. Nicht egal ist mir, dass wir unsere Wehr- und Hilflosigkeit trotz viel Geschrei letztendlich einfach so hinnehmen.
Anne-Marie Glaser
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